- Finanzkommentar Felix Bodmer
- Umbau des Konzerns auf Kurs
- Hohe Eigenkapitalquote nach Übernahme von Looser
Finanzkommentar
Felix Bodmer
Die Arbonia verzeichnete im Geschäftsjahr 2016 einen Nettoumsatz von CHF 995.3 Mio., was im Vergleich zum Vorjahr einer Zunahme von 5.7 % entspricht. Währungs- und akquisitionsbereinigt betrug das Wachstum 0.9 % (Vorjahr – 4.4 %). Der positive Akquisitionseffekt aus Wertbau und Koralle betrug 4.1 % während der Währungseffekt 0.7 % ausmachte. Dadurch konnte der negative Währungseffekt aus 2015 von – 7.9 % wegen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses zwar nicht kompensiert werden, aber immerhin hat sich der Schweizer Franken in Relation zu den anderen Währungen, insbesondere zum Euro, leicht abgeschwächt. Das organische Wachstum im 1. Halbjahr 2016 betrug 2.3 %, wohingegen es im 2. Halbjahr mit – 0.3 % leicht negativ war. Wie auch bei anderen Gebäudezulieferern war vor allem eine Abschwächung einiger westeuropäischer Märkte im 3. Quartal 2016 dafür verantwortlich.
Im Jahresabschluss per 31.12.2016 ist Koralle für drei Monate enthalten, aus Gründen der Wesentlichkeit nicht aber die im Dezember 2016 akquirierte Looser Gruppe. In der Bilanz per 31. Dezember 2016 ist die Looser Gruppe mit provisorischen Werten enthalten.
Nach dem Rekordverlust des Vorjahrs resultierte im Geschäftsjahr 2016 ein kleiner Gewinn von CHF 7.6 Mio. Ohne Einmaleffekte beträgt das Konzernergebnis CHF 12.2 Mio. (Vorjahr CHF – 14.5 Mio.). Die im 2015 eingeleiteten strategischen Massnahmen konnten plangemäss umgesetzt werden. Dies betrifft insbesondere die Verlagerungen der Fensterproduktionen aus Altstätten (CH) und Villeneuve (CH) in die Slowakei bzw. nach Ostdeutschland sowie die Verlagerung der Sonderheizkörper von Arbon (CH) nach Stříbro (CZ). Wir erwarten, dass der Umbau des Konzerns gegen Ende 2017 weitgehend abgeschlossen sein wird, sodass die positiven Effekte daraus im Jahr 2018 grösstenteils realisiert werden können.
Umbau des Konzerns auf Kurs
Erste Erfolge konnten aus den eingeleiteten Massnahmen und insbesondere aus den Verlagerungsprojekten im Geschäftsjahr 2016 realisiert werden. Dadurch verbesserten sich sowohl Material-, Personal- als auch übriger Betriebsaufwand in Prozent vom Nettoumsatz im Vergleich zum schwierigen Vorjahr. Zur Verbesserung der Materialquote haben auch die tieferen Rohstoffpreise beigetragen.
Durch die Kostensenkungen erhöhte sich das EBITDA im Geschäftsjahr 2016 auf 6.9 % des Nettoumsatzes (Vorjahr 2.8 %) oder absolut auf CHF 68.7 Mio. (Vorjahr CHF 26.6 Mio.). Selbst ohne Einmaleffekte verzeichnete das EBITDA mit 6.6 % des Nettoumsatzes gegenüber Vorjahr (6.0 %) eine deutliche Verbesserung. Allerdings sind die EBITDAs der Divisionen Fenster (ehem. Gebäudehülle) und Türen (ehem. Gebäudesicherheit) immer noch unbefriedigend, während die Division Gebäudetechnik auf gutem Weg ist, das für 2018 gesetzte Ziel zu erreichen, wozu auch die Akquisition von Koralle beigetragen hat. Das EBIT ohne Einmaleffekte ist auf 2.9 % des Nettoumsatzes angestiegen (Vorjahr 1.8 %). In absoluten Zahlen und mit Einmaleffekten beträgt das EBIT CHF 29.1 Mio. Ein Vergleich mit dem Vorjahr (CHF – 158.4 Mio.) ist wegen der in 2015 verbuchten Wertberichtigungen auf Goodwill sowie Restrukturierungskosten nicht sinnvoll.
Der Netto-Finanzaufwand von CHF 13.5 Mio. (Vorjahr CHF 23.2 Mio.) ist im Geschäftsjahr 2016 aufgrund der im Jahresdurchschnitt deutlich tieferen Nettoverschuldung und der Rückzahlung der Anleihe im Mai 2016 markant besser ausgefallen. Die Übernahme der Looser Gruppe belastete zwar den Zinsaufwand, hatte aber einen bescheidenen Einfluss, weil sie erst Mitte Dezember erfolgte. Als Sondereffekte, die den Netto-Finanzaufwand im Geschäftsjahr 2016 negativ beeinflussten, sind die Aufzinsung von Verbindlichkeiten aus der frühzeitigen Übernahme der restlichen Anteile an Sabiana sowie die Bankspesen in Zusammenhang mit der Neuordnung der Finanzierung als Folge der Übernahme der Looser Gruppe zu betrachten. Ohne diese Sondereffekte hätte der Netto-Finanzaufwand des Geschäftsjahres 2016 CHF 7.3 Mio. betragen (Vorjahr CHF 18.7 Mio.).
Gemäss IFRS resultierte ein Steueraufwand von CHF 8.0 Mio. gegenüber einem Steuerertrag von CHF 4.5 Mio. im Vorjahr. Der gewichtete durchschnittliche Konzernsteuersatz des Geschäftsjahres 2016 beträgt 34.1 %. Er ergab sich überwiegend aus den hohen Gewinnanteilen der ausländischen Gesellschaften mit deutlich höheren Steuersätzen, denen Verlustanteile einiger Schweizer Gesellschaften mit deutlich tieferen Steuersätzen gegenüberstehen. Eine Normalisierung des gewichteten durchschnittlichen Steuersatzes von ca. 25 % dürfte erst ab 2018 eintreten.
Hohe Eigenkapitalquote nach Übernahme von Looser
Die Bilanzsumme der Arbonia per 31.12.2016 ist wegen der Übernahme der Looser Gruppe und der damit verbundenen Kapitalerhöhung auf CHF 1 522.7 Mio. (Vorjahr CHF 900.5 Mio.) angestiegen. Dadurch hat sich die Eigenkapitalquote per Bilanzstichtag auf 47.9 % (Vorjahr 39.1 %) verbessert. Gleichzeitig haben sich die Positionen Goodwill und Immaterielle Anlagen auf CHF 226.0 Mio. (Vorjahr CHF 41.1 Mio.) respektive CHF 215.1 Mio. (Vorjahr CHF 57.9 Mio.) erhöht. Die zusätzlichen Amortisationen auf Immateriellen Anlagen werden zukünftig das EBIT belasten.
Der Free Cashflow (Geldflüsse aus Geschäftstätigkeit und Investitionstätigkeit) beträgt im Geschäftsjahr 2016 CHF – 67.3 Mio. (Vorjahr CHF 16.0 Mio.). Die massgebenden Einflüsse waren die Akquisitionen von Looser und Koralle sowie der Verkauf der Liegenschaften an der Industriestrasse in Arbon (CH). Ohne diese und einige kleinere Einmaleffekte hätte der Free Cashflow CHF – 25.8 Mio. betragen. Der Netto-Geldabfluss ist auf den relativ schwachen Geldfluss aus Geschäftstätigkeit und die massiv höheren Investitionen von CHF 57.7 Mio. (Vorjahr CHF 20.9 Mio.) zurückzuführen. Die Investitionen dürften für die Jahre 2017 und 2018 noch wesentlich höher ausfallen.
Dank der Finanzierung der Koralle-Akquisition durch eine Aktienplatzierung und der Bezahlung des überwiegenden Teils der Looser Transaktion mit eigenen Aktien konnte die Nettoverschuldung auf CHF 225.1 Mio. (Vorjahr CHF 21.7 Mio.) begrenzt werden. Ohne die Akquisition der Looser Gruppe hätte die Nettoverschuldung der Arbonia CHF 45.2 Mio. betragen. Der Nettoverschuldungsgrad (Nettoverschuldung / EBITDA) per 31.12.2016 beträgt – 1.91 (Vorjahr – 0.77). Damit sind sämtliche Finanzkennzahlen eingehalten. Mit dem bereits im August 2016 angekündigten Verkauf des Bereichs Beschichtung von Looser dürften sowohl die Nettoverschuldung als auch der Nettoverschuldungsgrad deutlich verbessert werden.