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Aktionärsbrief

Von der AFG zur Arbonia Gruppe − das Jahr 2016 hat dem traditionsreichen Gebäudezulieferer nach den harten Einschnitten weit mehr als nur einen neuen Namen gebracht. Mit zwei bedeutenden Akquisitionen, der Koralle Gruppe im Sommer / Herbst und insbesondere der Looser Gruppe Ende 2016, ist die Arbonia nicht nur in eine neue Dimension der Unternehmensgrösse vorgestossen. Vielmehr ruht der Konzern bezüglich Umsatz, jeweiliger Marktposition sowie zukünftiger Ertragskraft nun auf annähernd vergleichbaren Divisionen. Durch das öffentliche Kauf- und Tauschangebot an alle Looser-Aktionäre sowie die erfolgreiche Platzierung von neuen Aktien zur Refinanzierung der Koralle-Transaktion stellte Arbonia zudem sicher, dass sich die Nettoverschuldung langfristig nicht erhöht. Arbonia ist gut auf Kurs, um die 2015 bekannt gegebenen und nach der Looser Akquisition angepassten finanziellen und strategischen Ziele für das Jahr 2018 zu erreichen.

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre
Sehr geehrte Damen und Herren

Die Arbonia Gruppe verzeichnete im Geschäftsjahr 2016 bei allen relevanten Kenngrössen eine erfreuliche Entwicklung. Das Unternehmen steigerte den Umsatz sowie die Betriebserträge und erzielte ein positives Unternehmensergebnis nach Steuern. Die Fortschritte in der Profitabilität sind erste Früchte der Massnahmen, die im zweiten Halbjahr 2015 zur Restrukturierung und Neupositionierung eingeleitet wurden. Der Geschäftsgang war 2016 einerseits beeinflusst von einer Seitwärtsbewegung im Heimatmarkt Schweiz, andererseits von der positiven Dynamik in Deutschland, dem zweiten grossen Heimatmarkt der Arbonia.

Der Konzernumsatz wuchs gegenüber Vorjahr um 5.7 % auf CHF 995.4 Mio. (2015: CHF 941.4 Mio.), währungs- und akquisitionsbereinigt um 0.9 %. Eine Steigerung erzielte Arbonia bei der Profitabilität. Das EBITDA erhöhte sich auf CHF 68.7 Mio., womit es sich gegenüber Vorjahr mehr als verdoppelte (2015: CHF 26.6 Mio.). Ohne Sondereffekte weist die Gruppe ein EBITDA von CHF 66.0 Mio. (Vorjahr CHF 56.7 Mio.) aus. Das EBIT beträgt mit Sondereffekten CHF 29.1 Mio. Ohne Sondereffekte stieg das EBIT auf 2.9 % des Nettoumsatzes an (Vorjahr 1.8 %). Die Arbonia Gruppe erzielte im Berichtsjahr ein positives Unternehmensergebnis nach Steuern im Umfang von CHF 7.6 Mio. Ohne Einmaleffekte beträgt das Konzernergebnis CHF 12.2 Mio. (Vorjahr CHF – 14.5 Mio.).

Risiken und Chancen im Marktumfeld

Während des Berichtsjahrs hielt im Heimatmarkt Schweiz der starke Wettbewerbsdruck an, der die Baubranche seit Jahren prägt. Unter dem Einfluss verschiedener Faktoren, unter anderem dem starken Wechselkurs des Schweizer Franken, führte dies zu einer Seitwärtsbewegung des Marktes. Die Nachfrage war insbesondere im Renovations- und Sanierungssektor schwach.

Demgegenüber entwickelte sich die Bautätigkeit in Deutschland wie schon im Vorjahr auf hohem Niveau. Der positive Trend wurde insbesondere bei Neubauprojekten verzeichnet, während der Markt für Renovationen weniger dynamisch wuchs. Programme zur Schaffung von Wohnraum für Flüchtlinge sowie die Zuwanderung in die Ballungszentren gaben der Branche insgesamt Auftrieb. Hinzu kamen ein weiterhin historisch tiefes Zinsniveau und ein Mangel an alternativen Anlagemöglichkeiten, die die Investitionen in Wohnungsneubauten weiter antreiben. Das Wachstum, allen voran im zweiten Halbjahr 2016, wurde allerdings von dem bereits an der Kapazitätsgrenze arbeitenden Baugewerbe gebremst.

Die zunehmende politische und finanzielle Instabilität in gewissen europäischen Märkten beeinträchtigte auch das Investitionsklima, allen voran in Italien. Dieser Markt startete zu Jahresbeginn vielversprechend, enttäuschte aber im Jahresverlauf. Die osteuropäischen Märkte Slowakei, Tschechien und Polen entwickelten sich auch im zweiten Semester mit erfreulichen Wachstumsraten.

Übergreifende Aktivitäten der Arbonia Gruppe

Im Jahr 2015 hatte der Verwaltungsrat aufgrund einer sich dramatisch verschlechternden Ertragslage und der limitierten Wachstumsaussichten umfangreiche Massnahmen zur Restrukturierung und Neupositionierung des Unternehmens beschlossen. Als übergeordnete Ziele strebt Arbonia an, ein führender Gebäudezulieferer für Zentraleuropa zu werden und ihre Position in den Kernmärkten zu stärken, um nachhaltiges Wachstum mit profitablen und zukunftsträchtigen Geschäften zu erzeugen. Mit den Übernahmen der Koralle Gruppe im Sommer / Herbst sowie der Looser-Gruppe Ende 2016 hat Arbonia externe Chancen genutzt, um entscheidende Schritte zur Erreichung dieser strategischen Ziele zu realisieren. Durch die Looser-Übernahme, die im Dezember 2016 abgeschlossen wurde, ist Arbonia in eine neue Dimension der Unternehmensgrösse vorgestossen. Weitere Informationen zur Looser Transaktion sind auf hier beschrieben.

Zudem setzte Arbonia im Berichtsjahr die Arbeit an drei prioritären Massnahmen fort: die Verlagerung des Produktions-Footprints von der Schweiz zu Standorten mit einer vorteilhafteren Kostenstruktur, die Konzentration auf Divisionsstrategien mit einhergehender Internationalisierung sowie die Etablierung einer schlanken Industrieholding.

Strategien und Ziele der Divisionen

Welchen Beitrag leisteten die drei Divisionen Gebäudetechnik, Fenster (ehemals Gebäudehülle) und Türen (ehemals Gebäudesicherheit) hierzu? Nachfolgend lesen Sie die wichtigsten Punkte; für Einzelheiten verweisen wir auf die separaten Divisionsberichte ab hier.

Im Rahmen eines umfassenden Investitionsprogramms im Umfang von ca. CHF 45 Mio. rationalisiert die Division Gebäudetechnik innerhalb ihrer Business Unit Heiztechnik die vorhandenen Fertigungsstrassen und die Logistik in Plattling (D). Die Business Unit Sanitär erweitert ihre Fertigungs- und Lagerhalle am selben Standort.

Mit der im Herbst 2016 akquirierten Koralle Gruppe konnte die Marktposition in den DACH-Regionen ausgebaut werden. Die Integrationsaktivitäten verlaufen weiterhin plangemäss und sollten bis Ende 2017 abgeschlossen sein. Durch die Integration der Koralle Gruppe können vielfältige Synergien genutzt werden und durch die Beibehaltung der drei etablierten Marken Kermi, Koralle und Baduscho erreichen wir eine höhere Marktdurchdringung.

Die Business Unit Klima- und Lüftungstechnik übernahm Ende Juli 2017 ihren französischen Vertriebspartner Sabiatherm. Die Akquisition von Sabiatherm und der damit verbundene Einstieg in den Direktvertrieb ermöglicht der Business Unit eine Verlängerung ihrer Wertschöpfungskette sowie eine noch intensivere Bearbeitung und Durchdringung der HLK-Märkte in Frankreich und Luxemburg.

Auf der Weltleitmesse ISH 2017 in Frankfurt stellt die Business Unit Klima- und Lüftungstechnik erstmals ihre neuen Produkte zur kontrollierten Wohnraumlüftung vor und erweitert somit ihr bestehendes Produktsortiment in den Bereichen industrielle Lüftung und Raumklimatisierung. Diese Neuentwicklung zeichnet sich unter anderem durch ihre Energie-Effizienzklasse A+ aus.

Die Division wird darüber hinaus auch zusätzlich weiter in die Wachstumsmärkte für kontrollierte Wohnraumlüftung und Fussbodenheizsysteme investieren.

Die Division Gebäudetechnik hat weiter die im Vorjahr begonnene Verlagerung der Fertigung für Sonderheizkörper vom schweizerischen Arbon nach Stříbro (CZ) abgeschlossen. Die ersten Heizkörper konnten Anfang Februar 2017 in eigens dafür neu erstellten Fertigungshallen in Tschechien produziert werden.

Die Division Fenster hat 2016 den Schwerpunkt der Aktivitäten auf den Erhalt der führenden Marktposition in der Schweiz gelegt und dabei ebenfalls parallel abzuwickelnde sowie umfassende Produktionsverlagerungen zum Abschluss gebracht: Die Produktion von Kunststoff- und Kunststoff/Aluminium-Fenstern wurde von Villeneuve (CH) nach Pravenec (SK) transferiert. Darüber hinaus arbeitete die Division intensiv im Zusammenhang mit der Integration der 2015 erworbenen Wertbau am Aufbau einer deutschen Marktorganisation.

Ein weiterer Schwerpunkt der Umbauarbeiten in der Division lag in der Transformation von vormals selbstständigen Ländergesellschaften in eine nunmehr europaweit zentral geführte sowie funktional organisierte Geschäftseinheit. Dank dieser neuen Organisation konnten in 2016 bereits erhebliche Einsparungen vor allem im Einkauf und Effizienzsteigerungen in der Produktion erzielt werden.

Zusätzlich entsteht im Werk in der Slowakei eine Produktion für Dreifachisolierglas. Diese neue, hochmoderne und vollautomatisierte Isolierglaslinie, das Glaslager mit automatisierter Beschickung der Zuschnittanlage sowie die Glassortieranlage werden optimal in den Prozesszyklus integriert und eliminieren somit Lieferabhängigkeiten. Die Produktion wird voraussichtlich im Herbst 2017 in Betrieb genommen.

Die Gesellschaften EgoKiefer und Wertbau entwickelten erstmals mit vereinten Kräften ein neues Holz/Aluminium- Fenster, das als modulares Baukastensystem aufgebaut ist. Die neue gemeinsame Plattform für die deutschsprachigen Märkte ermöglicht Synergien im Entwicklungs-, Beschaffungs-, Fertigungs- und Abwicklungsprozess.

Die Division Türen hat im Berichtsjahr den grössten Wandel vollzogen: Die Looser-Übernahme Ende 2016 brachte nicht nur einen substanziellen Wachstumsschub, sondern auch eine optimale Ergänzung der Produktpalette im Türengeschäft, eine geografische Ausweitung sowie neue Chancen der Markterschliessung. Mit diesem entscheidenden strategischen Schritt ist ein europäisch führender Türenhersteller und Komplettanbieter im Bereich Innentüren entstanden, mit starker Marktposition in Deutschland sowie in der Schweiz und grossem Potenzial in weiteren Ländern Zentraleuropas. Nach Abschluss der Transaktion am 13. Dezember 2016 startete der Integrationsprozess. Ziel ist, einen starken, ebenfalls funktional organisierten Geschäftsbereich zu formen und die geplanten Synergien in den folgenden Jahren zu realisieren.

Die Business Unit Forster Profilsysteme erreichte 2016 wichtige Ziele bei der Sortimentsbereinigung und in der Entwicklung von neuen Produkten. Verschiedene Massnahmen zur Kosteneinsparung und Verbesserung des Betriebsergebnisses sind in 2016 eingeleitet worden und zeigen bereits Wirkung.

Ausblick

Die Arbonia rechnet für das Geschäftsjahr 2017 mit einem Nettoumsatz in der Grössenordnung von > CHF 1.3 Mrd. Insgesamt geht Arbonia von einem EBITDA im Umfang von > CHF 110 Mio. aus.

Zusätzlich zu den Ergebnissen, die die Divisionen erwirtschaften werden, ist auf Stufe Konzern für 2017 ein Erlös für das Beschichtungsgeschäft von der Looser Gruppe zu erwarten. Wir sind zuversichtlich, die unterschiedlichen Beschichtungsgeschäfte in Bälde veräussern zu können. Der Erlös wird zur Verringerung der Nettoverschuldung der Arbonia AG genutzt.

Wir sehen uns auf dem richtigen Weg, die strategischen und finanziellen Ziele für das Jahr 2018 zu erreichen – angepasst an die veränderte Ausgangslage nach den Akquisitionen. Für das Jahr 2018 rechnet die Arbonia Gruppe mit einem Umsatz von rund CHF 1.4 Mrd. und einem EBITDA von rund CHF 150 Mio., dies bei einer Nettoverschuldung von unter CHF 100 Mio. Das Unternehmen strebt an, ab 2019 einen substanziellen Free Cashflow zu generieren und im selben Jahr wieder in der Lage zu sein, eine Dividende auszuschütten.

Dank

Das Geschäftsjahr 2016 war für die Mitarbeitenden und Führungskräfte der Arbonia sehr fordernd und verlangte von ihnen enorme Flexibilität. Zum einen galt es, substanzielle Kostensenkungsmassnahmen umzusetzen, zum anderen gleichzeitig grosse Übernahmen vorzubereiten, zu vollziehen und zügig mit deren Integration zu starten. Im Namen des Verwaltungsrats und der Konzernleitung danken wir allen Beteiligten für ihr grosses Engagement. Unser Dank gilt auch unseren Kunden sowie insbesondere Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr Vertrauen in unsere Strategie.

Arbon, Februar 2017

Alexander von Witzleben

Verwaltungsratspräsident und CEO

Felix Bodmer

CFO