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Aktionärs­brief

Die Arbonia realisierte im Geschäftsjahr 2017 weitere wichtige Schritte im Rahmen des Umstrukturierungs- und Strategieprozesses, der 2015 gestartet wurde. Nachdem sich das Unternehmen 2016 mit zwei bedeutenden Akquisitionen strategisch gestärkt hatte, schärfte es im Berichtsjahr das Profil mit gezielten Devestitionen. Heute verfügt die Arbonia über ein ausgewogenes Geschäftsportfolio mit ihren vier Divisionen Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik (ehem. Gebäudetechnik), Sanitär (ehem. Gebäudetechnik), Fenster und Türen. Dank den Devestitionen konnte die Arbonia zusätzlich die Nettoverschuldung markant verringern. Somit ist das Unternehmen für die Zukunft strategisch wie finanziell solide aufgestellt. Um sich in neuen Wachstumsregionen zu verankern und die Fertigungsprozesse auf die Marktentwicklungen auszurichten, tätigte die Arbonia 2017 erhebliche Investitionen. Das Unternehmen ist gut auf Kurs, ein führender zentraleuropäischer Gebäudezulieferer zu werden.

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre
Sehr geehrte Damen und Herren

Die Arbonia Gruppe entwickelte sich im Geschäftsjahr 2017 erfreulich. Bei allen relevanten Kenngrössen erzielte sie höhere Werte als im Vorjahr: Das Unternehmen steigerte sowohl den Umsatz als auch die Erträge und stärkte seine Bilanz. Die ehemaligen Gesellschaften der Looser und der Koralle Gruppe, welche 2017 erstmals ganzjährig konsolidiert wurden, trugen wesentlich zur guten Entwicklung bei. Doch auch im angestammten Geschäft verbesserte die Arbonia die Ertragskraft durch straffes Kostenmanagement und vor allem durch die Verlagerung von Produktionsprozessen an Standorte mit vorteilhafteren Kostenstrukturen. Die erzielten Ergebnisse erfüllen die selbstgesetzten Erwartungen an das strategische Massnahmenprogramm, welches die Arbonia im Jahr 2015 gestartet hatte.

Die Arbonia erhöhte den Konzernumsatz inklusive der aufgegebenen Geschäftsbereiche (Condecta und Forster Profilsysteme) um 38.5% auf CHF 1378.5 Mio. Währungs- und akquisitionsbereinigt betrug das Wachstum 1.5%. Der Konzern­umsatz der fortzuführenden Geschäftsbereiche (ohne Condecta und Forster Profilsysteme) steigerte sich um 35.9% auf CHF 1245.6 Mio. Auf einer Proforma-Basis (inklusive des Türengeschäfts von Looser und der Koralle Gruppe) erzielte die Arbonia ein währungs- und akqui­sitionsbereinigtes Wachstum von 2.6%. Dieses Wachstum kam in einem Geschäftsjahr zustande, das durch Produktionsverlagerungen, steigende Rohstoffpreise sowie die Integration des Türengeschäfts von Looser und der Koralle Gruppe geprägt war.

Das EBITDA aus fortzuführenden Geschäftsbereichen steigerte sich um 84% und somit überproportional zum Umsatz; es erreichte CHF 120.3 Mio. (Vorjahr 65.3 Mio.). Das EBIT verbesserte sich von CHF 27.2 Mio. im Vorjahr auf CHF 61.3 Mio. im Geschäftsjahr 2017.

Die Arbonia erzielte ein Konzernergebnis von CHF 46.4 Mio. (Vorjahr CHF 7.6 Mio.).

Marktumfeld

Im Geschäftsjahr 2017 war Deutschland der grösste Absatzmarkt, gefolgt von der Schweiz, Polen, Italien sowie Frankreich. In diesen Kernmärkten erzielte die Arbonia über 83% der Umsätze. In Deutschland setzte sich die gute Baukonjunktur der Vorjahre fort, ebenso in den aufstrebenden osteuropäischen Ländern. Insbesondere das Marktsegment für Wohnungsbau verzeichnete weiterhin ein Wachstum. Aufgrund des anhaltenden Mangels an Bauhandwerkern konnte das Marktpotenzial in Deutschland von der Branche nicht ausgeschöpft werden. Die Nachfrage nach zusätzlichem Wohnraum wird jedoch anhalten, sodass auch für die kommenden Jahre mit einer guten Baukonjunktur gerechnet werden darf.

Ein anderes Bild zeigte sich in der Schweiz, neben Deutschland der zweite Heimatmarkt der Arbonia. Hier herrschte in der Gebäudezulieferbranche weiterhin ein starker Wettbewerbsdruck. Zwar verringerte sich dank dem erstarkten Euro der hohe Importdruck der Vorjahre; zugleich wurden jedoch die Margen auf Rückimporten aus dem Euroraum in die Schweiz geschmälert, was vor allem das Ergebnis der Division Fenster belastete. Wegen fehlender Anlagealternativen herrschte weiterhin eine rege Wohnungsbautätigkeit. Demgegenüber wurden weniger Gewerbebauten errichtet.

Die Bautätigkeit in den für die Arbonia relevanten osteuropäischen Märkten Polen, Slowakei und Tschechien profitierte vom starken Wirtschaftswachstum mit guten Arbeitsmarktbedingungen, sprich steigenden Löhnen und sinkender Arbeitslosigkeit.

Allerdings verschärfte sich im Berichtsjahr der Mangel an Fachkräften aufgrund der guten Baukonjunktur in Deutschland und den Kernmärkten von der Arbonia in Osteuropa. Das Unternehmen trat diesem Trend mit spezifischen Rekrutierungs- und Weiterbildungsmassnahmen entgegen, doch verzögerte sich teilweise der geplante Aufbau des Personalbestands an Standorten in den betroffenen Ländern.

Der Beschaffungsmarkt von der Arbonia verzeichnete 2017 stark steigende Rohstoffpreise. Das Unternehmen begegnete dieser Entwicklung mit gezielten Preiserhöhungen auf Produktseite, ohne hierbei wesentliche Marktanteile zu verlieren.

Übergreifende Aktivitäten der Arbonia Gruppe

Die Arbonia hatte im Jahr 2016 mit zwei bedeutenden Akquisitionen, Koralle und Looser, die jeweiligen Divisionen Sanitär und Türen bezüglich Umsatz, Märkte, Marktanteile sowie Ertragspotenzial erheblich gestärkt. Weiter arbeitete die Arbonia 2017 intensiv daran, die Übernahme der Looser-Gesellschaften rechtlich und strategisch erfolgreich abzuschliessen. Der rechtliche Abschluss erfolgte im Juni mit der Kraftloserklärung der letzten Looser-Aktien, die sich im Publikum befanden, und der Barabgeltung dieser Aktionäre. Auch auf strategischer Ebene wurde 2017 das Ziel erreicht, für die Looser-Gesellschaften, welche nicht zum Arbonia-Kerngeschäft gehörten, passende neue Eigentümer zu finden. Bereits im ersten Halbjahr wurde das Beschichtungsgeschäft in mehreren Transaktionen vollständig verkauft. Im November veräusserte die Arbonia auch den Geschäftsbereich Industriedienstleistungen (Condecta). Alle ehemaligen Looser-Aktivitäten, welche nicht zum Kerngeschäft der Arbonia gehörten, befinden sich nun in Eigentumsverhältnissen, die ihnen eine langfristige industrielle Weiterentwicklung  ermöglichen.

Aufgrund der Verkäufe von Geschäftsbereichen und Immobilien reduzierte sich die Nettoverschuldung auf CHF 43.3 Mio. Im Zuge dieser Massnahmen erhöhte sich die Eigenkapitalquote auf 60.9%.

Ebenfalls kurz vor Jahresende 2017 verkaufte die Arbonia-Tochter EgoKiefer gemeinsam mit deren Fürsorgestiftung ihre Liegenschaften im Schweizerischen Altstätten. Damit setzte die Arbonia Gruppe ihre Strategie fort, nicht mehr betriebsnotwendige Immobilien zeitnah zu veräussern. Der Flächenbedarf von EgoKiefer hatte sich wegen der Produktionsverlagerungen ins europäische Ausland reduziert. EgoKiefer wird sich mittelfristig an einen neuen, benachbarten Standort in der Ostschweiz verlagern.

Im Dezember gab die Arbonia den Verkauf der Business Unit Profilsysteme, Teil der Division Türen, an das belgische Familienunternehmen Reynaers Group bekannt. Die Arbonia fokussiert sich zukünftig auf das Geschäft mit Innentüren, das im Vorjahr mit der Akquisition von Looser optimal ergänzt worden war. Reynaers wird die Business Unit Profilsysteme als eigenständige Geschäftseinheit mitsamt ihrer Marken integrieren und die Produk­tion der Stahl- und Edelstahlprofile in der Schweiz beibehalten, ebenso wird sie alle Arbeitsverhältnisse übernehmen. Die Transaktion wurde nach dem Bilanzstichtag am 22. Januar 2018 vollzogen.

Ebenfalls kurz vor Jahresende 2017 verkaufte die Arbonia-Tochter EgoKiefer gemeinsam mit deren Fürsorgestiftung ihre Liegenschaften im Schweizerischen Altstätten. Damit setzte die Arbonia Gruppe ihre Strategie fort, nicht mehr betriebsnotwendige Immobilien zeitnah zu veräussern. Der Flächenbedarf von EgoKiefer hatte sich wegen der Produktionsverlagerungen ins europäische Ausland reduziert. EgoKiefer wird sich mittelfristig an einen neuen, benachbarten Standort in der Ostschweiz verlagern.

Die Arbonia setzte die Erlöse aus den Veräusserungen all dieser Vermögenswerte dazu ein, um Investitionen im Umfang von knapp CHF 105 Mio. in 2017 zu tätigen.

Aufgrund der Verkäufe von Geschäftsbereichen und Immobilien reduzierte sich die Nettoverschuldung auf CHF 43.3 Mio. Im Zuge dieser Massnahmen erhöhte sich die Eigenkapitalquote auf 60.9%.

Nach der erfolgreich vollzogenen Integration der Koralle Gruppe sowie für die strategische Weiterentwicklung ist es sinnvoll, die Business Unit Sanitär in eine eigenständige Division innerhalb der Arbonia Gruppe umzuwandeln. Zu diesem Zweck wurde sie per 1. Januar 2018 aus der Division Gebäudetechnik herausgelöst. Die HLK-Geschäftsaktivitäten werden in einer neu gegründeten Division Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik zusammengefasst.

Strategien und Entwicklungen der Divisionen

Zu den wesentlichen Massnahmen, die die Arbonia im Programm von 2015 definiert hatte, gehörten die Verlagerung des Produktions-Footprints und die Fokussierung auf die Divisionsstrategien. Die für das Jahr 2017 vorgesehenen Massnahmen wurden weitestgehend umgesetzt; die wichtigsten strategischen Schritte sind nachfolgend beschrieben. Detaillierte Informationen zu den Divisionen finden sich in separaten Kapiteln ab hier.

Die Division Gebäudetechnik strebt an, die Markt- und Kostenführerschaft in den von ihr bedienten Märkten sicherzustellen. 2017 wurde wiederum substanziell in die Fertigung investiert und die Erschliessung von erfolgsversprechenden Marktsegmenten vorangetrieben.

Die Business Unit Heizungstechnik (ab 1. Januar 2018 Teil der Division HLK) schloss im ersten Quartal 2017 die Verlagerung der Sonderheizkörper-Produktion nach Tschechien ab. Das Programm zur Kapazitäts- und Produktivitätssteigerung in der Heizkörper-Fertigung am Standort Plattling (D) wurde plangemäss fortgeführt und dürfte im laufenden Jahr zum Abschluss kommen. In Stupino (RUS) erfolgte der Spatenstich für eine Heizkörper-Produktionsstätte. Aus diesem Werk wird die Division den russischen Markt ohne Handelshemmnisse beliefern können. Zusätzlich ermöglicht dies, benachbarte Märkte in Osteuropa mit Flachheizkörpern zu bedienen.

Mit der neuen, bei Sabiana entwickelten, Lüftungsgeräteserie erschliesst sich der Business Unit Klima- und Lüftungstechnik (ab 1. Januar 2018 Teil der Division HLK) nun der Zugang zum europaweit stark wachsenden Markt für zentrale Wohnraumlüftung.

Die Business Unit Sanitär (ab 1. Januar 2018 Division Sanitär) schloss die mit der Koralle-Akquisition gestartete Konzentration der Produktion ab; die Koralle-Produktion wurde im Geschäftsjahr von Vlotho (D) in das bestehende Werk in Plattling (D) verlagert. Dadurch steigerte die Arbonia die Effizienz und senkte die Kosten. Die neue Fertigungs- und Lagerhalle in Plattling (D) wurde termingerecht fertiggestellt. Insgesamt erfolgte der Integrationsprozess der Koralle Gruppe in die Division nach Plan.

Die Division Fenster arbeitet darauf hin, europäischer Marktführer im Fenstergeschäft zu werden. Im Berichtsjahr galt es, die Führungsposition in der Schweiz zu sichern, den deutschen Markt breiter zu erschliessen und die Position in den aufstrebenden Märkten Polen, Slowakei und Tschechien zu stärken. Die Transformation der Division zu einem integrierten europäischen Fensterunternehmen schritt 2017 voran. Mit der neuen Holz/Aluminium-Fenstergeneration führte die Division ihre erste unternehmens- und markt­übergreifende Produktplattform in den deutschsprachigen Ländern erfolgreich ein.

Die Zusammenführung der Fertigung an modernen Standorten in Ostdeutschland, Polen und der Slowakei, die sich auf bestimmte Produktgruppen spezialisieren («lead factories»), verschafft der Arbonia einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil. Die geplanten Verlagerungen aus der Schweiz konnten im Berichtsjahr grösstenteils abgeschlossen werden. Aufgrund der starken Nachfrage nach Holz/Aluminium-Fenstern und des verzögerten Hochlaufens am Standort in Langenwetzendorf (D) wird der Service-Shop in der Schweiz mit einer Kapazität von 73000 m² (Vorjahr 117000 m²) während der Hochlaufphase des neuen Holz- und Holz/Aluminium-Werks betrieben.

Die Division Türen hatte mit der Akquisition des Türengeschäfts der Looser Gruppe das strategische Ziel, von einem Schweizer Nischenanbieter für Spezialtüren zur Nummer 2 für Innentüren in Europa zu werden. Dies wurde im Jahr 2016 erreicht. Mit den damals übernommenen Marken Prüm, Garant und Invado in Ergänzung zum angestammten Geschäft unter der Marke RWD Schlatter verfügt die Division Türen über eine breite und attraktive Produktpalette. Diese ermöglicht eine geografische Ausweitung ebenso wie neue Chancen der Markterschliessung. Bereits heute verfügt die Division Türen über eine starke Position in den Märkten Deutschland, Schweiz und Polen sowie über Potenzial in weiteren Ländern Zentraleuropas. Durch den Verkauf der Business Unit Profilsysteme im Dezember 2017 erreichte die Division schliesslich die Fokussierung auf das Geschäft mit Innen­türen.

Im Berichtsjahr arbeitete die Division Türen intensiv daran, den neuen Verbund strategisch optimal aufzustellen. Die Strategie fokussiert auf vier Kernthemen:

  • Positionierung als Vollsortimenter
  • Vervollständigung der Vertriebskanäle
  • Investitionen in die Werke zum Ausbau der Kapazitäten und zur Sicherung der Lieferperformance sowie zur langfristigen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
  • Synergien im Einkauf, in der Entwicklung und bei der Erweiterung der Sortimente zum Nutzen für die gesamte Division Türen

Die Division erzielte im Jahr 2017 erste signifikante Einsparungen im Einkauf, indem die Beschaffungsvolumen von Prüm, Garant und RWD Schlatter zusammengelegt und mit den Zulieferern neu verhandelt wurden. Zudem tätigte sie Investitionen in die deutschen und polnischen Produktionsstätten, da diese permanent an der Kapazitätsgrenze arbeiteten.

Ausblick

Wir rechnen für das Geschäftsjahr 2018 mit einem organischen Wachstum von 3%. Zusätzlich gehen wir von einem EBITDA im Umfang von > CHF 110 Mio. aus.

Für das Jahr 2019 rechnen wir mit einem organischen Umsatzwachstum von 3 – 5% und einem EBITDA von > CHF 125 Mio. Unser Unternehmen will ab 2019 einen substanziellen Free Cashflow generieren und für das Geschäftsjahr 2018 erstmals wieder eine Dividende ausschütten.

Wir sind überzeugt, dass wir mit unseren strategisch gut aufgestellten Geschäftsbereichen die bevorstehenden Chancen optimal nutzen und die Herausforderungen gut bewältigen können.

Dank

Das Geschäftsjahr 2017 mit der Zusammenführung der ehemaligen AFG- und Looser-Aktivitäten zum neu positionierten Unternehmen Arbonia hat Mitarbeitende wie Führungskräfte des Unternehmens stark beansprucht. Parallel dazu galt es, die Massnahmen zur Neupositionierung und Restrukturierung der gesamten Gruppe zügig weiterzuführen. Zudem war es wichtig, die Verkäufe der verschiedenen Geschäftsbereiche und Immobilien zeitgerecht abzuwickeln. Im Namen des Verwaltungsrats und der Konzernleitung danken wir allen Beteiligten für ihr grosses Engagement. Unser Dank gilt auch unseren Kunden und Zulieferern, vor allem aber Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr Vertrauen.

Arbon, Februar 2018

Alexander von Witzleben

Verwaltungsratspräsident und CEO

Felix Bodmer

CFO

Konzernleitung der Arbonia Gruppe ab 1. Januar 2018

Harald Pichler Divisionsleiter Fenster

Peter Spirig Divisionsleiter Türen

Felix Bodmer CFO

Alexander von Witzleben CEO

Ulrich Bornkessel Divisionsleiter HLK

Knut Bartsch Divisionsleiter Sanitär