- Aktionärsbrief
- Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre Sehr geehrte Damen und Herren
- Marktumfeld
- Übergreifende Integrations- und Restrukturierungsaktivitäten der Arbonia Gruppe
- Strategien und Entwicklungen der Divisionen
- Ausblick
- Guidance
- Dank
Aktionärsbrief
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre
Sehr geehrte Damen und Herren
Im Berichtsjahr 2019 erzielte die Arbonia Gruppe erneut solide Resultate, obwohl das Jahr von wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten sowie dem nach wie vor vorherrschenden Fachkräftemangel im Installationshandwerk geprägt war.
Die Arbonia erhöhte den Konzernumsatz gegenüber Vorjahr (CHF 1374.0 Mio.) um 3.1% auf CHF 1416.0 Mio. Rein operativ betrachtet erhöhte die Arbonia ihr EBITDA ohne Sondereffekte von 2018 bis 2019 um 17%, von CHF 115.1 Mio. auf CHF 134.8 Mio. So erhöhte sich das EBITDA ohne Sondereffekte bei der Division HLK um 7.7%, bei der Division Sanitär um 21.5%, bei der Division Fenster um 69.3% und bei der Division Türen um 9.2%. Während die Sondereffekte im Berichtsjahr grösstenteils auf Schliessungskosten von drei Werken zurückzuführen und somit negativ waren (knapp CHF 10 Mio.), fielen die Sondereffekte im Jahr 2018 gegensätzlich mit knapp CHF 26 Mio. durch den Verkauf von nicht mehr betriebsnotwendigen Liegenschaften positiv aus. Das EBITDA inkl. Sondereffekte reduzierte sich aufgrund der beschriebenen negativen Einflüsse aus den Werksschliessungen bzw. den Restrukturierungen im Jahr 2019 und der positiven Effekte in 2018 von CHF 130.5 Mio. auf CHF 125.4 Mio. Trotz Erhöhung der Abschreibungen um 32% aufgrund von Investitionen und Akquisitionen erhöhte sich das EBIT ohne Sondereffekte von CHF 47.8 Mio. auf CHF 52.3 Mio., was einer Steigerung von 9.5% entspricht. Das EBIT mit Sondereffekten reduzierte sich von CHF 61.0 Mio. auf CHF 39.7 Mio. Die Arbonia erzielte ein Unternehmensergebnis ohne Sondereffekte von CHF 36.5 Mio. Im Vorjahr hatte dieser Wert CHF 23.8 Mio. betragen. Das Unternehmensergebnis mit Sondereffekten belief sich auf CHF 26.2 Mio. (Vorjahr CHF 38.7 Mio.).
Abgeleitet aus diesen positiven Ertragskennzahlen erhöhten sich der Cashflow aus Geschäftstätigkeit um 60.7% von CHF 69.6 Mio. auf CHF 111.8 Mio. und der Free Cashflow um CHF 62.2 Mio. von CHF –53.8 Mio. auf CHF 8.4 Mio.
Die gute finanzielle Basis erlaubt der Arbonia eine fortführende nachhaltige Dividendenpolitik, weshalb sie für das Geschäftsjahr 2019 ihren Aktionären eine um 10% höhere Dividende von CHF 0.22 pro Namenaktie vorschlägt.
Marktumfeld
Der Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China dauerte im Berichtsjahr an. Obwohl nun der Austritt von Grossbritannien aus der EU erfolgt ist, haben die Diskussionen um den Brexit 2019 die Märkte beeinflusst. Die Verhandlungen um ein Handelsabkommen zwischen der EU und Grossbritannien werden die Märkte auch in 2020 weiterhin prägen. Dies sowie der politische Druck in Richtung Elektromobilität haben sich massgeblich auf die Konjunktur ausgewirkt, sodass die europäische Nachfrage die Automobilbranche und ihre Zulieferer drastisch getroffen hat. Aber auch die Stahlbranche und der Anlagenbau, als konjunkturelle Indikatoren, klagten über massiv zurückgehende Geschäftsentwicklungen. In diesem Umfeld haben die Zentralbanken ihre Zinsen weiter gesenkt oder, wie die Federal Reserve in den Vereinigten Staaten, ihren Kurs von steigenden Zinsen jäh abgebrochen und wieder eine Zinssenkung vorgenommen.
In dem für die Arbonia wichtigsten Markt Deutschland legte der Wohnungsbau um 3.5% gegenüber Vorjahr zu, obwohl das Umfeld weiterhin durch den Mangel an Fachkräften gehemmt und der grosse Bedarf an Wohnungsbau (Neubau und Renovation) noch nicht gedeckt ist. Dieser positive Trend im Wohnungsbau behauptet sich in einem sich eintrübenden und unsicheren Konjunkturumfeld, das vonseiten der deutschen Automobil- und Maschinenbaubranche herrührt. Der Renovationsmarkt stagniert in diesem Umfeld. Positiv auf die Arbonia auswirken dürfte sich das Ende des Jahres durch die deutsche Bundesregierung initiierte Gesetzespaket zum Klimaschutz, welches erheblichen Einfluss auf den Neubau und Renovationen in Deutschland haben wird. Es ist davon auszugehen, dass dadurch der Trend zur verstärkten Isolation und Wärmedämmung, Wohnraumlüftungen und effizienten Heizsystemen auch im Renovationsbereich zunehmen wird.
Auf dem heimischen Baumarkt Schweiz führte die unsichere Konjunkturlage auch bereits zu einer Abschwächung der Bautätigkeit, die allerdings regional ausgeprägt ist. In den Städten sind Wohnungen weiter stark nachgefragt, während der übrige Hochbau durch einige wenige Grossprojekte (wie beispielsweise «The Circle») weiter wächst. Auf die gesamte Schweiz gesehen ist das Umsatzwachstum im Wohnungsbau aufgrund relativ hoher Leerstandsquoten in peripheren Lagen rückläufig (–2.5%), dieser bleibt wegen der niedrigen Zinsen aber weiter attraktiv. Der Leerstand hemmt auch den Renovationsmarkt für Wohnungen, der ebenfalls rückläufig ist (–0.9%).
In Osteuropa entwickelten sich die Märkte unterschiedlich: Polen ist weiterhin das Land mit dem höchsten erwarteten Wirtschaftswachstum in Europa und weist deshalb auch eine dynamisch-wachsende Bauwirtschaft aus, die inzwischen aber auch von einem Mangel an Fachkräften, steigenden Personalkosten und Immobilienpreisen gebremst wird. In der Slowakei hingegen spürt man den Einfluss der Automobilbranche. Dort kam es daher bereits zu Anpassungen der Produktionsmenge, Kurzarbeit und Entlassungen in der Automobilindustrie und bei deren Zulieferern. Dies führte dazu, dass private Bauprojekte gestoppt oder verschoben wurden. Im Jahr 2019 konnte der Wohnungsbau dennoch signifikant wachsen. In Tschechien hat, mit dem Abschwächen des Exports, insbesondere der wichtigen Automobilbranche, der Druck auf den Arbeitsmarkt abgenommen und sich somit auch der Kapazitätsengpass der Bauwirtschaft verbessert. In der Folge gab es zwar weiter keine Kapazitäten für die Renovation, der Wohnungsbau allerdings konnte deutlich zulegen.
In Italien und Spanien konnten sich die Bauwirtschaften im vergangenen Jahr von der gesamtwirtschaftlichen Schwäche abkoppeln und sich somit in den Segmenten Wohnungsneubau und Renovation weiter erholen. Während einerseits die Renovation staatlich gefördert wird, wird andererseits der Leerstand absorbiert und macht diese Baumärkte auch zukünftig attraktiv.
In den vor allem für die Division HLK wichtigen Märkten Belgien und Niederlande konnte der Baumarkt nicht mehr so stark wachsen, wie im vergangenen Jahr und folgt somit dem Trend der nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik. Zusätzlich ist vor allem der niederländische Markt zunehmend durch Kapazitätsengpässe bei Entwicklern, Lokalregierungen und Bauunternehmen gehemmt. In Belgien hingegen besteht kein solches Hemmnis und die Bauaktivität, insbesondere im Bereich Renovation, sollte mit steigender Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Wohnungen weiter stark wachsen.
Übergreifende Integrations- und Restrukturierungsaktivitäten der Arbonia Gruppe
Im Geschäftsjahr 2019 hat sich die Arbonia im Wesentlichen auf die Eingliederung der in den Benelux Staaten tätigen Vasco mit ihren vier Produktionswerken und der spanischen Tecna, sowie auf die Verbesserung der operativen Leistungsfähigkeit ihrer Divisionen konzentriert. Im Zuge der Integration von Vasco und für den geplanten Abbau von Überkapazität im europäischen Markt für Flachheizkörper hat die Arbonia Anfang des Jahres die Restrukturierung des Vasco-Standortes in Dilsen (BE) angekündigt und durchgeführt sowie die Schliessung des Werkes in Zedelgem (BE) abgeschlossen. Auch die Wertbau Elemente GmbH, die das Fassadengeschäft der Wertbau zusammenfasste, wurde im vergangenen Jahr geschlossen. Ein Grossteil der betroffenen Mitarbeiter wird zukünftig im Fertigungsbereich der stark nachgefragten Holz/Aluminium-Fenster eingesetzt. Eine weitere Massnahme zur Erhöhung der Wertschöpfungstiefe war der Anbau für eine Lackierstrasse bei der Spezialtürenfertigung in Roggwil (CH). Einerseits spart diese Anlage Logistikkosten und andererseits optimiert sie den Produktionsablauf. Der Bau eines neuen Bürogebäudes inklusive moderner Produktausstellung bei der Bekon-Koralle in Dagmarsellen (CH) stellt ebenso eine Investition in die Zukunft dar.
Ein wichtiges Projekt für die Arbonia Gruppe war in diesem Geschäftsjahr ausserdem die Errichtung des neuen Werks für Flachheizkörper in Stupino (RUS). Dieses ist im Oktober 2019 eröffnet worden und hat indes seine Produktion aufgenommen. Mit diesem neuen Werk kann die Arbonia den russischen Markt lokal und den seiner Nachbarländer kosteneffektiv aus der neuen Produktionsstätte heraus beliefern. Zusätzlich entfallen nicht nur Logistik-, sondern auch Umrüstkosten, die an anderen Standorten der Division notwendig wurden, nachdem in Russland eine andere Blechdicke für neue Heizkörper vorgeschrieben wurde. Diese Vorgabe der Regierung wurde erlassen, um einheimische Hersteller von Heizkörpern gegen ausländische Anbieter zu schützen. Als vor Ort ansässiger Anbieter kann die Arbonia zukünftig verstärkt an inländischen Bauprojekten teilnehmen.
Zudem hat ARBONIA DIGITAL im Geschäftsjahr ihre Tätigkeit aufgenommen. ARBONIA DIGITAL ist als Dienstleister und Kompetenzzentrum für die Arbonia gegründet worden, um die Gruppe und ihre Divisionen bei Themen rund um die Digitalisierung zu beraten und mit ihnen gemeinsam Projekte umzusetzen.
Strategien und Entwicklungen der Divisionen
Damit die Arbonia wieder eine vollends gesunde industrielle Basis mit einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit bekam, dauerte es einen Zeitraum von fünf Jahren. In diesen Jahren der intensiven Restrukturierung sind sieben Fertigungen an sogenannte «best cost country»-Standorte verlagert worden. Die Arbonia hat von 2015 bis heute über CHF 400 Mio. investiert; einerseits um unterlassene Investitionen nachzuholen und andererseits in die modernsten Fertigungstechnologien, in eine höhere Wertschöpfungstiefe und damit einhergehend in die Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit. Nach dem notwendigen hohen Investitionsbedarf der letzten Jahre nähert sich die Arbonia nun wieder einem Niveau in Höhe leicht über den jährlichen Abschreibungen an, um den Kapitalstock zu bewahren. Lediglich bei der Division Türen steht noch ein Investitionsprogramm zur deutlichen Kapazitätsausweitung von rund 40% im Rahmen eines umfassenden Vierjahresprogramm an. Diese wegweisenden Investitionen mit Schwerpunkt in den Jahren 2020/2021 auf der Zargenfertigung am deutschen Standort Weinsheim sind vor allem zur Effizienz- und Kapazitätserweiterung, zur nachhaltigen Steigerung der Profitabilität und für den Erhalt und Ausbau von Marktanteilen notwendig.
Division HLK
In den letzten vier Jahren verlagerte die Division Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik (HLK) ihre Heizkörperfertigung aus der Schweiz nach Tschechien und integrierte die in 2018 akquirierten Gesellschaften Vasco Group und Tecna. Sie erweiterte dadurch ihr Produktportfolio im Bereich Flächentemperierung und ihre Marktpräsenz in Belgien, den Niederlanden, Polen sowie auf der iberischen Halbinsel. Im Zuge der Integration schloss die Division ein Heizkörperwerk in Zedelgem (BE), um damit Produktionsvolumen auf die bestehenden Werke in Plattling (D) und Tubbergen (NL) zu verlagern. Mit der Vasco-Akquisition wurde die Division zudem beim Produkt Fussbodenheizung vom Händler zum Hersteller. Sie restrukturierte im Berichtsjahr diesen Standort in Dilsen (BE) und investierte in die Fertigung für Fussbodenheizung. In 2019 wurde das neu errichtete Heizkörperwerk in Russland in Betrieb genommen, welches nicht nur einen Zugang zu lokalen Projekten, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit durch schnelle Lieferzeiten, kürzere Transportwege und flexible Reaktionsfähigkeit verbessert.
Einerseits verfolgt die Division die Strategie der Konsolidierung und Prozessoptimierung in allen Werken zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und ihrer Produktionseffizienz. Andererseits liegt der Grundstein für zukünftiges Wachstum in den Produktgruppen Fussbodenheizung, Wärmepumpe und kontrollierte Wohnraumlüftung. Die Division fokussiert den Aufbau dieser Geschäfte, organisch und anorganisch, und geht weiter in Richtung Systemanbieter: Die Klimapakete der europäischen Länder sehen steuerliche Abschreibungen und Förderungen für die Modernisierung von Haus und vor allem Heizsystemen vor, damit die CO2-Emissionen gesenkt werden können. Die Division HLK verfolgt intensiv die Strategie, ein ganzheitliches Wärmesystem mit Lösungen von der effizienten Wärmeerzeugung und energiebewussten Wärmeübertragung bis hin zur Energiespeicherung anzubieten. Für Letzteres ist die Division mit verschiedenen Herstellern in Gesprächen für eine mögliche Partnerschaft.
Die Division trägt mit ihren Produkten zur Steigerung der Energieeffizienz einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der europäischen Klimaziele bei.
Division Sanitär
Die Integration der im Jahr 2016 akquirierten Koralle-Gruppe in die Kermi-Organisation wurde abgeschlossen, sodass im Berichtsjahr bei der Bekon-Koralle der Neubau eines Bürogebäudes inkl. Ausstellung und Schulungsräumen gestartet werden konnte. Zusammen mit der Modernisierung der Fertigungsanlagen in Dagmarsellen (CH) investierte die Division im Berichtsjahr in ihr Serviceangebot und setzte verschiedenste Massnahmen zur Ergebnisverbesserung und weiteren Produktivitätssteigerung um. Diese nachhaltige Kostendisziplin und die Ernte aus den getätigten Investitionen schaffen sehr gute Voraussetzungen für das Jahr 2020. Die Division baut ihren strategischen Einkauf weiter aus und professionalisiert zeitgleich die Datenanbindung mit Lieferanten. Ebenfalls werden zukünftig die Kräfte im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) gebündelt.
Die Weichen in den Bereichen Produktion und Entwicklung, aber auch Vertrieb und Service sind gestellt und eine gute Ausgangslage ist geschaffen, um nachhaltiges Wachstum und Ertrag generieren zu können.
Division Fenster
Die Division Fenster hat den eindrücklichsten Turnaround geschafft. Seit 2015 verlagerte sie vier Fertigungen von der Schweiz an wettbewerbsfähige Standorte in Osteuropa und steigerte das EBITDA in diesem Zeithorizont von CHF 7 Mio. auf beinahe CHF 30 Mio. Zusätzlich führten die freigegebenen Investitionen in diesen Jahren dazu, dass sich die drei Produktionskompetenzzentren im Osten von Deutschland, in der Slowakei und in Polen nun durch eine hohe Automatisierung und Wertschöpfungstiefe auszeichnen. Nach dieser intensiven Restrukturierungsphase hat die Division wieder ein nachhaltig gesundes Profitabilitätsniveau erreicht und wird mit ihrem Produktsortiment kontinuierlich Markt- anteile dazugewinnen.
Vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Nachfrage nach Holz/Aluminium-Fenstern werden die Kapazitäten im Rahmen von Optimierungs- und Produktivitätssteigerungen im Holz-Kompetenzzentrum in Langenwetzendorf (D) auch in 2020 noch einmal deutlich gesteigert. Zur Engpassbeseitigung wird lediglich eine weitere vollautomatische Profilierungsanlage in Betrieb genommen. Am Standort in der Slowakei entwickelt die Division neue Profil-Geometrien, welche die Produkte der Division vom Wettbewerb abheben werden. Ein wichtiger Schwerpunkt der Division Fenster ist weiter auch die Digitalisierung. Der Anspruch ist hierbei, die Möglichkeiten neuer Technologien und der Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette auszuschöpfen.
Auch für die Division Fenster wird die Vorgabe zur CO2-Einsparung in den nächsten Jahren ein zunehmend wichtiges Thema. Denn neben der Reduktion des Energieverbrauchs durch die Heizsysteme spielt auch die Isolierung durch die Gebäudehülle mit Hilfe der Fenster eine entscheidende Rolle für ein energieeffizientes Gebäude.
Aufgrund der stark diversifizierten und breit abgestützten Fachpartnernetze sowie des nach wie vor hohen Renovationsbedarfs in sämtlichen Kernmärkten kann bei der Division Fenster mit einem guten Wachstum gerechnet werden.
Division Türen
Die Gesellschaften Prüm, Garant und Invado sind nach der Akquisition der Looser Gruppe im Jahr 2016 vollständig in die Division Türen integriert worden. Das nachfolgend übergeordnete Ziel ist ein mehrjähriges Investitionsprogramm bei Prüm am Standort Weinsheim (D). Einerseits, um in der Vergangenheit unterlassene Investitionen nachzuholen und andererseits, damit die Division Marktanteile als führender Türenhersteller halten und dank des starken Marktwachstums weiter ausbauen kann.
Umgesetzt wird dieses umfangreiche Investitionsprogramm in einem Vierjahresplan, sodass am Ende der Periode eine betrieblich optimierte Türen- und eine separate Zargenfertigung stehen. Das Investitionsvolumen beläuft sich gemäss aktueller Prognose auf EUR 68 Mio. Dadurch wird nicht nur die Produktivität gesteigert und die Lieferperformance verbessert, sondern auch ein Kapazitätsausbau von 40% erwartet, was zu einer Steigerung der EBITDA-Marge um 4 Prozentpunkte führen wird.
Kurz vor dem Abschluss stehen die Investitionen in die beiden neuen Türblatt-Kantenanlagen bei Prüm und Garant. Bei diesen Anlagen handelt es sich um die branchenweit ersten Serienanlagen zur Bekantung des Türfalzes mit Nullfugen-Technologie. Zeitgleich wurde im Werk in Weinsheim (D) eine neue Zargen-Futterbrettlinie installiert. Im Werk in Ichtershausen (D) wird im ersten Quartal 2020 eine neue Sonder-Zargenstrasse geliefert. Die Kapazität im Sondertürensegment wird mit der Investition in je ein neues Doppelbearbeitungszentrum in beiden deutschen Werken deutlich ausgebaut. Neben der Kapazitätserweiterung wird die Investition bereits in 2020 erheblich zur Reduktion der Lieferzeiten von technischen Türen beitragen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Prüm-Werk auf dem Ausbau der Logistik. So befindet sich die Modernisierung des zweiten Hochregallagers in der Projektierungsphase.
Auch am Standort in Polen lag der Schwerpunkt auf Effizienz- und Kapazitätserhöhung sowie Qualitätssteigerung, um damit eine verbesserte Abdeckung der wachsenden Ansprüche der Konsumenten in Polen, Tschechien und der Slowakei zu erreichen.
In der Schweiz, bei RWD Schlatter, arbeitete man im Jahr 2019 wie auch zukünftig an der Erhöhung der Wertschöpfungstiefe. Dafür errichtet die Division einen Anbau, der Platz schafft für eine eigene Lackieranlage sowie für ein zusätzliches Türenbearbeitungszentrum.
Neben den Investitionen in modernste Produktionskapazitäten zur Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung wird auch das Thema Digitalisierung in der Division Türen mit Hochdruck vorangetrieben.
Ausblick
Für das kommende Jahr gehen die Erwartungen zur Konjunkturentwicklung auseinander. Während manche Experten eine merkliche Erholung erwarten, gehen andere von einem weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Umfeld aus. Diese konjunkturelle Unsicherheit und die in den europäischen Ländern geplanten, aber noch nicht veröffentlichten, konkreten Förderbedingungen zur Eindämmung des Klimawandels führten bereits im Jahr 2019 dazu, dass Unternehmen Investitionen zurückgestellt haben. Diese Entwicklung dürfte sich im lauf- enden Jahr fortsetzen. Mittel- und langfristig bietet das Klimapaket in Deutschland, aber auch die Programme der Europäischen Union zur Reduktion des CO2-Ausstosses, erhebliche Wachstumschancen für die Arbonia.
In allen Märkten, vor allem aber in Deutschland, begrenzen die limitierten Handwerkerkapazitäten auf dem Bau nach wie vor die Wachstumsmöglichkeiten. Weitere Faktoren, die an Bedeutung gewinnen, sind die steigenden Transportkosten, insbesondere in Deutschland mit der Ausweitung der LKW-Maut, und die steigenden Energiepreise in Osteuropa.
Für unseren Kernmarkt Deutschland erwartet die Arbonia keine Eintrübung. Im Gegenteil, aufgrund der hohen Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten und der anhaltenden Niedrigzinspolitik geht die Arbonia von einem robusten Marktumfeld aus. Für die notwendige Nachverdichtung und Renovation in den Städten bietet die Arbonia ein ideales Produktsortiment. Mit diesem, und insbesondere den Produkten der Division HLK für das angekündigte deutsche Klimapaket, ist die Arbonia gut positioniert.
Obwohl im gewerblichen und industriellen Bereich eher von einer rückläufigen Investitionstätigkeit ausgegangen wird und die Anzahl an Leerwohnungen in der Peripherie hoch ist, wird in der Schweiz angesichts der tiefen Zinsen gebaut. Die Arbonia geht in der totalen Betrachtung von einem flachen Marktvolumen aus.
In den osteuropäischen Zielmärkten Polen und Tschechien geht die Arbonia im kommenden Jahr von einer weiterhin starken Baukonjunktur aus. In der Slowakei kommt es hingegen aufgrund der Abhängigkeit von der Automobilbranche zu einer Zurückhaltung bei Investitionen in Immobilien im Allgemeinen und Eigenheimen im Besonderen. Diese Länder, die auch wichtige Produktionsstandorte der Arbonia sind, sind von steigenden Lohnkosten gekennzeichnet. Diese Entwicklung konnte bislang durch gezielte Investitionen in den Automatisierungsgrad der Werke kompensiert werden.
Belgien und die Niederlande, die in Europa die wahrscheinlich strengsten Umweltauflagen aufweisen, bieten der Arbonia ebenfalls starke Wachstumsmöglichkeiten. So haben beispielsweise die bisherigen Schritte der stufenweise strengeren Regulierung des Energieverbrauchs von Häusern in Belgien bereits zu verstärkter Bauaktivität geführt. Mit ihren ressourcen- und energiesparenden Produkten bietet insbesondere die Division HLK Lösungen für dieses komplexe Thema.
In den südeuropäischen Märkten Italien und Spanien geht die Arbonia ebenfalls von einer guten Nachfrage für Neubauten aus. Auch in diesen Ländern wird der Renovationsbedarf folgen.
Belgien und die Niederlande, die in Europa die wahrscheinlich strengsten Umweltauflagen aufweisen, bieten der Arbonia ebenfalls starke Wachstumsmöglichkeiten. So haben beispielsweise die bisherigen Schritte der stufenweise strengeren Regulierung des Energieverbrauchs von Häusern in Belgien bereits zu verstärkter Bauaktivität geführt. Mit ihren ressourcen- und energiesparenden Produkten bietet insbesondere die Division HLK Lösungen für dieses komplexe Thema.
Guidance
Für das Jahr 2020 erwarten wir ein organisches Umsatzwachstum von ~3% und eine EBITDA-Marge ohne Sondereffekte von 10%, unter der Annahme eines stabilen Marktumfeldes und stabiler Wechselkursbedingungen. Wir verfolgen eine Dividendenpolitik mit einer jährlichen Steigerung von ~10% und investieren über alle Divisionen hinweg in den nächsten drei Jahren in Höhe von rund 110% der Abschreibungen und Amortisationen. Für das Geschäftsjahr 2019 wird der Verwaltungsrat der Generalversammlung beantragen, eine Dividende von CHF 0.22 je Aktie auszuschütten.
Dank
Vor fünf Jahren sind wir mit der Arbonia in eine ambitionierte Restrukturierungs- und Repositionierungsphase gestartet. Auch mit Stolz können wir heute sagen, dass wir diese intensive Transformation der Arbonia erfolgreich abgeschlossen und damit ein solides Fundament geschaffen haben. Ebenso haben wir in 2019 weitere Weichen gestellt, für Themen, die uns in Zukunft beschäftigen werden – dazu gehören unter anderem Klimaschutz und -effizienz sowie die Digitalisierung.
Im Namen des gesamten Verwaltungsrats und der Konzernleitung bedanken wir uns an dieser Stelle bei unseren zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Durchhaltewillen und ihre Flexibilität. Wir danken unseren Zulieferern und Kunden für Ihre Treue und insbesondere Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr stetes Vertrauen.