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Finanzkommentar Daniel Wüest (CFO)

Umsatzentwicklung und allgemeines Marktumfeld

Die Arbonia Gruppe erzielte im Geschäftsjahr 2019 einen Nettoumsatz von CHF 1‘416.0 Mio., was einem Wachstum von 3.1% gegenüber dem Vorjahr (CHF 1’374.0 Mio.) entspricht. Akquisitions- und währungsbereinigt betrug das Wachstum 2.0% (organisches Wachstum), womit die Arbonia beim organischen Umsatz leicht unter dem Anfang des Jahres gesetzten Ziels von rund 3% blieb. Zum Grossteil verantwortlich für das geringer ausgefallene organische Wachstum war die Division Fenster, welche aufgrund einer Veränderung des Produktmixes und der selektiveren Annahme von Aufträgen zu Gunsten einer besseren Profitabilität ein leicht negatives organisches Wachstum auf Divisionsstufe im Geschäftsjahr 2019 in Kauf genommen hat. Die drei übrigen Divisionen, HLK, Sanitär und Türen, sind hingegen organisch deutlich gewachsen, wobei die Division Türen mit 3.7% das höchste organische Wachstum aufwies. Positiv zu vermerken ist, dass sich das organische Wachstum im 2. Halbjahr 2019 auf Gruppenstufe beschleunigt hat, nachdem dieses per Mitte Jahr noch bei 1.4% lag. Die Steigerung des organischen Wachstums basierte auf einem weiterhin positiven Umfeld im Wohnungsbau in den Kernmärkten der Arbonia. Neben einer sich nach wie vor auf hohem Niveau be- findenden Bautätigkeit in den Ballungszentren in Deutschland, der Schweiz, den Benelux Staaten und Osteuropa, welche zusätzlich durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld getragen wird, profitieren zahlreiche Produkte der Arbonia zunehmend auch von dem gesellschaftlichen aber auch regulatorischen Trend, Gebäude energie- und CO2-effizient zu bauen oder zu renovieren.

Das erzielte Wachstum von über 3% (2% organisch) fand in einem wirtschaftlich, konjunkturell und geopolitisch anspruchsvollen Umfeld statt, in dem zwar die private und staatliche Neubau- und in geringerem Ausmass auch die Renovationstätigkeit in den Kernmärkten der Arbonia (Deutschland, Schweiz, Osteuropa, Benelux Staaten, Italien und Spanien) nach wie vor intakt war, sich aber bei der industriellen Bautätigkeit erste Anzeichen einer konjunkturellen Abschwächung bemerkbar machten. Die geopolitischen Handelskonflikte zwischen der USA und China, die Handelssanktionen gegen Russland, die Diskussionen um den Brexit und dessen Auswirkungen auf den europäischen Handel sowie die Abschwächung im Automobilsektor trugen im Geschäftsjahr 2019 zu einem anspruchsvollen Umfeld für Unternehmen unter anderem auch die Arbonia bei, was ein höheres Umsatzwachstum verhinderte.

Die Arbonia geht davon aus, dass auch im Jahr 2020 das Marktumfeld anspruchsvoll bleibt, Arbonia aber mit ihren Produkten, ihrer geografischen Präsenz, sowie der hohen Produktivität ihrer Fabrikationsbetriebe gut positioniert ist. Im Geschäftsjahr 2019 tätigte die Arbonia keine namhaften Akquisitionen/Beteiligungen oder Devestitionen.

Fortführung Steigerung der Ertragslage

Das Konzernergebnis auf Stufe Reingewinn im Geschäftsjahr 2019 blieb mit CHF 26.2 Mio. hinter dem Vorjahr (CHF 38.7 Mio.) zurück, wobei das Vorjahresergebnis durch einen ausserordentlichen Gewinn aufgrund der Veräusserung von nicht-betriebsnotwendigen Immobilien von CHF 25.7 Mio. positiv beeinflusst wurde. Ohne Berücksichtigung von Sondereffekten in beiden Geschäftsjahren hat sich das Konzernergebnis um über 50% auf CHF 36.5 Mio. gegenüber CHF 23.8 Mio. im Vorjahr erhöht. Die negativen Sondereffekte im Geschäftsjahr 2019 beliefen sich netto auf CHF 9.5 Mio. auf Stufe operatives Ergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA), wobei die massgeblichen Positionen Restrukturierungsaufwendungen im Zusammenhang mit der Schliessung und Verlagerung von Standorten im Rahmen der Integration der Vasco Group, zusätzliche Restrukturierungskosten im Rahmen der Produktionsverlagerung bei EgoKiefer, Schliessungskosten der Wertbau Elemente und der Inbetriebnahme der neuen Flachheizkörperfabrik in Russland waren. Als Gegenposition konnten CHF 1.1 Mio. Gewinn aus Liegenschaftsverkäufen (hauptsächlich Rückerstattung von Grundstückgewinnsteuern) verbucht werden. Auf Stufe operatives Ergebnis nach Abschreibungen und Amortisationen (EBIT) fielen Sondereffekte im Umfang von CHF 3.2 Mio. an, welche grösstenteils aus Wertberichtigungen von nicht mehr benötigten Anlagen in den Divisionen HLK und Fenster entstanden sind.

In der Erfolgsrechnung 2019 haben leicht fallende Rohstoffpreise in Kombination mit einem schwächeren Euro zu einer tieferen Materialquote geführt. Mit und unter Ausschluss der Sondereffekte hat sich die Personalquote gegenüber Vorjahr leicht erhöht, was einerseits auf fortlaufende Lohnsteigerungen v.a. in Osteuropa, die Verlagerungen bei Vasco (Division HLK) und EgoKiefer zu Wertbau (Division Fenster) sowie das Hochfahren der neuen Fabrik in Russland zurückzuführen ist. Der übrige Aufwand in Prozent des Nettoumsatzes hat sich gegenüber Vorjahr leicht reduziert. Insgesamt konnten die Lohnsteigerungen jedoch durch Preis- und in geringerem Umfang Volumenerhöhungen sowie einer höheren Produktivität im Geschäftsjahr 2019 kompensiert werden.

Aufgrund der operativen Verbesserungen, die eine höhere Produktivität zur Folge hatten, stieg das EBITDA ohne Sondereffekte im Geschäftsjahr 2019 auf CHF 134.8 Mio. (Vorjahr CHF 115.1 Mio.). Die EBITDA-Marge konnte dabei von 8.4% auf 9.5% gesteigert werden. Aufgrund der erstmaligen Anwendung von IFRS 16 (Bilanzierung von Leasingverbindlichkeiten) fielen rund CHF 13 Mio. zusätzlicher EBITDA 2019 an. Unter Berücksichtigung von Einmaleffekten entwickelte sich das EBITDA gegenüber Vorjahr (CHF 130.5 Mio.) leicht rückläufig auf CHF 125.4 Mio. im Geschäftsjahr 2019. Sämtliche Divisionen trugen zur Margenverbesserung auf 9.5% (ohne Sondereffekte) bei, wobei die Division Fenster den relativ höchsten Beitrag lieferte (Steigerung EBITDA-Marge von 4.4% auf 7.6%). Die Divisionen Türen und Sanitär konnten ihre Margen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls erhöhen, während die Division HLK vor allem währungsbedingt einen leichten prozentualen Rückgang in Kauf nehmen musste. Bei allen drei Divisionen, ausser der Division Fenster, lag die EBITDA-Marge deutlich über 10%. Höhere Abschreibungen und Amortisationen sowie der fehlende Beitrag aus den Liegenschaftsverkäufen (im Vorjahr CHF 25.7 Mio.) hatten zur Folge, dass das EBIT im Geschäftsjahr 2019 mit CHF 39.7 Mio. (Vorjahr CHF 61.0 Mio.) tiefer ausgefallen ist. Ohne Sondereffekte erzielte die Arbonia beim EBIT eine erfreuliche Steigerung auf CHF 52.3 Mio. (Vorjahr CHF 47.8 Mio.), während die EBIT-Marge auf 3.7% gegenüber dem Vorjahr (3.5%) anstieg.

Der Netto-Finanzaufwand reduzierte sich im Jahr 2019 von CHF 11.2 Mio. auf CHF 5.4 Mio. substanziell, was einerseits auf geringere Zinskosten sowie das Ausbleiben von Währungsverlusten auf nicht in CHF denominierten Intercompany-Darlehen zurückzuführen ist. Die nach wie vor tiefen Zinsen in Kombination mit der massvollen Verschuldung der Arbonia hatten im Geschäftsjahr 2019 einen positiven Einfluss auf den Zinsaufwand als Element des Finanzaufwands.

Der Steueraufwand ist aufgrund des tieferen Konzernergebnisses vor Steuern (EBT) im Geschäftsjahr 2019 auf CHF 8.1 Mio. (Vorjahr CHF 11.1 Mio.) gesunken. Der effektive Steuersatz von 23.6% (Vorjahr 22.3%) hat sich geringfügig erhöht, was damit zusammenhing, dass 2019 ein höherer Anteil der Gewinne in «Hochsteuer-Ländern» erwirtschaftet wurde.

Markant gesteigerter Cashflow unterstreicht operative Fortschritte und Leistungskraft

Der Free Cashflow (Geldfluss aus Geschäfts- und nach Investitionstätigkeit) betrug im Geschäftsjahr CHF 8.4 Mio. (Vorjahr CHF –53.8 Mio.). Die positive Entwicklung ist dabei auf eine höchst erfreuliche, nachhaltige Erhöhung des Geldflusses aus Geschäftstätigkeit zurückzuführen, der im Berichtsjahr um mehr als 60% auf CHF 111.8 Mio. (Vorjahr CHF 69.6 Mio.) zunahm. Zudem gingen die Investitionen von CHF 134.7 Mio. im Vorjahr auf CHF 113.0 Mio. in 2019 zurück, was sich ebenfalls positiv auf den Free Cashflow auswirkte. Im Geschäftsjahr 2020 werden sich die Investitionen in der Grössenordnung von CHF 100 Mio. bewegen, wobei das Ziel ist, die Bestandsinvestitionsquote (Instandhaltungsinvestitionen) ab dem Geschäftsjahr 2020 auf eine Quote von maximal 4% im Verhältnis zum Umsatz zu senken.

Weiterhin hohe Eigenkapitalquote, tiefe Nettoverschuldung und kontinuierliche Dividendenzahlung

Die Bilanzsumme der Arbonia per 31.12.2019 ist im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich auf CHF 1‘534.4 Mio. (Vorjahr CHF 1‘511.9 Mio.) angestiegen. Auch die Höhe des Eigenkapitals blieb praktisch unverändert bei CHF 873.3 Mio. (Vorjahr CHF 887.7 Mio.). Der leichte Rückgang des Eigenkapitals ist auf die erstmalige Auszahlung einer Dividende aus Kapitaleinlagereserven für das Geschäftsjahr 2018 sowie Währungsumrechnungsdifferenzen aufgrund der Abwertung des Euro zum Schweizer Franken am Bilanzstichtag zurückzuführen. Zusätzlich hatte die erstmalige Anwendung von IFRS 16 eine Erhöhung der Bilanzsumme zur Folge. Folglich hat auch die Eigenkapitalquote per Ende Geschäftsjahr 2019 von einem hohen Niveau von 58.7% auf 56.9% leicht abgenommen.

Die Nettoverschuldung erhöhte sich per 31.12.2019 geringfügig um CHF –11.2 Mio. auf CHF –128.0 Mio. (Vorjahr CHF –116.8 Mio.) respektive CHF –180.6 Mio. unter Berücksichtigung von CHF –52.6 Mio. durch IFRS 16. Der Nettoverschuldungsgrad (Nettoverschuldung / EBITDA) stieg auf –1.1x an (Vorjahr –0.9x), was nach wie vor einen sehr guten Wert darstellt und der Arbonia genügend strategischen und finanziellen Spielraum bietet. Damit sind auch sämtliche Finanzkennzahlen der Kreditvereinbarungsklauseln eingehalten. Zudem beabsichtigt die Arbonia, den im Jahr 2021 fällig werdenden syndizierten Kredit über CHF 350 Mio. im Geschäftsjahr 2020 vorzeitig zu refinanzieren.

Die solide Bilanzstruktur sowie die steigende Profitabilität erlaubten es der Arbonia zum ersten Mal nach vielen Jahren, eine Bardividende von CHF 0.20 pro Namensaktie aus den Kapitaleinlagereserven für das Geschäftsjahr 2018 an die Aktionäre auszuschütten. Aufgrund der auch im Geschäftsjahr 2019 weiter gesteigerten Profitabilität wird der Verwaltungsrat der Generalversammlung beantragen, eine um 10% höhere Dividende von CHF 0.22 je Arbonia Namenaktie für das Geschäftsjahr 2019 auszuschütten.