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Aktionärsbrief

Der Verwaltungsrat und die Konzernleitung blicken auf ein aussergewöhnliches und am Ende, über das gesamte Geschäftsjahr hinweg, erfolgreiches Jahr 2020 zurück. Mit der konsequenten Ausrichtung auf die Bauzulieferung für moderne Immobilien sowie der guten Wettbewerbsposition an allen Standorten durch wegweisende Investitionen wie bspw. in die Automatisierung der Werke und die damit einhergehende Digitalisierungsfähigkeit der Produktion sowie in die Erhöhung der Wertschöpfungstiefe hat die Arbonia den Weg für nachhaltig profitables Wachstum eingeleitet.

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre
Sehr geehrte Damen und Herren

Das Geschäftsjahr 2020 verlief für die Arbonia, trotz gewisser Herausforderungen aufgrund der COVID-19-Pandemie, sehr erfreulich. Neben den Investitionen der vergangenen Jahre in Effizienz- und Produktivitätssteigerungen hat auch die Ausrichtung auf die mittel- und osteuropäischen Absatz- und Produktionsmärkte gewichtig dazu beigetragen. Weitere Effekte, wie der vorteilhafte Produktmix und die variable Kostenstruktur haben die betriebliche Profitabilität positiv beeinflusst.

Für das Geschäftsjahr 2020 resultierte ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 2.1% bzw. in Schweizer Franken ein Rückgang von –1.4% von CHF 1416.0 Mio. auf CHF 1396.3 Mio. für die fortzuführenden und aufgegebenen Geschäftsbereiche. Die Massnahmen zur gezielten Steigerung der Profitabilität haben dafür gesorgt, dass das EBITDA gegenüber dem Vorjahr um 25.9% auf CHF 157.8 Mio. verbessert werden konnte (Vorjahr: CHF 125.4 Mio. mit Sondereffekten hauptsächlich aus Schliessungen und Hochfahren von Werken). Dies entspricht einer EBITDA-Marge von 11.3% gegenüber 8.9% im Vorjahr. Das EBIT profitierte überproportional von dieser positiven Entwicklung und konnte um 84.6% auf CHF 73.3 Mio. (Vorjahr: CHF 39.7 Mio.) gesteigert werden. Trotz eines tieferen Finanzergebnisses aufgrund der Aufwertung des Schweizer Frankens sowie einer höheren Steuerbelastung aufgrund des besseren Ergebnisses vor Steuern konnte die Arbonia ihr Konzernergebnis um 71.4% auf CHF 44.9 Mio. (Vorjahr: CHF 26.2 Mio.) erhöhen.

Abgeleitet aus diesen Ertragskennzahlen erhöhte sich der Cashflow aus Geschäftstätigkeit um 26.4% von CHF 111.8 Mio. auf CHF 141.3 Mio. und der Free Cashflow um 527.3% von CHF 8.4 Mio. auf CHF 52.5 Mio.

Anfang Januar 2021 hat die Arbonia angekündigt, dass sie die Division Fenster, vorbehaltlich der erforderlichen Zustimmung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden, an die dänische DOVISTA Gruppe verkaufen wird. Unter Ausklammerung dieses nicht fortzuführenden Geschäftsbereichs präsentieren sich die Kennzahlen der Arbonia Gruppe für das Berichtsjahr 2020 wie folgt:

Es resultierte eine währungsbereinigte Umsatzsteigerung um 2.0% bzw. in Schweizer Franken ein Umsatzrückgang um –1.8% von CHF 1057.8 Mio. auf CHF 1038.4 Mio. Das EBITDA ohne Sondereffekte konnte gegenüber dem Vorjahr um 6.3% von CHF 107.7 Mio. auf CHF 114.5 Mio. gesteigert werden. Das EBITDA mit Sondereffekten kam mit CHF 116.3 Mio. um 15.5% über dem Vorjahr zu liegen (CHF 100.7 Mio.). Das EBIT ohne Sondereffekte erreichte CHF 52.1 Mio. (Vorjahr CHF 49.1 Mio., +5.9%), während das EBIT mit Sondereffekten auf CHF 53.9 Mio. zu liegen kam (Vorjahr CHF 40.1 Mio., +34.4%). Das Konzernergebnis ohne Sondereffekte sank leicht von CHF 30.1 Mio. um –6.6% auf CHF 28.1 Mio., mit Sondereffekten erreichte es CHF 29.7 Mio. (Vorjahr CHF 22.5 Mio., +31.9%).

Kontinuierliche Dividendenpolitik

Auf Basis des positiven Ergebnisses für das Berichtsjahr schlägt der Verwaltungsrat der Arbonia den Aktionärinnen und Aktionären die Ausschüttung einer Dividende von CHF 0.25 je dividendenberechtigter Aktie für das Geschäftsjahr 2020 vor. Zudem wird er ihnen vorschlagen, zusätzlich die aufgeschobene Dividende für das Geschäftsjahr 2019 von CHF 0.22 je dividendenberechtigte Aktie auszuzahlen. Gesamthaft soll den Aktionärinnen und Aktionären somit eine kombinierte Dividendenzahlung von CHF 0.47 je dividendenberechtigte Aktie im Nachgang zur Generalversammlung vom 23. April 2021 ausgeschüttet werden. Davon wird die Hälfte, d.h. CHF 0.235 als Dividende aus dem Bilanzgewinn und CHF 0.235 aus den Kapitaleinlagen bezahlt. Damit setzt die Arbonia wie angekündigt die um rund 10% kontinuierlich steigenden Dividendenzahlungen ab dem Geschäftsjahr 2018 (CHF 0.20) fort.

Marktumfeld 2020

Das Jahr 2020 war auch für die Arbonia massgeblich von COVID-19 geprägt. Als umgehende Reaktion auf die Pandemie leitete die Arbonia zum einen umfassende Konzepte zum Schutz der Mitarbeitenden ein, wie unter anderem Homeoffice, umfangreiche Hygienemassnahmen und deutliche Einschränkungen der Reisetätigkeiten. Zum anderen ergriff sie, um negative Kosten-, Produktions- und Liefereffekte zu minimieren, auch Sofortmassnahmen, wie die Reduktion von temporären Mitarbeitenden, den Abbau von Ferien- und Überzeitenguthaben, die Reduktion von Drei- auf Zwei-Schicht-Betrieb sowie das Insourcing von Zulieferkomponenten und das Aufrechterhalten von Distributionsketten durch dezentrale Lager. Staatlich angeordnete Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie, wie Grenzschliessungen, hatten weitestgehend keine Auswirkungen auf den Geschäftsgang der Arbonia, da der Warenverkehr nahezu uneingeschränkt möglich war. Einen wirklichen Effekt hatte lediglich die teilweise Schliessung von Baustellen und Baumärkten, zu der es unter anderem in Frankreich, Italien und in einzelnen Kantonen der Schweiz kam.

In dem für die Arbonia grössten Markt Deutschland, der über 40% des Gruppenumsatzes ausmacht, hat sich die Pandemie auf den Wohnungsbau nur unwesentlich ausgewirkt. Mit –0.8% im Jahr 2020 ging dieser nur leicht zurück. Es kam im Zuge der ersten und zweiten Welle zwar zu Schliessungen von Fachhändlern und auch die Renovation von bewohntem Wohnraum war erschwert, Baustellen blieben aber jederzeit geöffnet. Beeinträchtigt wurde die Bautätigkeit insbesondere durch den bereits existierenden Fachkräftemangel sowie aufgrund der eingeschränkten Einreise von osteuropäischen Fachkräften. Aufgrund der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheiten im Verlauf der Pandemie kam es zu einem starken Rückgang, insbesondere im Bereich von Gewerbeimmobilien, Büros, Shoppingcenters und Hotels. Der Wohnungsbau hingegen profitierte unverändert von vollen Auftragsbüchern, tiefen Zinsen, dem knappen Wohnungsangebot in Ballungszentren und dem Renovationsstau.

Im zweiten Heimatmarkt Schweiz traf die COVID-19-Pandemie auf einen Wohnungsbau, der bereits ohne deren Auswirkungen stagnierte. Der Grund hierfür ist der landesweit relativ hohe Wohnungsleerstand ausserhalb der Städte und Ballungszentren. Folglich sank der Wohnungsbau im Berichtsjahr um –3.4%. Mit ihren defensiven Schlüsselindustrien Pharma, Chemie und Handel sowie ihren robusten staatlichen Unterstützungsmassnahmen hat die Schweiz die erste Pandemiewelle besser überstanden als viele andere Volkswirtschaften. Der Nicht-Wohnbau entwickelte sich dank einiger grosser Projekte besser.

Die osteuropäischen Märkte, welche sich in den vergangenen Jahren stets dynamischer entwickelten, als die reiferen west- und zentraleuropäischen Märkte, waren von der Krise ungleich betroffen. Zwar wurden in Polen in den ersten neun Monaten des Jahres so viele Wohnbauprojekte fertig gestellt, wie noch nie. Die Baugenehmigungen und -beginne weisen aber auf eine negative Entwicklung im Jahr 2021 hin. Ausserdem hemmten die restriktiver gewordene Kreditvergabe und der Mangel an Arbeitskräften die Wirtschaft. Die Länder Tschechien und Slowakei sind stärker von Exportmärkten abhängig, weshalb die Erholung hier länger dauern dürfte.

Spanien und Italien zählten nicht nur bei der COVID-19-Pandemie, sondern auch in Bezug auf die Bautätigkeit zu den am stärksten betroffenen Ländern in Europa. Die zeitweise Schliessung der Baustellen und Baumärkte hat sich stark negativ ausgewirkt, während sich der in Italien sehr wichtige Renovationsmarkt nach den ersten Lockerungen überraschend schnell wieder erholen konnte.

Die Bauwirtschaft in Frankreich war ebenfalls sehr stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Baustellen wurden netto 55 Tage geschlossen und die Produktivität nahm nach deren Öffnung aufgrund der strikten Hygienemassnahmen drastisch ab. Die französische Wirtschaft ist stark vom privaten Konsum abhängig, welcher während der Pandemie deutlich sank.

Die Märkte Belgien und Niederlande entwickelten sich im Berichtsjahr unterschiedlich. Während die belgische Baukonjunktur aufgrund der Pandemie von der Schliessung der Baustellen betroffen war, wurde die Entwicklung in den Niederlanden vor allem durch ein Gerichtsurteil gehemmt. Demzufolge müssen alle neu zu bauenden sowie bereits genehmigten Gebäude in der Nähe von Naturschutzgebieten ihre Stickstoffemissionen vollständig kompensieren. Dies hat einen Grossteil der Bauaktivität im Neubau gestoppt, während der Renovationsmarkt sogar leicht wachsen konnte.

Entwicklungen der Arbonia Gruppe im Jahr 2020

Die Arbonia fokussierte sich im Berichtsjahr weiter auf die für sie relevanten Treiber Energieeffizienz, Urbanisierung, Digitalisierung sowie Automatisierung. Sie hat den Ausbau sowie die Modernisierung/Digitalisierung ihrer Produktionskapazitäten an sämtlichen Standorten weiter forciert.

Die strategisch weitreichendste Entscheidung im Jahr 2020 war der Verkauf der Division Fenster an die dänische DOVISTA Gruppe, welcher Anfang Januar 2021 kommuniziert wurde. Das Signing dieser Transaktion erfolgte am 4. Januar 2021. Der Vollzug, unter Vorbehalt der Zustimmung der relevanten Wettbewerbsbehörden, wird für das zweite Quartal 2021 erwartet. Die aus der Transaktion der Arbonia zufliessenden Mittel werden rund CHF 350 Mio. betragen, was zu einer hohen Netto Cash-Position führen wird. Ein beträchtlicher Teil des Verkaufserlöses wird zur weiteren Steigerung des Unternehmenswertes verwendet, indem die verbleibenden Divisionen der Arbonia beschleunigt weiterentwickelt und gestärkt werden, sowohl organisch wie auch mittels gezielter Akquisitionen. Verschiedene strategische Initiativen sind in Prüfung und einige bereits in Umsetzung.

Weiteren finanziellen und strategischen Spielraum ermöglichte im Geschäftsjahr die vorzeitige Refinanzierung des syndizierten Kredits, welche im November abgeschlossen wurde. Diese neue Kreditlinie über CHF 250 Mio. löst eine bestehende Vereinbarung über CHF 350 Mio. ab. Die neue Vereinbarung, mit deutlich vorteilhafteren Konditionen, hat eine Laufzeit von fünf Jahren und enthält die Option, die Kreditfazilität zwei Mal um jeweils ein Jahr zu verlängern.

Der folgende Überblick über die Aktivitäten der einzelnen Divisionen wird durch detaillierte Informationen in den separaten Divisionskapiteln ab Seite 14 ergänzt.

Die Hauptmärkte der Division HLK waren durch die COVID-19-Pandemie unterschiedlich stark betroffen. Während die Bautätigkeit in Deutschland und der Schweiz nur unwesentlich beeinträchtigt war, waren insbesondere die Märkte in Italien, Spanien, Frankreich, Belgien und Russland während der ersten Pandemiewelle durch zeitweise Schliessung der Baustellen hart getroffen. Darüber hinaus kam es in einigen Ländern, wie unter anderem Italien und Russland, in dieser Zeit zu behördlich angeordneten, temporären Werksschliessungen und daraus resultierend zu bedingt unterbrochenen Lieferketten. Dank behördlicher Sondergenehmigungen aufgrund anerkannter Systemrelevanz durften die betroffenen Werke jedoch die entsprechende Produktion innerhalb kurzer Zeit wiederaufnehmen. Dieser Umstand sowie die Umsetzung konsequenter Massnahmen, Flexibilität und Einsatzbereitschaft der Mitarbeitenden führten dazu, dass die Division die Liefersituation innerhalb weniger Wochen bereits aufheben bzw. stabilisieren konnte. Der ohnehin konstant vorhandene Fachkräftemangel hat sich im Berichtsjahr weiter verschärft, da die Mobilität grenzüberschreitender Arbeitskräfte teilweise erheblich eingeschränkt war.

Die Klimapakete der europäischen Länder sehen steuerliche Abschreibungen und Förderungen für die Modernisierung von Haus und vor allem Heizsystemen vor, damit die CO2-Emissionen gesenkt werden können. Die Division HLK verfolgt bereits seit mehreren Jahren und so auch im Berichtsjahr konsequent ihre Strategie des innovativen Anbieters von ganzheitlichen Wärmesystemen und deren Komponenten: von der modernen Wärmeerzeugung und optimalen Wärmeübertragung bis hin zur Energiespeicherung für alle Gebäudearten und Anwendungsbereiche, sowohl für den Neubau- als auch den Renovationsmarkt. Entsprechende Erweiterungen des Produktportfolios wurden in sämtlichen Bereichen realisiert.

Trotz der COVID-19-Pandemie meisterte die Division Sanitär das aussergewöhnliche Jahr 2020 sehr gut. Basierend auf den ausgefeilten ERP-Systemen gelang es ihr, die Supply Chain und interne Prozesse stabil zu halten. Dadurch konnte die Division ihre Ergebnissituation gegenüber dem Vorjahr verbessern. Während Länder wie insbesondere Frankreich, aber auch Belgien und Österreich, aufgrund teilweiser Schliessungen der Baustellen erhebliche Beeinträchtigungen durch die COVID-19-Pandemie erfuhren, zeigten sich vor allem die Heimatmärkte der Division – Deutschland und Schweiz – erstaunlich robust. Lediglich die temporäre Schliessung von einigen Sanitär-Ausstellungen des Grosshandels und die abgesagten Branchenmessen behinderten den normalen Geschäftsgang. Begrenzend wirkte zudem auch die nach wie vor sehr hohe Auslastung des Installateur-Handwerks.

In diesem Umfeld behauptete sich die Division sehr gut durch ihre breit aufgestellten strategischen Initiativen, wie die intensive Betreuung von Key-Account-Clients und des Projektgeschäfts, sowie der Ausbau des internationalen Geschäftes mit Schwerpunkt Süd- und Osteuropa.

Die Division Fenster kann trotz des anspruchsvollen Umfelds auf ein sehr erfreuliches Berichtsjahr 2020 zurückblicken, in welchem bei konstantem Umsatz eine deutliche Profitabilitätsverbesserung erzielt wurde. Neben der mittlerweile abgeschlossenen Verlagerung aller Produktionsstandorte nach Osteuropa wirkte sich unter anderem auch das deutliche Wachstum und die verbesserte Ertragsqualität im Schweizer Markt positiv aus. Darüber hinaus trugen sodann die Erhöhung der Ausstossmenge am Produktionsstandort in Langenwetzendorf (D) sowie die verbesserte operative Leistung im polnischen Werk in Zambrów dazu bei.

Die Arbonia hat entschieden, sich von ihrem Fenstergeschäft mit den fünf Gesellschaften Dobroplast, EgoKiefer, Slovaktual, Webcom und Wertbau zu trennen, um ein entsprechend attraktives Angebot eines strategischen Käufers anzunehmen. Käuferin ist die dänische DOVISTA Gruppe, die zur ebenfalls dänischen VKR Holding gehört. Gemeinsam werden die DOVISTA Gruppe und die Division Fenster zu einem wichtigen Akteur im europäischen Fenstergeschäft. Die DOVISTA Gruppe erlangt durch diese Akquisition den Zugang zu den zentraleuropäischen Märkten Schweiz, Deutschland, Polen und Slowakei, in denen die Division Fenster starke Marktpositionen innehat. Zusätzlich wird ihr Produktportfolio ergänzt um Kunststoff- und Kunststoff/Aluminium-Fenster. Die Division Fenster wiederum erhält unter dem neuen Dach dieses strategischen Eigentümers die Möglichkeit, weiter zu wachsen und den Vertrieb in ganz Europa zu stärken und auszubauen.

Im Fokus der Division Türen stand im Jahr 2020 weiterhin das mehrjährige Investitionsprogramm zur Steigerung der Produktivität und Kapazitätserweiterung zur Verbesserung der Lieferperformance. Das Investitionsvolumen von CHF 48 Mio. floss zu grossen Teilen in den Kapazitätsausbau der deutschen Türenwerke Prüm und Garant.

Bei Prüm in Weinsheim (D) entsteht derzeit das neue «Werk der Zukunft». Die Arbeiten für das neue Zargenwerk wurden im Februar 2020 gestartet, Mitte Mai konnte dann der Grundstein des Baus der Halle gelegt werden. Um in Zukunft die logistische Prozessabwicklung im Fertigteillager zu optimieren sowie eine Erhöhung der Lagerkapazitäten zu schaffen, wurde bei Prüm auch in ein zweites Hochregallager investiert. Die Baumassnahmen hierfür sind Anfang des Jahres 2020 gestartet und werden im zweiten Quartal 2021 abgeschlossen sein.

Ein Schwerpunkt beim Türenhersteller Garant galt im Berichtsjahr der Erhöhung der Kapazitäten. Mitte des Jahres 2020 wurde die neue Sonderzargenstrasse installiert, mit der im 3-Schichtbetrieb eine Kapazität von 945 Zargen pro Tag im Sonderbereich realisiert werden können. Zeitgleich wurde mit der Installation eines neuen Spritzroboters begonnen. Im Durchlauf auf der Lackstrasse sorgt dieser für eine Prozessautomatisierung.

Die im Sommer 2019 gestartete Hallenerweiterung bei RWD Schlatter konnte im Oktober 2020 mit der Inbetriebnahme des neuen Spritzroboters erfolgreich abgeschlossen werden. Die in Roggwil (CH) produzierten Türen werden nun selbst lackiert, was die Lieferzeit für die Kundschaft erheblich verkürzt und die Logistikkosten senkt. Das Unternehmen verfügt dank dieser Massnahme über eine der kürzesten Lieferzeiten im Schweizer Markt.

Nach getätigten Investitionen kann die Division Türen in den Jahren 2023/2024 über alle Standorte betrachtet rund 900'000 Türen mit entsprechenden Zargen mehr produzieren als bisher.

Strategische Pfeiler nach der Veräusserung der Division Fenster

Die nach dem Vollzug des Verkaufs der Division Fenster, voraussichtlich im zweiten Quartal 2021, zufliessenden Mittel werden rund CHF 350 Mio. betragen, was zu einer Netto Cash-Position von über CHF 200 Mio. im Konzern führen wird. Die Arbonia kündigte Anfang 2021 an, einen Grossteil dieser Mittel für die Stärkung von beschleunigtem organischen Wachstum, aber auch für Akquisitionen in den verbleibenden Divisionen zu verwenden.

Division Türen

Die Division Sanitär mit ihren Duschtüren und Duschtrennwänden wird in die Division Türen integriert. Die strategische Logik der Eingliederung liegt einerseits bei der besseren Nutzung von Synergien in der gemeinsamen Marktbearbeitung im Objektvertrieb und andererseits in der Beschaffung. Zudem erweitert sich das Produktsortiment der Division Türen mit Funktions- und Innentüren um Duschtüren und mittelfristig kann der Bereich Glastüren und Glastrennwände für den Innenraum ausgebaut werden. Die Division Türen stärkt ihre Positionierung als Lösungsanbieter für Barrierefreiheit aus einer Hand inkl. dem schlüssellosen KIWI-Zutrittssystem.

Die Eingliederung der Division Sanitär erfolgt per 1. Juli 2021. Die Division Türen wird ab diesem Zeitpunkt in die Business Units Holzlösungen und Glaslösungen unterteilt.

Die Division Türen wird im Bereich Holzlösungen (Holztüren) ihre Kapazitäten bis 2023/2024 in den Werken Prüm (D) und Invado (PL) um 40% und im ostdeutschen Werk Garant um 30% steigern können. Die Investitionen in den Kapazitätsausbau bei Invado konnten im Jahr 2020 abgeschlossen werden.

Auf Basis dieses erwarteten und nachhaltigen organischen Wachstums, der robusten Profitabilität der Division Türen mit der integrierten Division Sanitär als Business Unit Glaslösungen, und der Liquidität des Konzerns wird auch zusätzlich anorganisches Wachstum mittels gezielter Akquisitionen in bestehenden und/oder angrenzenden Märkten angestrebt. Dadurch kommt die Arbonia dem Ziel immer näher, der führende Türenanbieter in Zentral-

Division HLK

Die Division konzentriert sich einerseits weiterhin auf organisches Wachstum in den Produktgruppen Fussbodenheizung, Wärmepumpe und kontrollierte Wohnraumlüftung inkl. ihrer patentierter Filtertechnik, die auch als System angeboten werden können und andererseits auf die Konsolidierung, Prozessoptimierung zur Produktivitätssteigerung und der Kostenführerschaft beim Flachheizkörper, Röhrenradiator und Designheizkörper.

Während das Volumen im westeuropäischen Heizkörpermarkt über die nächsten Jahre seitwärts verlaufen wird, erwartet die Division durch Investitionen im Wachstumsmarkt Osteuropa und Russland sowie durch die aufgeführten Massnahmen dennoch bei diesen Produkten ein profitables Wachstum. Die Division hat in der Vergangenheit erheblich in die Produktionsprozesse investiert, um nachhaltig stabile Margen, über dem Wettbewerb liegend, zu generieren. Darüber hinaus nimmt sie aktiv zur Gewinnung von Marktanteilen an der Konsolidierung teil.

Bei den stark wachsenden Systemprodukten wie bspw. Wärmepumpe, Fussbodenheizung und Lüftungs-, Klima- und Filtertechnik wird ein beschleunigtes Wachstum angestrebt, um bis ins Jahr 2025 den Umsatz- Mix von Komponenten- und Systemgeschäft signifikant zu ändern.

Die Division legt einen Entwicklungsschwerpunkt auf das «Haus der Zukunft»: Auf Basis von Photovoltaikanlagen bei einem Privathaus soll eine Systemlösung für Wärmeerzeugung, Wärmesteuerung sowie deren Speicherung entwickelt werden.

Der seit Jahren stark wachsende Wärmepumpenmarkt wird zusätzlich begünstigt durch die europäischen Klimaziele und deren Förderung von CO2-reduzierender sowie energiesparender Produkte. Deshalb investiert die Division HLK in den Kapazitätsausbau für energieeffiziente Systeme am Standort in Tschechien und wird dort ab 2021 ein neues Werk errichten, welches die bestehende Produktionskapazität ab 2022 um ein Vielfaches erhöhen wird.

Es ist vorgesehen, das beschleunigte organische Wachstum bei den Systemprodukten mit gezielten Akquisitionen zu unterstützen.

Die neue Arbonia besteht somit ab Sommer 2021 aus zwei ähnlich grossen und fokussierten Divisionen und einer schlanken Konzernsteuerung.

Erweiterter Fokus auf Nachhaltigkeit

Die Arbonia bekennt sich mit ihren Divisionen und als Konzern zu einem konsequenten und umfassenden Nachhaltigkeitsengagement, das sowohl Teil der strategischen Vorgaben des Konzerns als auch Teil der operativen Tätigkeit der Gesellschaften ist. Der Konzern ist sich seiner ökonomischen, ökologischen und sozialen Verantwortung bewusst. Aktuell erarbeitet er seine Nachhaltigkeitsstrategie für die nächsten Jahre. Neben den bisherigen Zielen, das Produktportfolio und die Produktionsprozesse kontinuierlich zu optimieren, werden aufgrund der 2020 durchgeführten Wesentlichkeitsanalyse weitere Zielsetzungen folgen. Mit der neuen Nachhaltigkeitsberichterstattung, welche in diesem Geschäftsbericht ein eigenes Kapitel einnimmt (ab Seite 47), möchte die Arbonia ein zusammenhängendes Bild über ihre Aktivitäten aufzeigen.

Unabhängig von dem Kapitel Nachhaltigkeit hat sich aber im Geschäftsjahr 2020 gezeigt: die eingeschlagene Strategie mit dem forcierten Wachstum in der nachhaltigen Wärmeerzeugung und mit isolierenden Türen zahlt sich, wie bereits erläutert, auch finanziell aus. Mit den Investitionen in effiziente und ressourcenschonende Maschinen für die Produktion nachhaltiger Gebäudekomponenten hat die Arbonia den Grundstein für diese Erfolge gelegt. Somit zeigt sich deutlich, dass die Arbonia mit der Umstrukturierung des Konzerns in den Jahren 2015 – 2019 eine aussergewöhnlich gesunde Basis für ein nachhaltiges und profitables Wachstum gelegt hat.

Ausblick

Wir gehen aktuell davon aus, dass sich die Lage durch die COVID-19-Pandemie im Laufe des ersten Halbjahres 2021 bessert und sich spätestens ab dem zweiten Halbjahr 2021 langsam wieder eine Normalität einstellen wird. Nachdem die Baukonjunktur die ersten Lockdowns gut überstanden hat und sich im Anschluss viele Märkte schnell wieder erholen konnten, sollte sich auch die zweite Welle der Pandemie nicht übermässig negativ auf die Arbonia auswirken. Dies liegt unter anderem daran, dass die bekannten, langfristigen Wirtschafts- und Wachstumstreiber für die Bau(material)wirtschaft weiter Bestand haben: die tiefen Zinsen, die Immobilien zu einem gefragten Anlageobjekt machen, der Trend zur Urbanisierung sowie die hohe Zahl von sanierungsbedürftigen Wohnungen, und nicht zuletzt staatliche Förderprogramme. Die Baukonjunktur und auch wir dürften darüber hinaus davon profitieren, dass die COVID-19-Pandemie die Wertschätzung der Menschen für den eigenen Wohnraum sowohl in Bezug auf die Wohnfläche als auch auf den Ausbaustandard deutlich gesteigert hat. Finanzielle Mittel, die für den Konsum oder Urlaubsreisen vorgesehen waren, werden auch weiterhin vermehrt als Investition in den eigenen Wohnraum fliessen. Zudem enthalten viele Konjunkturprogramme Anreize zur Renovation und energetischen Ertüchtigung von Wohnraum, die den Wandel zu energieeffizienten Wohn- und Gewerbeimmobilien und somit die Nachfrage nach den entsprechenden Arbonia Produkten nochmals beschleunigen.

Als Gegenläufer zu den dargelegten positiven Trends steigen die Rohstoffpreise, insbesondere bei Stahl, Aluminium und Glas, welche nur zeitverzögert und teilweise an die Kundschaft weitergegeben werden können.

Aufgrund der konjunkturellen Unsicherheit ist jedoch eine Zurückhaltung im Bereich des gewerblichen Bauens spürbar. Dies betrifft insbesondere Einkaufszentren und andere Nutzflächen für den Detailhandel sowie Hotels. Die Ausrichtung des Produktportfolios, mit einem höheren Umsatzanteil im Wohnungsbau und nur rund 30% in den verbleibenden Sektoren, sorgt dafür, dass die Arbonia trotz aller Unsicherheiten zuversichtlich auf das nächste Geschäftsjahr schaut. Gepaart mit dem «EU Green Deal» und weiteren Massnahmen der einzelnen Staaten bieten sich Opportunitäten, für die die Arbonia mit ihren energieeffizienten Heiz- und Lüftungslösungen sowie isolierenden Türen gut aufgestellt ist.

Guidance

Nach dem Verkauf der Division Fenster und unter der Voraussetzung, dass es zu keinen zusätzlichen Einschränkungen aufgrund der COVID-19-Pandemie in den Produktions- und Absatzmärkten der Arbonia kommt, rechnet die Arbonia im Jahr 2021 mit einem organischen Umsatzwachstum von 4 – 5% und einer EBITDA-Marge von >11%.

Dank

Die strategische Positionierung in den relevanten Märkten und dem Wettbewerbsumfeld in Kombination mit ihren stabilen Geschäftsmodellen (Neubau und Renovation, Gewerbe-, Infrastruktur sowie Wohnungsbau) haben erheblich dazu beigetragen, dass die Arbonia das vergangene Berichtsjahr mit seinen Herausforderungen so erfreulich gemeistert hat.

Im Namen des ganzen Verwaltungsrats und der Konzernleitung bedanken wir uns bei denen, die zu diesem positiven Geschäftsverlauf beigetragen haben – unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unsere Kundinnen und Kunden wie auch unsere Zulieferer. Aber insbesondere auch Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr stetes Vertrauen und Ihre Treue der Arbonia gegenüber. 

Alexander von Witzleben

Verwaltungsratspräsident und CEO

Daniel Wüest

CFO