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Finanzkommentar Daniel Wüest (CFO)

Umsatzentwicklung

Am 4. Januar 2021 gab die Arbonia den Verkauf der Division Fenster bekannt. Durch den Verkauf werden der Arbonia zum Zeitpunkt des Closings (erwartet per Anfang Q2 2021) rund CHF 350 Mio. flüssige Mittel zufliessen. Im Gegenzug werden rund 25% des Gruppenumsatzes und des EBITDAs per Closing der Transaktion dekonsolidiert. In Übereinstimmung mit den Rechnungslegungsstandards von IFRS zeigt die Konzernrechnung 2020 bereits nur noch die drei verbleibenden Divisionen («fortzuführende Geschäftsbereiche»), während das Ergebnis der Division Fenster als «Ergebnis aus aufgegebenen Geschäftsbereichen» und die Aktiven und Passiven als «zur Veräusserung gehaltene Aktiven/Passiven» ausgewiesen werden.

Auf Basis der fortzuführenden Geschäftsbereiche erzielte die Arbonia im Berichtsjahr 2020 einen Nettoumsatz von CHF 1038.4 Mio., was einem Rückgang von –1.8% gegenüber Vorjahr (CHF 1057.8 Mio.) entspricht. Währungsbereinigt betrug das Wachstum 2.0% (organisch), was angesichts der Einschränkungen durch COVID-19 eine beachtliche Leistung darstellt. Dieses Wachstum setzte sich zum grösseren Teil aus Preis- und zu einem geringeren Teil aus Volumeneffekten zusammen. Dabei waren es die Divisionen Türen und Sanitär, die mit 5.0% respektive 4.0% stark organisch wuchsen. Die Division HLK verzeichnete ein leicht negatives organisches Wachstum von –0.4%, wobei der Bereich Indirect Sales ein organisches Wachstum von 2.0% erzielte, während der Bereich Direct Sales, der stark in Italien und Belgien tätig ist und somit von den COVID-19-Einschränkungen stark betroffen war, ein organisches Wachstum von –6.9% hinnehmen musste. Auf Gruppenstufe betrug das organische Wachstum in der zweiten Jahreshälfte 5.8% im Vergleich zu noch –1.7% in der ersten Jahreshälfte. Haupttreiber für das gute Umsatzwachstum waren die Märkte Deutschland und Schweiz, in denen, mit wenigen regionalen Ausnahmen, die Baustellen offen blieben und die Nachfrage nach Baumaterialien aufgrund des positiven Umfelds (niedrige Zinsen, hohe Sparquote, temporäre Senkung der Mehrwertsteuer in Deutschland, Renovationsbedarf und CO2-Förderung) hoch war, was die negativen Auswirkungen von COVID-19 überkompensierte. Die Arbonia geht davon aus, dass die meisten dieser unterstützenden Faktoren auch im Jahr 2021 Bestand haben und somit weiterhin ein gutes Umfeld herrschen wird. Dies allerdings in einem nach wie vor anspruchsvollen Marktumfeld und vorausgesetzt, dass die COVID-19-Massnahmen nicht weiter verschärft werden und im Laufe des Jahres Lockerungen erfolgen.

Im Geschäftsjahr 2020 stockte die Arbonia im Rahmen einer weiteren Finanzierungsrunde zusammen mit der Deutschen Wohnen ihre Beteiligung an KIWI, einem Anbieter von schlüssellosen Schliesssystemen in Deutschland, auf über 20% auf. Der Preis für die Aufstockung der Anteile betrug rund CHF 4.9 Mio. Das KIWI Schliesssystem wird exklusiv in die Holztüren der Division Türen der Arbonia verbaut. Zudem hat sie im Dezember 2020 die restlichen 65% an der Webcom Management Holding für rund CHF 6.7 Mio. übernommen.

Beschleunigte Steigerung der Ertragslage

Auf Kostenseite hatte der schwächere Euro sowie die osteuropäischen Währungen einen positiven Effekt auf die mehrheitlich in diesen Währungen anfallenden Kosten. Während die Personalaufwandsquote unverändert blieb (33.3%), gingen die Materialaufwandsquote und die Übrige Betriebsaufwandsquote geringfügig zurück. Die Materialaufwandsquote reduzierte sich um 1.2 Prozentpunkte auf 43.7% durch Insourcing und noch tiefere Materialkosten im ersten Halbjahr, während sich der Übrige Betriebsaufwand vor allem wegen tieferem Reise- und Marketingaufwand um 0.7 Prozentpunkte auf 14.1% reduzierte. Ohne Sondereffekte lag die Personalquote marginal höher.

Aufgrund der operativen Verbesserungen, der Erhöhung der Wertschöpfungstiefe durch Insourcing von Produktionsschritten sowie eines vorteilhafteren Produkt-, Preis- und Ländermixes konnte das EBITDA aus fortzuführenden und aufgegebenen Geschäftsbereichen inkl. Sondereffekten im Geschäftsjahr 2020 auf CHF 157.8 Mio. (Vorjahr: CHF 125.4 Mio.) um 25.9% gesteigert werden, wobei sich die EBITDA-Marge von 8.9% auf 11.3% verbesserte. Alle vier Divisionen erzielten eine EBITDA-Marge von über 11% und konnten sie gegenüber dem Vorjahr um 1.2 Prozentpunkte (Division Sanitär) bis zu 4.9 Prozentpunkte (Division Fenster) steigern. Das EBITDA aus fortzuführenden Geschäftsbereichen mit Sondereffekten betrug CHF 116.3 Mio. (Vorjahr: CHF 100.7 Mio.), was einem Anstieg von 15.5% entspricht. Ohne Sondereffekte betrug das EBITDA aus fortzuführenden Geschäftsbereichen CHF 114.5 Mio. (Vorjahr: CHF 107.7 Mio.) und die Zunahme 6.3%.

Praktisch gleichbleibende Abschreibungen und Amortisationen im Vergleich zum Vorjahr führten dazu, dass das EBIT überproportional anstieg. In der Betrachtung fortzuführende und aufgegebene Geschäftsbereiche mit Sondereffekten erhöhte sich das EBIT um CHF 33.6 Mio. bzw. 84.6% von CHF 39.7 Mio. auf CHF 73.3 Mio., was einer EBIT-Marge von 5.2% entspricht. Das EBIT aus fortzuführenden Geschäftsbereichen mit Sondereffekten stieg um CHF 13.8 Mio. bzw. 34.4% von CHF 40.1 Mio. auf CHF 53.9 Mio. Ohne Berücksichtigung der Sondereffekte erhöhte sich das EBIT um CHF 3.0 Mio. bzw. 5.9% von CHF 49.1 Mio. auf CHF 52.1 Mio.

Der Netto-Finanzaufwand erhöhte sich im Jahr 2020 von CHF 6.0 Mio. auf CHF 12.9 Mio., was einerseits auf gegenläufige Währungsverluste im Vergleich zum Vorjahr und andererseits auf Kosten im Zusammenhang mit der Refinanzierung der syndizierten Kreditfazilität (siehe unten) zurückzuführen ist. Tiefere Bereitstellungskommissionen und Zinsmargen im neuen Syndikatskredit in Kombination mit einer reduzierten Nettoverschuldung werden in Zukunft zu einem geringeren Zinsaufwand führen.

Der Steueraufwand hat sich trotz eines höheren operativen Betriebsgewinns und somit auch höheren Konzernergebnisses vor Steuern (EBT) im Geschäftsjahr 2020 von CHF 11.2 Mio. (Vorjahr: CHF 11.6 Mio.) leicht reduziert. Der effektive Steuersatz von 27.4% (Vorjahr: 33.9%) verringerte sich aufgrund der Nutzung von bisher nicht aktivierten Verlustvorträgen und im Gegensatz zum Vorjahr positiven Abgrenzungsdifferenzen aus früheren Jahren.

Markant gesteigerter Cashflow unterstreicht operative Fortschritte und Leistungskraft

Der Free Cashflow betrug im Geschäftsjahr 2020 CHF 52.5 Mio. (Vorjahr: CHF 8.4 Mio.). Die positive Entwicklung ist dabei auf den im Vergleich zum Vorjahr um rund CHF 30 Mio. höheren Cashflow aus Geschäftstätigkeit zurückzuführen, der im Berichtsjahr auf CHF 141.3 Mio. (Vorjahr: CHF 111.8 Mio.) zunahm. Zudem gingen die Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Anlagen wie schon im Vorjahr weiter von CHF 113.0 Mio. auf CHF 95.5 Mio. zurück, was einer Investitionsquote (Investitionen/Umsatz) von 6.8% (Vorjahr: 8.0%) entspricht. Bis zur Fertigstellung der neuen Zargenfertigung und der damit einhergehenden Kapazitätsausweitung am deutschen Produktionsstandort Prüm der Division Türen wird die Erweiterungsinvestitionsquote noch bis 2022 hoch bleiben.

Höhere Eigenkapital-Quote, tiefere Nettoverschuldung und Erhöhung der Dividende

Die Bilanzsumme der Arbonia per 31.12.2020 hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich auf CHF 1515.2 Mio. (Vorjahr: CHF 1534.4 Mio.) reduziert. Dies mehrheitlich aufgrund von Wechselkursumrechnungen der in Fremdwährungen gehaltenen Aktiven und Passiven zum Bilanzstichtag. Das Eigenkapital hat sich jedoch trotz negativer Wechselkurseffekte, auf CHF 893.2 Mio. (Vorjahr: CHF 873.3 Mio.) erhöht, was auf den hohen Reingewinn und die für das Geschäftsjahr 2019 aufgeschobene Dividende zurückzuführen ist. Folglich hat auch die Eigenkapitalquote von 56.9% auf sehr solide 59.0% zum Jahresende zugenommen.

Die Nettoverschuldung verringerte sich per 31.12.2020 um rund CHF 40 Mio. auf CHF −140.6 Mio. (Vorjahr CHF −180.6 Mio.). Der Verschuldungsgrad (Nettoverschuldung/EBITDA) ging auf −0.9x zurück (Vorjahr −1.4x), womit dieser weit unter dem definierten Wert des Covenants liegt, sodass die Arbonia genügend strategischen und finanziellen Spielraum hat. Zudem hat die Arbonia im November 2020 den in 2021 auslaufenden syndizierten Kredit über CHF 350 Mio. vorzeitig erneuert. Die fest zugesicherte, syndizierte Kreditfazilität beträgt neu CHF 250 Mio. und widerspiegelt damit die verbesserte und solide finanzielle Situation der Arbonia. Zudem konnten im Rahmen der Erneuerung der Fazilität vorteilhaftere Bedingungen und Konditionen mit dem Bankenkonsortium vereinbart werden, wodurch sich der Finanzaufwand um mehrere hunderttausend Schweizer Franken pro Jahr reduzieren wird. Die Laufzeit beträgt wiederum fünf Jahre − mit der Möglichkeit, diese zweimal um je ein Jahr zu verlängern. Einziger Covenant ist der Verschuldungsgrad.

Die bereits schon vor dem Zufluss der Mittel aus dem Verkauf der Division Fenster solide Bilanzstruktur sowie die weiter gesteigerte Profitabilität erlaubt es der Arbonia, auch im dritten Jahr seit Wiederaufnahme der Dividendenausschüttungen für das Geschäftsjahr 2018 die Ausschüttung an die Aktionärinnen und Aktionäre weiter zu erhöhen. Der Verwaltungsrat wird der Generalversammlung beantragen, für das Geschäftsjahr 2020 eine Bardividende von CHF 0.25 pro Namenaktie zur einen Hälfte aus dem Bilanzgewinn und zur anderen Hälfte aus den Kapitaleinlagereserven auszuschütten. Zudem soll die aufgrund von COVID-19 aufgeschobene Dividende von CHF 0.22 für das Geschäftsjahr 2019 ausbezahlt werden, sodass die Aktionärinnen und Aktionäre eine Gesamtausschüttung von CHF 0.47 brutto im Nachgang zur Generalversammlung vom 23. April 2021 erhalten werden.