- Finanzkommentar Daniel Wüest (CFO)
- Allgemeines
- Umsatzentwicklung
- Weitere Steigerung der Profitabilität
- Markant gesteigerter Free Cashflow durch Verkauf der Division Fenster
- Zunahme Bilanzsumme, Eigenkapital und -quote, Nettoliquidität und Erhöhung der Dividende
Finanzkommentar Daniel Wüest (CFO)
Allgemeines
Das Geschäftsjahr 2021 war geprägt von einem dynamischen und anspruchsvollen Umfeld mit sich verändernden Rahmenbedingungen, deren Auswirkungen sich teilweise auch in der finanziellen Berichterstattung widerspiegeln. Der Verkauf der Division Fenster, mit dem die Arbonia einen hohen Liquiditätszufluss und einen beträchtlichen Buchgewinn realisierte, führte zu einer Neusegmentierung in der finanziellen Berichterstattung. Indem die ehemalige Division Sanitär in die Division Türen integriert wurde und die Division HLK bestehen blieb, wurden zwei in etwa gleich grosse Divisionen geschaffen. Zudem kaufte die Arbonia im Berichtsjahr drei Unternehmen (die spanische Vertriebsgesellschaft Cicsa, den serbischen Hersteller von Lüftungssystemen Termovent sowie den deutschen Glashersteller GVG), welche alle im Laufe des Geschäftsjahres 2021 in die Konzernrechnung integriert wurden. Ende November 2021 kündigte die Arbonia zudem die geplante Verlagerung der Produktion von Heizkörpern mit nachfolgender Schliessung des Standortes in Tubbergen (NL) an, was im Berichtsjahr 2021 zu einmaligen operativen Sonderkosten von rund CHF 9 Mio. auf Stufe EBITDA und einer additiven Wertberichtigung auf dem Anlagevermögen auf Stufe EBIT von rund CHF 4 Mio. führte. Daneben hinterliessen die hohen Materialpreissteigerungen sowie die teilweise beeinträchtigten Lieferketten ihre Spuren in den finanziellen Kennzahlen.
Aus den oben genannten Gründen ist der Finanzkommentar auf der Basis der beiden fortgeführten Divisionen HLK und Türen erstellt und dort, wo abweichend, ergänzt um die Werte unter Berücksichtigung von Sondereffekten (wie ausgewiesen).
Umsatzentwicklung
Im Berichtsjahr 2021 erzielte die Arbonia einen Nettoumsatz von CHF 1186.2 Mio., was einer Zunahme von +14.2% gegenüber Vorjahr (CHF 1038.4 Mio.) und einer Zunahme von +12.1% gegenüber 2019 (CHF 1057.8 Mio.), dem letzten Jahr ohne COVID-19- Einfluss entspricht. Währungs- und akquisitionsbereinigt betrug das Wachstum +11.6% gegenüber Vorjahr respektive 13.4% im Vergleich zu 2019, womit die Guidance von rund 8% organischem Wachstum für das Geschäftsjahr 2021 sowie das im Rahmen des Capital Market Day kommunizierte, mittelfristige organische Wachstum von mindestens 5% in beiden Fällen deutlich übertroffen werden konnte. Dabei erzielte die Division HLK mit 16.1% ein besonders starkes organisches Wachstum, währenddessen die Division Türen um 6.9% wuchs. In der Division HLK waren die Preiseffekte leicht höher als die Volumeneffekte, während es sich bei der Division Türen genau umgekehrt verhielt. In der Division HLK trugen sowohl die traditionellen Produkte (Heizkörper) als auch die Wachstumsprodukte mit rund 15% respektive 17% zum sehr hohen organischen Wachstum bei. In der Division Türen wuchs die Geschäftseinheit Holzlösungen mit einem organischen Wachstum von rund 8% doppelt so schnell wie die Geschäftseinheit Glaslösungen mit rund 4%.
Auf Gruppenstufe betrug das organische Wachstum in der zweiten Jahreshälfte 7.2% im Vergleich zu 16.5% in der ersten Jahreshälfte. Das auch in der zweiten Jahreshälfte starke organische Wachstum ist umso bemerkenswerter, da bereits die zweite Jahreshälfte 2020 aufgrund der Nachholeffekte des Lockdown in der ersten Jahreshälfte sehr stark war. Zudem griffen die 2021 durchgesetzten Preiserhöhungen noch nicht voll in der zweiten Jahreshälfte. Das organische Wachstum von +11.6% auf Konzernstufe im Berichtsjahr setzte sich zu fast gleichen Teilen aus Volumen- und Preiseffekten zusammen. Haupttreiber für das starke Umsatzwachstum waren alle Zielmärkte der Arbonia, besonders die beiden Kernmärkte Deutschland und Schweiz, aber auch Benelux sowie die süd- und osteuropäischen Märkte verzeichneten ein starkes Wachstum.
Im Berichtsjahr akquirierte die Division HLK zwecks Ausweitung der geografischen Präsenz die spanische Cicsa, eine Vertriebsgesellschaft von Design- und Badheizkörpern im iberischen Raum, sowie zwecks Erweiterung des Produktangebotes und der Ausdehnung der geografischen Präsenz die serbische Termovent, eine Produzentin von Lüftungssystemen für industrielle Anwendungen u. a. im Gesundheits-, Lebensmittel- und Halbleiterbereich. Zusammen trugen die beiden Akquisitionen rund CHF 13 Mio. zum Umsatz der Division HLK bei. Die Division Türen akquirierte zwecks Vertiefung der vertikalen Wertschöpfungskette und der Versorgungssicherheit die deutsche GVG Deggendorf, einen ehemaligen Glaslieferanten der Business Unit Glaslösungen. Diese Akquisition trug in den Monaten ihrer Zugehörigkeit rund CHF 5 Mio. Umsatz für die Business Unit Glaslösungen der Division Türen im Berichtsjahr bei. Aus dem Verkauf der Division Fenster verblieb das polnische Dachfenstergeschäft Skyfens in der Arbonia, welches einen Umsatzbeitrag von rund CHF 4 Mio. in 2021 realisierte. Gesamthaft trugen die drei Akquisitionen sowie Skyfens rund CHF 22 Mio. zum Umsatz 2021 bei.
Weitere Steigerung der Profitabilität
Das Konzernergebnis der fortzuführenden Geschäftsbereiche ohne Sondereffekte verbesserte sich gegenüber Vorjahr (CHF 28.1 Mio.) um 46.2% auf CHF 41.1 Mio. Das ausgewiesene Konzernergebnis hingegen reduzierte sich gegenüber Vorjahr leicht, von CHF 29.7 Mio. auf CHF 27.5 Mio. Der Gewinn pro Aktie betrug somit CHF 0.40. Das Konzernergebnis (fortzuführende und aufgegebene Geschäftsbereiche) lag bei CHF 138.7 Mio. gegenüber CHF 44.9 Mio. im Vorjahr, wobei CHF 99.1 Mio. den realisierten Gewinn aus dem Verkauf der Division Fenster darstellen.
Auf der Kostenseite waren vor allem die höheren Preise für Rohstoffe und Halbfabrikate spürbar, was zur Folge hatte, dass sich die Materialaufwandquote um 2.6 Prozentpunkte von 43.7% auf 46.3% im Berichtsjahr erhöhte. Dank einer wiederum gesteigerten Produktivität, die sich in einer Reduktion der Personalquote (ohne Sondereffekte) um 1.3% Punkte von 33.2% auf 31.9% bemerkbar machte, sowie der nochmals tieferen Übriger Betriebsaufwandquote (ohne Sondereffekte) von 0.8 Prozentpunkten auf 13.4% konnte die EBITDA-Marge nicht nur gehalten, sondern um 0.3 Prozentpunkte auf 11.3% gesteigert werden. Die angekündigte Schliessung des Standortes Tubbergen (NL) führte zu Einmalkosten in der Höhe von CHF 8.8 Mio., die zum grössten Teil im Personalaufwand anfielen und als Sondereffekt klassifiziert wurden. Die Währungseinflüsse auf den Umsatz und die Kosten hatten im Berichtsjahr nur einen geringfügigen Einfluss, da vor allem der EUR-Jahresmittelkurs keinen grossen Schwankungen gegenüber dem Vorjahr unterworfen war.
Dank gesteigerter Produktivität und der Möglichkeit, Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben, konnte das EBITDA ohne Sondereffekte im Berichtsjahr auf CHF 134.3 Mio. (Vorjahr: CHF 114.5 Mio.) um 17.4% gesteigert werden, wobei sich die EBITDA-Marge von 11.0% auf 11.3% verbesserte.
Beide Divisionen erzielten eine EBITDA-Marge ohne Sondereffekte von über 11%, wobei die Division Türen mit 13.8% eine Margensteigerung von 0.8 Prozentpunkten gegenüber 2020 erzielen konnte, während die Division HLK die Vorjahresmarge von 11.3% mit 11.2% knapp halten konnte. Das ausgewiesene EBITDA beträgt CHF 124.7 Mio. (Vorjahr: CHF 116.3 Mio.), was einer Zunahme von 7.2% entspricht und die die einmaligen Sondereffekte von knapp CHF 9 Mio. widerspiegelt, die mehrheitlich aufgrund der Verlagerung/Schliessung der Produktion in Tubbergen (NL) anfielen.
Trotz höherer Abschreibungen und Amortisationen von rund CHF 5 Mio. im Vergleich zum Vorjahr konnte das EBIT ohne Sondereffekte um fast CHF 15 Mio. von CHF 52.1 Mio. auf CHF 67.0 Mio. gesteigert werden, was einer prozentualen Zunahme von 28.6% entspricht. Die EBIT-Marge konnte dabei um 0.6 Prozentpunkte auf 5.6% erhöht werden. Aufgrund der Verlagerung/ Schliessung von Tubbergen (NL) fielen Wertberichtigungen auf dem Anlagevermögen von CHF 4.0 Mio. an, so dass das ausgewiesene EBIT im Vergleich zum Vorjahr praktisch unverändert bei CHF 53.3 Mio. (CHF 53.9 Mio. in 2020) zu liegen kam.
Der Netto-Finanzaufwand reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr um CHF 3.5 Mio. von CHF 12.9 Mio. auf CHF 9.4 Mio., was einerseits auf geringere Währungsverluste und andererseits tiefere Finanzierungskosten zurückzuführen ist. Mit einem Teil des Erlöses aus dem Fensterverkauf konnte die syndizierte Kreditfazilität zurückbezahlt und somit Zinskosten eingespart werden; allerdings fielen auf einem Teil der Liquidität Guthabengebühren von Seiten der Banken an.
Der ausgewiesene Steueraufwand hat sich aufgrund des höheren operativen Betriebsgewinns und somit auch gesteigerten Konzernergebnises vor Steuern (EBT) im Berichtsjahr auf CHF 16.4 Mio. (Vorjahr: CHF 11.2 Mio.) massgeblich erhöht, so dass sich der effektive Steuersatz auf 37.3% (28.6% ohne Sondereffekte) gegenüber 27.4% im Vorjahr markant erhöht hat. Der hohe Steuersatz ist dabei einmalig und spezifischen Umständen geschuldet, bspw. dass steuerliche Verluste im Berichtsjahr nicht aktiviert werden konnten. In den kommenden Jahren ist wieder mit dem kalkulatorisch errechneten Steuersatz von rund 26% zu rechnen.
Markant gesteigerter Free Cashflow durch Verkauf der Division Fenster
Der Free Cashflow beträgt im Berichtsjahr CHF 252.7 Mio. (Vorjahr: CHF 52.5 Mio.), was einer Zunahme von rund CHF 200 Mio. gegenüber der Vorjahresperiode entspricht. Die positive Entwicklung ist allerdings dem Mittelzufluss aus dem Verkauf der Division Fenster zu verdanken. Unter Ausklammerung des Verkaufserlöses von CHF 334.1 Mio. und des Kaufs des deutschen Produktionsstandortes Garant in der Höhe von CHF 30 Mio. hätte sich ein negativer Free Cashflow von CHF −51.4 Mio. ergeben. Die Gründe für die negative Abweichung zum Vorjahr (CHF 52.5 Mio.) sind einerseits ein tieferer Cashflow aus Geschäftstätigkeit, hauptsächlich dem Wegfall des Cashflow-Beitrags der per 31. August 2021 verkauften Division Fenster geschuldet, und andererseits ein substantzieller Anstieg der Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Anlagen bei den fortgeführten Geschäftsbereichen im Berichtszeitraum von CHF 86.0 Mio. auf CHF 142.8 Mio. (CHF 112.8 Mio. ohne Berücksichtigung des Kaufs der Produktionsstätte Garant). Somit errechnet sich für das Berichtsjahr eine Investitionsquote (Investitionen/Umsatz) von 12.0%, respektive 9.5% unter Ausklammerung des Kaufs der Produktionsstätte Garant. In 2020 betrug die Investitionsquote noch 8.3%. Dieser Anstieg der Investitionsquote ist strategiekonform, da die Arbonia anlässlich des Verkaufs der Division Fenster angekündigt hat, bereits geplante, aber auch neue Investitionsprojekte in den Jahren 2021 und 2022 zu beschleunigen und vorzuziehen. Aus diesem Grund wird auch im kommenden Geschäftsjahr die Investitionsquote noch einmal hoch bleiben, da auch in diesem Jahr für die Fertigstellung des neuen Zargenwerkes und der damit einhergehenden Kapazitätserweiterung am deutschen Produktionsstandort Prüm der Division Türen letzte, namhafte Investitionsbeträge geplant sind. Die beschleunigten Investitionen werden das profitable Wachstum der Arbonia Gruppe zusätzlich unterstützen.
Unter Ausklammerung des Beitrages der Division Fenster zum Cashflow aus Geschäftstätigkeit fällt dieser im Berichtsjahr mit CHF 84.3 Mio. um rund CHF 10 Mio. tiefer aus als mit CHF 94.4 Mio. im Vorjahr. Das höhere operative Ergebnis im Berichtsjahr wurde dabei durch eine teilweise gewollte Zunahme des Netto-Umlaufvermögens sowie höhere Steuern überkompensiert.
Zunahme Bilanzsumme, Eigenkapital und -quote, Nettoliquidität und Erhöhung der Dividende
Per 31. Dezember 2021 hat sich die Bilanzsumme der Arbonia im Vergleich zum Vorjahr um rund CHF 108 Mio. auf CHF 1623.3 Mio. (Vorjahr: CHF 1515.2 Mio.) erhöht. Die Zunahme kam aus dem Geldzufluss durch den Verkauf der Division Fenster, der Zunahme der Warenvorräte, der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie der Zunahme im Anlagevermögen (Investitionen und Akquisitionen) zu Stande. Das Eigenkapital erhöhte sich um rund CHF 150 Mio. auf neu CHF 1044 Mio., was ein Anstieg der Eigenkapitalquote von 59.0% auf 64.3% per Ende 2021 bedeutete. Die Zunahme ist zum grössten Teil auf das Konzernergebnis von CHF 138.7 Mio. zurückzuführen, das sich aus dem Veräusserungsgewinn der Division Fenster und dem Reingewinn der fortgeführten Geschäftsbereiche zusammensetzt.
Die Nettoverschuldung von CHF −140.6 Mio. per Ende des Geschäftsjahres 2020 wurde durch den Geldzufluss und die Verringerung der Verschuldung zu einer Nettoliquiditätsposition von CHF 93.2 Mio. Mit einem Teil des Erlöses aus dem Verkauf der Division Fenster wurden ausstehende Kredite teilweise zurückgeführt sowie weitere Optimierungen der Bilanz vorgenommen, um einerseits die Finanzierungskosten und weitere operative Kosten in Zukunft zu senken. Im Berichtsjahr hat die Arbonia zudem von der im Rahmen der Erneuerung der fest zugesicherten, aktuell nicht beanspruchten, syndizierten Kreditfazilität über CHF 250 Mio. eingeräumten Option Gebrauch gemacht, die Fazilität um ein zusätzliches Jahr neu bis 2026 zu verlängern.
Die starke Bilanz erlaubt auch im vierten Jahr in Folge seit Aufnahme der Dividendenzahlungen für das Geschäftsjahr 2021 eine um 20% höhere Dividende von CHF 0.30 pro Namenaktien (CHF 0.25 für das Geschäftsjahr 2020) an die Aktionärinnen und Aktionäre auszuschütten. Deshalb wird der Verwaltungsrat der Generalversammlung vom 22. April 2022 beantragen, für das Geschäftsjahr 2021 eine Bardividende von CHF 0.30 pro Namenaktie zur einen Hälfte aus dem Bilanzgewinn und zur anderen Hälfte, für Schweizer Aktionäre steuerneutral, aus den Kapitaleinlagereserven auszuschütten.