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Beschaffung und Lieferkette

Eine nachhaltige Lieferkette schafft Innovation und treibt die Entwicklung neuer Management- und Produktionsmethoden voran, verbessert den Ruf und die Marktfähigkeit, stärkt und erhält die Kundenbeziehungen und zieht Investoren an. Ausserdem erlaubt eine nachhaltige Lieferkette, Kosten und Ressourcen unter Kontrolle zu halten und zu optimieren, was langfristig zu Effizienz und Einsparungen führen kann.

Das Thema Beschaffung und Lieferkette umfasst bei der Arbonia zum einen das Beschaffungsmanagement für die meistgenutzten Materialien und Halbfabrikate – also Holz, Stahl, Glas und Aluminium. Zum anderen gehört die Bewertung der Lieferanten nach ökologischen und sozialen Kriterien dazu. Dabei ist die Achtung der Menschenrechte in der Lieferkette von entscheidender Bedeutung. Die Arbonia achtet auch bei ihren Zulieferern auf Nachhaltigkeit. Da mehr als 96% der verwendeten Materialien von Lieferanten aus Europa bezogen werden, ist ein hoher Standard gesetzlich verankert.

Der Konzern stärkt das Bewusstsein für ökologische und soziale Faktoren beim Einkauf und arbeitet an einem unternehmensweiten Standard zur Lieferantenbewertung gemäss ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Ab 2022 soll diese Bewertung auf der neuen eProcurement-Plattform des Konzerns abgebildet werden. Für die Bewertung der Lieferanten sollen künftig auch externe Kennzahlen (z. B. Bonität, Risikoindikatoren, ESG-Ratings) erhoben und mit den intern generierten Daten zu einer holistischen Bewertung zusammengeführt werden. Hierzu hat sich die Arbonia im Berichtsjahr für die Beschaffung von externen ESG-Ratings via EcoVadis ab 1. Januar 2022 entschieden. Damit soll geprüft werden, wie viele Lieferanten und welcher Teil des Einkaufsvolumens durch eine ESG-Beurteilung abgedeckt sind. Bereits jetzt müssen Lieferanten garantieren, dass die Menschenrechte geachtet und insbesondere Kinder- und Zwangsarbeit unterbunden werden.

In Deutschland hat der Bundestag im Juni 2021 das Lieferkettengesetz verabschiedet, welches einen rechtlichen Rahmen für die Verantwortung von Firmen entlang der gesamten Lieferkette vorgibt. Das Gesetz ist abgestuft nach eigenem Geschäftsbereich, unmittelbaren Zulieferern und mittelbaren Zulieferern. Weitere Abstufungen berücksichtigen Art und Umfang der Geschäftstätigkeit, das Einflussvermögen des Unternehmens auf den Verursacher einer Verletzung, die typischerweise zu erwartender Schwere der Verletzung sowie die Art des Verursachungsbeitrags des Unternehmens. Das neue Lieferkettengesetz ist für alle in Deutschland tätigen Gesellschaften der Arbonia relevant. Diese haben in der zweiten Hälfte des Berichtsjahres damit begonnen, die konkreten Auswirkungen der neuen Gesetzgebung zu evaluieren und entsprechende Massnahmen zur Einhaltung in die Wege geleitet. Auch haben die in der Schweiz tätigen Gesellschaften einen vergleichbaren Prozess in Gang gesetzt, um die Implikationen des Gegenvorschlags zur Konzernverantwortungsinitiative zu eruieren, dessen Bestimmungen am 1. Januar 2022 in Kraft getreten sind und erstmals im Geschäftsjahr 2023 Anwendung finden werden.

Darüber hinaus hat die Arbonia im Berichtsjahr einen Supplier Code of Conduct ausgearbeitet, der sukzessive auf möglichst alle Lieferanten ausgeweitet werden soll. Um die ansässige Wirtschaft zu fördern und Lieferwege zu minimieren, beschafft die Arbonia die benötigten Materialien, Halbfabrikate und Produkte bevorzugt von lokalen Lieferanten. Im vergangenen Jahr belief sich das Einkaufsvolumen der Arbonia auf rund 800 Mio. Schweizer Franken. Knapp 65% davon wurden von lokalen Lieferanten bezogen – also von Unternehmen, die im selben Land wie die einkaufende Gesellschaft ansässig sind.

     

Division Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik

Ganzheitliche Betrachtung der Lieferkette

Die COVID-19-Pandemie hat in den vergangenen zwei Jahren verdeutlicht, dass das Thema Beschaffung und Lieferkette zahlreiche direkte und indirekte Auswirkungen auf das Geschäft der Arbonia hat. So war das Jahr 2021 hinsichtlich Beschaffung für die Division HLK ein herausforderndes Jahr – mit Preis- und Lieferproblemen in sämtlichen Einkaufskategorien. Die Division hat den Ansatz deshalb so weit wie möglich gefasst: Der Kontext von Beschaffung und Lieferkette umfasst nicht nur das gesamte direkte Material (sämtliche Materialien, die durch Einkauf und Beschaffung in den Bestand gelangen), sondern auch indirektes Material wie Werkzeuge und Ausrüstung, Beratung und Mieten. Die Gesellschaften der Division HLK kümmern sich in der Lieferkette um diesen Gesamtbedarf und betrachten ihn als Teil der Wertschöpfungskette.

Erhöhte Anforderungen – neue Massnahmen

Eine forcierte Beschaffung von nachhaltigen Produkten ist für die ganze Division HLK selbstverständlich. Ein gutes Beispiel hierfür ist unter anderem das Pilotprojekt zur Beschaffung von dekarbonisiertem Stahl (mit Green Steel Certificate) für die Produktion von Flachheizkörpern am Standort in Plattling (D). Sabiana wiederum hat gemeinsam mit ihren Lieferanten Initiativen ergriffen, um die Nachhaltigkeit der Lieferkette zu garantieren. So werden 80% der direkten Ausgaben durch Liefervereinbarungen mit den wichtigsten Lieferanten abgedeckt. Darin werden ökologische Aspekte (u. a. Umweltschutz, verbotene Substanzen) und soziale Themen (u. a. Achtung der Menschenrechte, Unterbindung von Kinder-, Zwangs- und Pflichtarbeit) aufgenommen. Die Positionen der Lieferanten zu den Verordnungen über verbotene Stoffe überprüft die Division jährlich. Sabiana hat ausserdem eine Datenerhebung in die Wege geleitet, um die Positionen der Lieferanten im Themenbereich Konfliktmineralien (3TG) zu überprüfen. Bezüglich Abfallmanagement hat die Gesellschaft eine formelle Vereinbarung mit den Lieferanten abgeschlossen, um sämtliche Aspekte zu formalisieren (Entsorgungsgenehmigungen, Informationen zu Art, Volumen und Kosten des Abfalls usw.). Bei Vasco in Dilsen (BE) konnte die Anzahl der eingesetzten Lastwagen durch eine konsequente Optimierung der Logistik und der Logistikpartner reduziert werden. Im Verpackungsbereich hat Sabiana Programme für unterschiedliche Produkte lanciert, bei denen die Verpackung einen grossen Einfluss auf die Kosten und auf die Entsorgung hat. So versucht die Gesellschaft unter Einbezug der Lieferanten, die Einführung von Mehrwegbehältern durchzusetzen, herkömmliche Holzpaletten durch Paletten aus Wellpappe zu ersetzen und Komponentenpakete hinsichtlich Abfallvermeidung neu zu gestalten.

Klare Zuständigkeiten betreffend Beschaffung und Lieferkette

In enger Abstimmung mit den Kunden sowie den Abteilungen Marketing und Vertrieb sollen Produkte entwickelt werden, die sich nachhaltig herstellen lassen. Hauptziel per 2022 von Sabiana ist die Zertifizierung gemäss ISO-Norm 14000, welche die Auswirkungen der Lieferkette auf die Umwelt bewertet. Dieses Ziel will die Gesellschaft mit Hilfe der Definition klarer Zuständigkeiten und Verantwortungen, regelmässiger Austausche sowie Standpunktberichten und Kommunikation der Leistungskennzahlen (KPI) erreichen. Sabiana hat die Fortschritte, Ergebnisse und Errungenschaften bei kleineren Projekten (Liefervereinbarung, RoHS, REACH, 3TG usw.) im Berichtsjahr monatlich überwacht und mit Standpunktberichten ordnungsgemäss registriert. In diesem Zusammenhang hat der Logistikleiter das Ziel, Transportkosten monatlich zu überwachen und im Verhältnis zum Wert der transportierten Güter zu optimieren.

Division Türen

Lokale Beschaffung

Die Gesellschaften der Division Türen arbeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette nach den Vorgaben, Werten und Zielen des Konzerns. Bevorzugt werden Lieferanten aus der EU bzw. aus dem EWR; im Idealfall sind es Unternehmen aus demselben Land wie die produzierende Gesellschaft. Damit lassen sich nicht nur Transportwege verkürzen und die Umweltbelastung minimierenn, sondern auch die Kontrolle der Produktionsmodalitäten gestaltet sich einfacher als bei einer Partnerschaft mit Lieferanten aus entfernten Regionen. Im Rahmen der Lieferkette achten die Gesellschaften der Division unter anderem auf eine konsequente Kontrolle der Holzherkunft sowie auf eine lückenlose Überwachung der verwendeten Chemikalien. So vermeidet die Division toxische Substanzen und ersetzt diese durch weniger problematische Stoffe. Zudem wird ein schrittweiser Übergang zu ökologischen Verpackungsmaterialien wie Karton und Papier anstelle von Kunststoff und Styropor angestrebt, sowie die Vermeidung oder Wiederverwertung des Verpackungsabfalls, um die verkauften Produkte entlang der gesamten Lieferkette möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Gewährleistet wird dies in Deutschland beispielsweise durch eine konsequente Teilnahme sämtlicher Gesellschaften und Kunden am dualen System (Der Grüne Punkt). Dieses System trägt dazu bei, dass Abfälle von Verbrauchern getrennt entsorgt werden, während die Gesellschaften für das Volumen der Verpackungsmaterialien (bspw. Kunststoff, Papier) ihrer Produkte ein Entgelt zahlen. Damit soll gewährleistet werden, dass wertvolle Rohstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden und schon im Vorfeld die Kosten dafür getragen werden.

Mit gezielten Massnahmen zum Erfolg

Das Einhalten der Kriterien im Bereich Beschaffung und Lieferkette ist entscheidend, da auch auf Kundenseite vermehrt Audits durchgeführt werden. So prüfen die Kunden von Invado etwa regelmässig, welche Materia- lien die Gesellschaft für die Herstellung von Türen und Zargen verwendet und welchen Ursprung die Rohstoffe haben. Um die hohen Ansprüche der Kundschaft zu erfüllen, arbeitet die Division vorzugsweise mit Lieferanten zusammen, die sich seit Jahren bewährt haben.

Mit der Vermeidung oder dem Verkauf von Produktionsabfällen anstelle Entsorgung will die Division ihre Ziele der Ergebnissicherung und Ertragssteigerung in Einklang mit Umweltschutz und Ressourcenschonung bringen. Kontrolliert wird die Effektivität des eingeschlagenen Wegs mit einer kontinuierlichen Verfolgung der Zielindikatoren. Um das Einhalten der Kriterien im Themenbereich Beschaffung und Lieferkette zu gewährleisten, führen alle Gesellschaften der Division sowohl interne als auch externe Audits in den Bereichen Qualität, Soziales und Energieeffizienz durch. Aus diesem Grund wurde im Berichtsjahr bei der Division der Ausbau eines strategischen Category-Managements fortgesetzt. Dieses sammelt und evaluiert kontinuierlich Marktinformationen, um frühzeitig auf potenzielle Risiken in der Lieferkette einzugehen.

Kermi und Bekon-Koralle konnten 2021 ein komplett neues Verpackungskonzept mit einer hochautomatisierten Anlage zur weiteren Optimierung der Ressourcen installieren. Die angestrebte Reduktion des Verpackungsmaterials (Schrumpffolie um 90%, Styropor um 40% und Holz um 67%) liess sich damit realisieren. Bis Ende 2022 wird die Business Unit Glaslösungen darüber hinaus das Ziel der komplett folienfreien Verpackung ebenfalls erreicht haben. Mit der Wahl neuer Lieferanten konnten zudem die Transportwege und damit der CO2-Ausstoss weiter minimiert werden.

In der Logistik ist die Materialversorgung in Zusammenarbeit mit lokalen Spediteuren ein wichtiger Baustein, um effizient und kostenoptimal zu agieren. Das sogenannte Milkrun- oder Milchflaschenkonzept ist ein Konzept der Beschaffungs-, Produktions- und Distributionslogistik, um Material bedarfsgerecht innerbetrieblich und überbetrieblich bereitzustellen. Wenn ein Spediteur die Division mit Material versorgt, nimmt dieser häufig auch Ware mit, um sie den Kunden zu liefern. Analog bringt die Division nach Kundenauslieferungen auf dem Rückweg Material von Lieferanten mit zum Werk. Dadurch werden Leerfahrten vermieden.

Erhöhung der Wertschöpfungstiefe

Mit der Akquisition der Glasverarbeitungs-Gesellschaft Deggendorf mbH (GVG), welche als Tochter der Saint-Gobain Gruppe zu den führenden Glasbearbeitungsfirmen in den Segmenten ESG (Einscheibensicherheitsglas) und VSG (Verbundsicherheitsglas) Deutschlands zählt, integrierte die Business Unit Glaslösungen die Bearbeitung ihres wichtigsten Rohstoffs Glas in die eigenen Produktionsprozesse und erhöhte dadurch ihre Wertschöpfungstiefe. Hierdurch können die Beschaffungszeiten für Glas flexibel optimiert und Prozesskosten in der Abwicklung deutlich reduziert werden. Die Division reduziert zudem ihre Abhängigkeit von externen Partnern, auch in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit: Die Division hat nunmehr den Spielraum, um sowohl die Parameter für den wirtschaftlichen Erfolg als auch für die Nachhaltigkeit eines ihrer wichtigsten Rohstoffe – Glas – direkt zu beeinflussen.

Herausforderungen in der Lieferkette

Infolge der COVID-19-Pandemie war die Materialbeschaffung auch bei RWD Schlatter eine Herausforderung. Dank herausragender Leistungen des Beschaffungsteams konnte die Gesellschaft ihre Kunden aber stets termingerecht beliefern. Die angestrebte Digitalisierung und Modernisierung des Bereichs Beschaffung und Lieferkette steht für RWD Schlatter weiterhin im Mittelpunkt der Anstrengungen, obwohl die dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen teilweise eine Herausforderung bilden. Auf ähnlichem Weg konnte bei der Business Unit Glaslösungen der Einsatz eines Lagerverwaltungssystems zu einer effizienten Abwicklung der Lieferungen beisteuern.

Bei Invado konnten die von den Kunden vorgegebenen Standards im Berichtsjahr eingehalten werden. Das konsequente Aufrechterhalten der Rohstofflieferungen ermöglichte eine maximale Kontinuität in der Produktion – und damit eine termingerechte Auslieferung der Aufträge. Auch hier erwiesen sich Probleme mit der Verfügbarkeit von Materialien und Rohstoffen sowie die damit zusammenhängenden hohen Preise als grösste Herausforderungen.