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Aktionärsbrief

Die Arbonia Gruppe (Arbonia) sah sich im Geschäftsjahr einem historischen Einbruch der Baukonjunktur in seinen Märkten ausgesetzt, der in einzelnen Märkten bis zu 30% Volumenrückgang bei unseren Produkten nach sich zog.

Neben inflationären Baukostensteigungen und stark gestiegenen Zinsen war die Bauwirtschaft auch den politischen Wirren in Deutschland ausgesetzt, die mit den strittigen Verhandlungen innerhalb der Ampelregierung zum Gebäudeenergiegesetz (GEG) ihren Höhepunkt fanden. So wurden im Geschäftsjahr 2023 aufgrund der politischen Unsicherheiten rekordverdächtige Absätze bei Öl- und Gasheizungen verbucht, bei gleichzeitigem Zusammenbruch des Marktes für energiesparende Wärmepumpen, dies insbesondere im vierten Quartal des Jahres.

Erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 und in den Folgejahren wird, aufgrund der sich abschwächenden Inflation sowie der sinkenden Zinsen bei langfristigen Finanzierungen, eine Trendwende erwartet. Langfristig wird für unsere Märkte, basierend auf der akuten Übernachfrage nach Wohnraum sowie aufgrund der notwendigen energetischen Sanierung der Gebäudesubstanz – nicht zuletzt wegen der Umlage der Kosten für CO2-Zertifikate auf Erdgas ab dem Jahr 2027, mit einem deutlichen Wachstum gerechnet.

Geschäftszahlen für das Jahr 2023

Die Arbonia verzeichnete dadurch im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatzrückgang von 10.1% von CHF 1202.1 Mio. im Vorjahr auf CHF 1 081.2 Mio. für die fortzuführenden und aufgegebenen Geschäftsbereiche. Ohne Währungs- und Akquisitionseffekte (organisch) betrug der Rückgang 9.0%. Aufgrund der beschriebenen negativen Einflüsse auf den Geschäftsverlauf hat die Arbonia im Sommer Massnahmen zur Kostenreduktion gestartet, welche neben der Anpassung der Mitarbeiterzahl auch die Verlagerung der Design-Heizkörper-Produktion von Dilsen (BE) nach Stříbro (CZ) beinhaltet. Diese Massnahmen haben das Ergebnis auf Stufe EBITDA einmalig mit rund CHF 11.9 Mio. belastet (Sondereffekte) und sollen ab Mitte 2024 pro Jahr eine Ergebnisverbesserung von über CHF 10 Mio. erbringen. Die Arbonia hat zudem ihr Kosteneinsparungsprogramm zur Reduktion von 600 Mitarbeitenden Ende 2023, und somit früher als geplant, fast vollständig umgesetzt. Das EBITDA mit Sondereffekten belief sich auf CHF 73.1 Mio. (Vorjahr: CHF 108.3 Mio.). Dies entspricht einem Rückgang der EBITDA-Marge mit Sondereffekten von 9.0% auf 6.8%. Mit Sondereffekten belief sich das EBIT auf CHF –4.7 Mio., nach CHF 37.0 Mio. in der Vorjahresperiode, wodurch die entsprechende EBIT-Marge mit Sondereffekten von 3.1% auf –0.4% sank. Das Konzernergebnis mit Sondereffekten sank von CHF 19.1 Mio. im Vorjahr auf CHF –17.2 Mio.

Die Arbonia hat am 27. Februar 2024 bekanntgegeben, dass der Verwaltungsrat – ausgelöst durch Transaktionen im Markt mit vergleichbaren Unternehmen – mehrere unaufgeforderte Interessensbekundungen für den Kauf der Division Climate (ehemals HLK) erhalten hat. Nach sorgfältiger Abwägung und mit Blick auf die nachhaltige Wertsteigerung für die Aktionärinnen und Aktionäre entschied er, einen strukturierten Veräusserungsprozess mit mehreren strategischen Kaufinteressenten durchzuführen. Ohne zum jetzigen Zeitpunkt zu wissen, ob und wann die Verhandlungen zu einem Abschluss führen, verlangen die einschlägigen IFRS-Richtlinien (IFRS 5) die Division Climate als nicht fortzuführenden Geschäftsbereich (discontinued operations) in der Konzernrechnung auszuweisen, sobald ein Verkauf als hochwahrscheinlich eingestuft wird. Dieser Sachverhalt war per Ende 2023 gegeben. Es gilt dabei zu beachten, dass den fortzuführenden Geschäftsaktivitäten die gesamten Holding-Kosten zugeteilt werden, was zu erhöhten Aufwandpositionen führt und sich negativ auf die Profitabilitätskennzahlen auswirkt.

Der Umsatz der fortzuführenden Geschäftsbereiche ging im Geschäftsjahr um 9.2%, von CHF 555.9 Mio. auf CHF 504.6 Mio. zurück. Ohne Währungs- und Akquisitionseffekte (organisch) belief sich der Umsatzrückgang auf 8.2%. Das EBITDA ohne Sondereffekte ging von CHF 53.3 Mio. auf CHF 34.0 Mio. zurück, dies entspricht einem Rückgang von 36.3%. Das EBITDA mit Sondereffekten sank um 36.2% auf CHF 31.7 Mio. (Vorjahr: CHF 49.7 Mio.). Dementsprechend sank die EBITDA-Marge ohne Sondereffekte von 9.6% auf 6.7%, mit Sondereffekten belief sich die EBITDA-Marge auf 6.3%, nach 8.9% im Vorjahr. Das EBIT ohne Sondereffekte ging von CHF 16.2 Mio. auf CHF –6.6 Mio. zurück. Das EBIT mit Sondereffekten belief sich auf CHF –8.9 Mio., nach CHF 12.4 Mio. im Vorjahr. Die entsprechende EBIT-Marge ohne Sondereffekte sank von 2.9% auf –1.3%, mit Sondereffekten sank sie von 2.2% auf –1.8%. Das Konzernergebnis aus fortzuführenden Geschäftsbereichen ohne Sondereffekte summierte sich auf CHF –12.5 Mio., nach CHF 3.2 Mio. im Vorjahr. Das Konzernergebnis mit Sondereffekten belief sich auf insgesamt CHF –14.2 Mio. (Vorjahr: CHF 0.5 Mio.).

Marktumfeld 2023

In ganz Europa, aber auch in den für die Arbonia wichtigsten Märkten, haben die Finanzierungskosten, als Folge der Bekämpfung der Inflation durch die Notenbanken, erheblich zugenommen, sodass Investitionen in neue Gebäude gehemmt wurden. Hinzu kommen in verschiedenen europäischen Märkten das Auslaufen der Subventionen bzw. politische Auseinandersetzungen um neue Subventionen zur energieeffizienten Renovation des Gebäudebestands. Folglich sind die Prognosen für die Baukonjunktur in den meisten Märkten durch die beschriebenen Widrigkeiten und durch die allgemeine Konjunkturunsicherheit kurzfristig negativ geprägt.

Die Baukonjunktur im grössten Markt der Arbonia, Deutschland, ist im Jahr 2023 bereits stark durch die gestiegenen Finanzierungs- und Baukosten, die anhaltende Inflation sowie Unsicherheit über die künftig erlaubten und förderungsberechtigten Wärmeerzeuger geprägt gewesen. In der Folge ist sowohl die Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern, als auch nach Renovationen stark zurückgegangen. Begonnene Projekte werden zwar weitergebaut, die Baugenehmigungen sind jedoch um rund ein Drittel zurückgegangen, sodass die Baukonjunktur in der nahen Zukunft von der grossen Zahl ausstehender und nicht begonnener Projekte zehren muss. Zusammen mit einer erst Ende des Jahres klaren Regulierung von Förderungssätzen für die Renovation und den Einbau neuer Heizungssysteme, dürfte dies dafür sorgen, dass im Jahr 2024 von einem weiterhin anspruchsvollen Markt, besonders im Neubau, auszugehen ist, trotz der rekordhohen Nachfrage nach Wohnraum.

Im zweiten Heimatmarkt der Arbonia, der Schweiz, hat sich die Baukonjunktur nach einigen Quartalen mit stetig rückläufiger Nachfrage stabilisiert. Dies trifft jedoch nicht auf den Wohnungsbau zu, welcher nach dem Höchststand im Jahr 2017 weiter rückläufig ist und trotz Preissteigerungen ein Investitionsvolumen aufweist wie zuletzt im Jahr 2010. Dadurch nimmt der Nachfrageüberhang, insbesondere in den Ballungszentren, weiter zu. Auf der anderen Seite belasten gestiegene Finanzierungs- und Baukosten auch den Schweizer Wohnungsbau. Für die kommenden Jahre ist jedoch, aufgrund von international gesehen niedrigen Finanzierungskosten in Kombination mit rückläufigen Zinsen und der hohen Nachfrage, von einer Erholung, sowohl im Renovations- als auch im Neubau-Segment auszugehen.

In den osteuropäischen Märkten Polen und Tschechien haben die Inflation und – in der Folge auch – die Zinsen den höchsten Stand in der EU. Die Finanzierungskosten sind massiv gestiegen, wodurch der Neubau von Wohnungen gänzlich zum Erliegen gekommen ist. Auf der anderen Seite entwickelten sich die Renovation und der sonstige Hochbau sehr robust, dies vor allem aufgrund von Subventionen und staatlichen Investitionen in Bildungs- und Gesundheitsgebäude. Zum anderen ist die Nachfrage nach industriellen Gebäuden weiterhin hoch. Diese relativ bessere Performance des sonstigen Hochbaus dürfte sich im laufenden Jahr fortsetzen, gepaart mit einer besseren Entwicklung des Wohnbaus ab dem Jahr 2025.

Die südeuropäischen Zielmärkte der Arbonia (Italien, Spanien und Portugal) haben sich, trotz einer sehr ähnlichen Problematik wie in anderen europäischen Märkten, robust entwickelt. Dies geschah einerseits aufgrund einer weiterhin guten Absorption von Neubauten im Wohnbau und andererseits aufgrund der Fokussierung von Geldern aus EU-Mitteln für die energetische Renovation von Wohn- und anderen Hochbauten auf der iberischen Halbinsel. Dies gilt auch für Italien; hier ging aber im Jahr 2023 die Renovation insbesondere von Wohngebäuden stark zurück, nachdem dieser Sektor dank des Superbonus in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt hatte. Aufgrund der demografischen Entwicklung und im Zuge des Renovationsbooms sowie gestiegener Preise sind aber auch die Ersparnisse gesunken, sodass zukünftig ebenfalls von einem rückläufigen Markt ausgegangen wird. Lediglich der Neubau und die Sanierung im übrigen Hochbau dürfte sich besser entwickeln, unter anderem aufgrund der hohen Nachfrage im Tourismus und der staatlichen Investitionen in Bildung.

Strategie und Entwicklung der Arbonia

Bei der Division Climate war das Jahr 2023 durch historische Volumenrückgänge in weiten Teilen des Produkt- und Länderportfolios geprägt. Gerade bei den traditionellen Produkten aus dem Wärmeübertragungsbereich belastete der fortgesetzte Lagerabbau der Grosshändler im ersten Halbjahr und der Einbruch der Neubau- und Renovationstätigkeit die Absatzentwicklung. Nur durch optimierte Preisgestaltung in Verbindung mit erfolgreichen Kosteneinsparinitiativen und weiteren Fortschritten in Prozess- und Produktionseffizienz war es möglich, die Profitabilität zu halten, ja sogar leicht zu steigern und somit die starke Lohndynamisierung aufzufangen. Belastend schlugen auch Währungseffekte zu Buche, insbesondere ein starker Schweizer Franken, da der Grossteil des Umsatzes im Euro-Raum erwirtschaftet wird.

Die weltweit im Vorjahr dominierende Beeinträchtigung der Lieferketten löste sich sukzessive gegen Ende 2022 auf, womit die Lieferfähigkeit im ersten Halbjahr 2023 weitgehend wieder hergestellt und viele Aufträge ausgeliefert werden konnten. Auch die wegen des Ukrainekriegs befürchtete Energiemangellage trat nicht ein, wenngleich die Energiekosten hoch blieben. Dadurch stellte sich die Lage für die Division im ersten Halbjahr trotz eines starken Volumenrückgangs bei Heizkörpern verhalten optimistisch dar. Im Jahresverlauf trübte sich das Bild durch weiter steigende Baukosten, steigende Bauzinsen und anhaltende Unsicherheit bezüglich staatlicher Regulierungen und Fördermöglichkeiten im Gebäudesektor ein. Beispielhaft dafür stehen dafür die Benelux-Staaten, wo der Absatz in sämtlichen Produkten stark einbrach. Die resultierende Investitionszurückhaltung erfasste im zweiten Halbjahr auch Wachstumssegmente, wie beispielsweise die Wärmepumpe, wobei der Absatz vor allem durch die Unsicherheit bei der Förderung in Deutschland und Österreich in der zweiten Jahreshälfte praktisch zum Erliegen kam.

Positiv zeigte sich im gesamten Jahresverlauf das stärker von Gewerbebauprojekten getriebene Geschäft in Südeuropa. Die Dynamik schwächte sich zwar gegen Ende des Berichtsjahres etwas ab, dennoch zeigt sich dieses Geschäftsfeld robust. Die Division profitierte daher von ihrer diversifizierten Aufstellung mit Lösungen sowohl für den Wohnbau, als auch für den Gewerbe- und Industriebau in Neubau und Modernisierung.

Der deutliche Rückgang im Wohnungsbau im wichtigsten Markt Deutschland wirkte sich überproportional auf das Lagergeschäft der Division Türen aus, da die Handelskunden aufgrund der tieferen Nachfrage und hohen Zinsen weiter ihre Lager abbauten, um die Kapitalbindung zu reduzieren. Die geringere Nachfrage von Grosshändlern führte zudem zu einer Kleinteiligkeit der Bestellungen, was mehr Flexibilität in der Produktion forderte und zu Mehraufwänden in allen Unternehmensbereichen, von Abwicklung über Fertigung bis Logistik, führte. Trotz dieser herausfordernden Marktlage ist es Prüm und Garant gelungen, in Deutschland weiter Marktanteile zu gewinnen. Auch im Schweizer Markt war ein Volumenrückgang zu verspüren, jedoch nicht im selben Ausmass wie in Deutschland. Das neue Logistikzentrum bei RWD Schlatter in Roggwil (CH), in dem unter anderem Standardtüren von Prüm schnell abgerufen werden können, ermöglichte der Division, den Umsatz mit Fachpartnern zu steigern. Ebenfalls konnte der Umsatz über die neue Vertriebsorganisation in der Westschweiz gesteigert werden. Die polnische Gesellschaft Invado veränderte im Berichtsjahr ihre Kundenstruktur positiv: Ihr gelang in Deutschland der Eintritt in den Baumarkt sowie die Zusammenarbeit mit ausgewählten Grosshändlern. Darüber hinaus steigerte sie die Umsätze in Zentraleuropa sowie in Italien.

Der Markt für Sanitärprodukte erlitt im Jahr 2023 einen weiteren Rückgang, aufgrund der kostenbedingten Verschiebungen von Neubauprojekten und Badsanierungen. Ausserdem stellt ein extremer Fachkräftemangel durch eine massive Knappheit bei Installateuren, die durch die attraktive Förderkulisse bei HLK-Produkten verschärft wird, die Branche vor weitere Schwierigkeiten. Auch sind Glasprodukte besonders von Preissteigerungen betroffen, da die Herstellung extrem energieintensiv ist. Dieser Trend wird sich noch weiter fortsetzen, solange hohe Subventionen für nachhaltige Wärmeerzeuger gezahlte werden und die Energiekosten auf diesem aktuell hohen Niveau bestehen bleiben. Um die Umsatzrückgänge zu kompensieren, wurden auch in der Business Unit Glaslösungen Kosteneinsparungsprogramme, wie zum Beispiel Personalabbau, in die Wege geleitet und Strukturen angepasst. Darüber hinaus konnte die Produktivität durch Effizienzsteigerungen weiter erhöht werden.

Intensivierung der Nachhaltigkeit

Im Einklang mit ihrem Streben nach kontinuierlichen Verbesserungen hat die Arbonia strategische Veränderungen vorgenommen, um die Qualität und Relevanz der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern. Das Schweizer Obligationenrecht, ein wichtiger Treiber für Schweizer Unternehmen in dieser Hinsicht, hat sie dazu veranlasst, die Berichtsmethoden neu zu kalibrieren. Dieser rechtliche Rahmen unterstreicht die Bedeutung einer umfassenden und präzisen Berichterstattung, die sicherstellt, dass alle Stakeholder die Informationen erhalten, die sie benötigen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Zudem berichtet die Arbonia für das Jahr 2023 erstmals auch nach den Anforderungen der Taskforce on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD).

Ausblick

Im Geschäftsjahr 2024 werden sich die bestehenden Herausforderungen nicht vollständig auflösen, es gibt aber Grund zu Optimismus. Zum einen ist das deutsche Gebäudeenergiegesetz (GEG) in Kraft. Dies und die Tatsache, dass auch Öl- und Gasthermen mindestens noch zwei Jahre verbaut werden dürfen, sollte dazu führen, dass sich das Renovationsgeschäft, insbesondere im Hinblick auf den Austausch der Heizung, wieder normalisieren sollte. Dies geschieht zeitlich passend zur Erhöhung der Kapazitäten der Wärmepumpenfabrik in Opočno (CZ) im Jahr 2024. Zum anderen haben sich die Zinsen stabilisiert, sodass auch die Finanzierungskosten für Bauherren wieder kalkulierbar werden. Auch dürften erste Zinssenkungen im Jahr 2024 zu einer verbesserten Profitabilität für Bauherren beitragen und so Neubau und Renovation stimulieren.

Auf der anderen Seite ist im kommenden Jahr mit keiner Erholung des Neubaus insgesamt zu rechnen. Dies liegt vor allem an der beeinträchtigten Gesamtkonjunktur. So wird unter anderem für den wichtigen deutschen Markt von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung ausgegangen. Dazu kommt die Entwicklung der Baugenehmigungen in Deutschland. Diese lagen im Jahr 2023 rund 30% unter dem Vorjahr, sodass zukünftig weniger Projekte gestartet werden dürften. Es besteht zwar ein grosser Bestand an nicht begonnenen, aber genehmigten Bauprojekten, es ist jedoch fraglich, wie viele davon unter den aktuellen Bedingungen (Finanzierungs- und Materialkosten) tatsächlich umgesetzt werden. Langfristig ist die Nachfrage in den Ballungszentren und insbesondere in Deutschland jedoch weiter so hoch, dass diese fehlenden Wohnungen gebaut werden müssen. In der Folge kommt es dazu, dass weniger Umzüge stattfinden, weil Personen keinen Wohnraum in ihrer Preiskategorie finden. So bleibt der aktuelle Wohnraum besetzt und kann nicht saniert werden, sodass der Renovationssektor zusätzlich gehemmt wird. Dem steht gegenüber, dass ein Grossteil der Gebäude in Europa nach dem zweiten Weltkrieg gebaut worden sind und in der Regel letztmalig vor rund 30 Jahren renoviert worden sind. Zudem erlaubt die grosse Nachfrage nach Wohnraum, Renovationen vorzunehmen, um den Mietertrag zu steigern.

Ungeachtet der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist die Arbonia hervorragend positioniert, um in diesem Umfeld zu bestehen und von einer Erholung der Baukonjunktur zu profitieren. Zum einen wird sie durch die erfolgte Inbetriebnahme der KWK-Anlage (Kraft-Wärme-Kopplung) des Prüm Türenwerks und der zweiten Grossanlage bei Garant zum Jahreswechsel 2024 / 2025 sowie durch den Ausbau von Photovoltaik profitieren. Zum anderen wird es durch das strukturierte Einkaufsprogramm von Energie und auch durch im allgemeinen gesunkene Energiepreise zu einer wesentlichen Kostenreduktion im hohen einstelligen Millionenbereich kommen, was sich positiv auf die Marge der Divisionen auswirken sollte.

Die Anpassung der Mitarbeiterzahl, hauptsächlich unter Ausnutzung der natürlichen Fluktuation sowie der Reduktion von temporär Beschäftigten, wird sich auch positiv auf die Profitabilität auswirken. Zwar sind diese Anpassungen auch mit Kosten verbunden, diese sind aber zum grössten Teil erfolgswirksam bereits im Geschäftsjahr 2023 angefallen.

Am 27. Februar 2024 hat die Arbonia in ihrer Medienmitteilung anlässlich der Jahresergebnisse 2023 angekündigt, dass der Verwaltungsrat der Arbonia mehrere unaufgeforderte Interessensbekundungen für den Kauf der Division Climate (ehemals HLK) erhalten und sich daraufhin entschlossen hat, diese unter Beizug von Investmentbanken sorgfältig zu prüfen. Aktuell sind der Prozess und die Verhandlungen mit mehreren strategischen Kaufinteressenten in einem fortgeschrittenen Stadium. Nach Abschluss einer möglichen Transaktion beabsichtigt der Verwaltungsrat, einen signifikanten Anteil des Erlöses, neben der Reduktion der Nettoverschuldung, den Aktionärinnen und Aktionären zukommen zu lassen. Gleichzeitig soll die verbleibende Division Türen strategisch weiterentwickelt sowie mittels gezielter Akquisitionen weiter gestärkt werden.

Nach Vollzug der Transaktion würde sich die Arbonia vollständig auf das Türengeschäft und die Umsetzung der eingeschlagenen Strategie ausrichten. Die Division arbeitet weiterhin auf das Ziel hin, ihre führende Position als zentral- und osteuropäischer Zulieferer für Holztüren und Glaslösungen auszubauen. Auf Basis des weitestgehend abgeschlossenen, umfassenden Investitionsprogramms in Kapazitäts- und Produktivitätssteigerungen sowie durch Erhöhung von Marktanteilen in ihren Heim- und angrenzenden Zielmärkten strebt die Arbonia Türengruppe zukünftig ein überdurchschnittliches Marktwachstum an. Aufbauend auf den getätigten Investitionen sowie mit Hilfe von digitalen Lösungen positioniert sich die Arbonia Türengruppe als innovativer Vollsortimenter und Kostenführer.

Alexander von Witzleben
Exekutiver Verwaltungsratspräsident

Daniel Wüest
Group CFO