Beschaffung und Lieferkette
Artikel 964a ff. OR
Konzept und Sorgfaltspflicht
Die Arbonia nimmt ihre Verantwortung bei der Wahrung der Menschenrechte und der Vermeidung von Kinderarbeit im eigenen Geschäftsbereich sowie gegenüber Geschäftspartnern sehr ernst. Die 2023 neu erarbeitete Richtlinie zu einer nachhaltigeren Beschaffung hat zum Ziel, die strategischen und operativen Beschaffungspraktiken der Arbonia im Einklang mit den wichtigsten internationalen Standards, dem UN Kinderarbeitsatlas, dem Deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) sowie der Schweizer Verordnung über Sorgfaltspflichten und Transparenz bezüglich Mineralien und Metallen aus Konfliktgebieten und Kinderarbeit (VSoTr) zu gestalten und gleichzeitig die Schritte zur Implementierung dieser Grundsätze zu skizzieren. Diese Richtlinie soll sicherstellen, dass die Beschaffungsprozesse der Arbonia nachhaltig, ethisch und transparent sind.
Im Rahmen einer Risikoanalyse, die sich auf das LkSG sowie das Schweizer Obligationenrecht bezieht, wurde der Sorgfaltsprozess im Berichtszeitraum auf die Lieferanten mit mehr als CHF 0.5 Mio. Einkaufsvolumen ausgedehnt. Die Risikoanalyse umfasst auch eine Betrachtung nach Warengruppen. Lieferanten aus Ländern mit erhöhtem Risiko in Bezug auf «Human Freedom», «Children Labour Risk» und «Slavery Risk» werden unabhängig von der Höhe des Einkaufsvolumens geprüft. Für die Einordnung von Warengruppen und Ländern in Risikokategorien folgt die Arbonia international anerkannten Standards, wie beispielsweise dem «UN Children’s, Rights and Business Atlas».
Massnahmen inklusive Bewertung der Wirksamkeit
Die Arbonia hat einen Supplier Code of Conduct ausgearbeitet, der von der Konzernleitung verabschiedet wurde. Er wird sukzessive auf möglichst alle Lieferanten ausgeweitet und ist bereits Teil der meisten Bestellungen. Darin bekennen sich unsere Lieferanten ausdrücklich zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, der UN-Konvention zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau und der UN-Konvention über die Rechte des Kindes.
Für die Bewertung der Lieferanten setzt die Arbonia auf externe Kennzahlen und verknüpft diese mit intern generierten Daten zu einer gesamtheitlichen Bewertung. Seit dem Geschäftsjahr 2022 nutzen wir dafür vor allem Ratings von EcoVadis und konnten 2023 rund 70% des Einkaufsvolumens der deutschen Gesellschaften bzw. etwa 50% des Einkaufsvolumens aller Konzerngesellschaften mit EcoVadis oder vergleichbaren Ratings unterlegen. Lieferanten ohne externes Rating müssen auf geeignete Weise – etwa durch einen Code of Conduct – garantieren, dass die Menschenrechte geachtet und insbesondere Kinder- und Zwangsarbeit unterbunden werden.
Wesentliche Risiken und deren Handhabung (eigener Geschäftsbereich und ggf. Geschäftsbeziehungen)
Zu den wesentlichen Risiken zählen vor allem Haftungsrisiken sowie darüber hinaus ein Reputationsrisiko im Falle von Fehlverhalten von direkten / indirekten Lieferanten. Damit hängt auch das Risiko mangelnder Transparenz auf Seiten unserer Lieferanten zusammen. Diese können im Zusammenhang mit Fragen von Transport und Logistik auftreten, wo zu den Risiken auch klimabedingte Unterbrechungen der Lieferkette und Lieferzeitverzögerungen zählen. Ganz allgemein besteht zudem ein Risiko für steigende Beschaffungskosten.
Wesentliche Leistungsindikatoren
Leistungsindikatoren sind die Anzahl an Lieferanten, von denen wir Ratings vorliegen haben sowie die Anzahl an Lieferanten, die einen Code of Conduct vorlegen.
Eine nachhaltigere Lieferkette führt für die Arbonia zu einer Vielzahl an Vorteilen. Sie schafft Innovation und treibt die Entwicklung neuer Management- und Produktionsmethoden voran. Daneben verbessert sie die Reputation, festigt Kundenbeziehungen und erhöht das Interesse von Investoren. Ausserdem stiftet eine nachhaltigere Lieferkette einen betriebswirtschaftlichen Nutzen, da sie die Kontrolle über Kosten und Ressourcen verbessert und damit zu Einsparungen führen kann.
Als Unternehmensgruppe stärken wir kontinuierlich das Bewusstsein für ökologische und soziale Faktoren beim direkten und indirekten Einkauf. Dafür arbeiten wir an einem unternehmensweiten Standard zur Lieferantenbewertung gemäss ESG-Kriterien und schulen die Mitarbeitenden unserer Einkaufsabteilungen in Bezug auf nachhaltige Lieferketten. Trotzdem können auch negative Auswirkungen durch Risiken innerhalb der Lieferkette entstehen. Das betrifft sowohl ökologische Aspekte wie Scope 3-Emissionen als auch menschenrechtliche Verstösse. Wir sind uns dieser Herausforderung bewusst und streben eine höhere Transparenz und Einhaltung der Sorgfaltspflicht bei unseren Zulieferern an.
Die Beschaffung war im Berichtsjahr von geopolitischen Ereignissen sowie von volatilen Energie- und Materialpreisen geprägt. Insofern hat die Arbonia ihre Anstrengungen intensiviert, um den Gesamtbedarf der Wertschöpfung zu decken. Der Kontext von Beschaffung und Lieferkette umfasst nicht nur das gesamte direkte Material, welches durch Einkauf und Beschaffung in den Bestand gelangt, sondern auch indirektes Material wie Werkzeuge und Ausrüstung, Beratung und Mieten.
Wir arbeiten bevorzugt mit Lieferanten aus der EU bzw. aus dem EWR zusammen. Im Idealfall sind dies Unternehmen aus Ländern, in denen die Arbonia mit Produktionsstandorten aktiv ist. Im Berichtsjahr wurden 78% des Einkaufsvolumens von lokalen Lieferanten bezogen, das heisst aus Ländern, in denen wir mit eigenen Produktionsstandorten aktiv sind. Das verbessert die Kontrolle über die Produktionsmodalitäten gegenüber einer Partnerschaft mit Lieferanten aus entfernten Regionen.
Das Thema Beschaffung und Lieferkette umfasst bei der Arbonia zum einen das Beschaffungsmanagement für die meistgenutzten Materialien und Halbfabrikate – also Holz, Stahl, Glas und Aluminium. Zum anderen gehört die Bewertung der Lieferanten nach ökologischen und sozialen Kriterien dazu. Dabei ist die Achtung der Menschenrechte in der Lieferkette von entscheidender Bedeutung. Da mehr als 95% der verwendeten Materialien von Lieferanten aus Europa bezogen werden, ist ein hoher Standard für den Grossteil des Beschaffungsvolumens gesetzlich verankert.
Als Unternehmensgruppe stärken wir kontinuierlich das Bewusstsein für ökologische und soziale Faktoren beim direkten und indirekten Einkauf. Dafür schulen wir die Mitarbeitenden unserer Einkaufsabteilungen mit Modulen der Ecovadis Academy in Bezug auf nachhaltige Lieferketten. Parallel arbeiten wir an einem unternehmensweiten Standard zur Lieferantenbewertung gemäss ESG-Kriterien. Dabei werden in einem ersten Schritt alle direkten Lieferanten geprüft und dabei nach dem Umsatzvolumen priorisiert. Sobald dieser Prozess etabliert ist, folgen auch indirekte Lieferanten nach den gleichen Bewertungskriterien. Für die Bewertung der Lieferanten werden vermehrt auch externe Kennzahlen (z. B. Bonität, Risikoindikatoren, ESG-Ratings) erhoben und mit den intern generierten Daten zu einer gesamtheitlichen Bewertung zusammengeführt. Im Berichtsjahr nutzten wir dafür vor allem Ratings von EcoVadis. Der Umfang erweiterte sich auf Zulieferer mit mehr als CHF 0.5 Mio. Einkaufsvolumen pro Jahr. Dadurch konnten wir rund 70% des gesamten Einkaufsvolumens in Deutschland bzw. 50% des globalen Einkaufsvolumens mit EcoVadis oder vergleichbaren Ratings abdecken.
Lieferanten aus Ländern mit erhöhtem Risiko in Bezug auf Verstösse gegen Menschenrechte, Kinderarbeit und Sklaverei sind unabhängig vom Einkaufsvolumen unter Beobachtung. Sie machen jedoch weniger als 1.5% des globalen Einkaufsvolumens aus. Lieferanten ohne externes Zertifikat müssen auf geeignete Weise, beispielsweise mittels Code of Conduct, garantieren, dass die Menschenrechte geachtet und insbesondere Kinder- und Zwangsarbeit unterbunden werden.
Auch wir als Arbonia haben uns im Berichtsjahr erneut durch EcoVadis bewerten lassen und erzielten Fortschritte, was sich in der gestiegenen Punktezahl und dem erhaltenen «Committed»-Label zeigt. Im Berichtsjahr haben sich die Schwerpunkte der Bewertungskriterien verändert und deutlich mehr Unternehmen haben ein Rating beantragt. Darauf ist zurückzuführen, dass es für uns in diesem Jahr trotz einer Verbesserung der Punktezahl zu keinem Bronze-Rating gereicht hat. Die Arbonia wird ihre Bemühungen dahingehend weiter intensivieren.
In Deutschland hat der Bundestag im Juni 2021 das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verabschiedet, welches einen rechtlichen Rahmen für die Verantwortung von Firmen entlang der gesamten Lieferkette vorgibt. Es ist für alle in Deutschland tätigen Gesellschaften der Arbonia relevant. Sie evaluieren die konkreten Auswirkungen der neuen Gesetzgebung und leiten entsprechende Massnahmen zur Einhaltung in die Wege. Auch haben die in der Schweiz tätigen Gesellschaften einen vergleichbaren Prozess in Gang gesetzt, um die Implikationen des Gegenvorschlags zur Konzernverantwortungsinitiative zu eruieren, dessen Bestimmungen am 1. Januar 2022 in Kraft getreten sind und erstmals im Geschäftsjahr 2023 Anwendung finden.
Division Climate
Erhöhte Anforderungen – neue Massnahmen
Eine forcierte Beschaffung von nachhaltigeren Produkten ist für die ganze Division Climate selbstverständlich. Das Pilotprojekt zur Beschaffung von dekarbonisiertem Stahl (mit Green Steel Certificate) für die Produktion von Flachheizkörpern am Standort in Plattling (D) wurde erfolgreich umgesetzt. Aktuell fokussiert sich die Division auf einen konzertierten Ansatz zwischen Vertrieb und Marketing für eine Green-Steel-Panel- Radiator-Strategie.
Bezüglich Abfallmanagement hat der Standort Corbetta (IT) eine formelle Vereinbarung mit den Lieferanten abgeschlossen, um sämtliche Aspekte zu formalisieren (Entsorgungsgenehmigungen, Informationen zu Art, Volumen und Kosten des Abfalls usw.). Am Standort Dilsen (BE) konnte die Anzahl der eingesetzten Lastwagen durch eine konsequente Optimierung der Logistik und der Logistikpartner reduziert werden. Sabiana hat Programme für unterschiedliche Produkte lanciert, bei denen die Verpackung einen grossen Einfluss auf die Kosten und die Entsorgung hat. So versucht die Gesellschaft gemeinsam mit ihren Lieferanten, Mehrwegbehälter einzuführen, herkömmliche Holzpaletten durch Paletten aus Wellpappe zu ersetzen und bei Komponentenpaketen Abfälle zu verringern.
Klare Zuständigkeiten betreffend Beschaffung und Lieferkette
In enger Abstimmung mit den Kunden sowie den Abteilungen Marketing und Vertrieb sollen Produkte entwickelt werden, die sich nachhaltiger herstellen lassen. Das Hauptziel von Sabiana bleibt die Zertifizierung gemäss der ISO-Norm 14000, welche die Auswirkungen der Lieferkette auf die Umwelt bewertet. Dafür ernennt die Gesellschaft klare Zuständigkeiten, schafft regelmässige Austauschformate und entwickelt einen Statusbericht inklusive Leistungskennzahlen. Das Unternehmen startete im Berichtsjahr zudem ein Projekt zur Bewertung der eigenen Lieferkette zu Nachhaltigkeitsaspekten. Dazu dient eine neue Plattform (CERVED), die implementiert wird. Gemäss den internen Lieferkettenrichtlinien werden Fortschrittsberichte zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen erstellt. Im Laufe des Jahres 2024 sollen die ersten 50 Lieferanten über die Plattform bewertet werden. Bis zum Jahr 2026 ist die Bewertung von 150 Lieferanten anvisiert.
Division Türen
Die Gesellschaften der Division achten unter anderem auf konsequente Herkunftsnachweise für Holz. Bei RWD Schlatter gibt eine neue Holzhandelsverordnung einen PEFC-Anteil von 80% vor. Für FSC-zertifiziertes Holz beträgt der Anteil 20%. Bei Invado stammen 100% der Holzplatten aus Rohmaterial europäischer Herkunft (EUTR-Dokumente). Auch eine lückenlose Überwachung der verwendeten Chemikalien ist Teil der Betrachtung. So vermeidet die Division toxische Substanzen und ersetzt diese durch weniger problematische Stoffe. Zudem stellt die Division schrittweise auf Verpackungsmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen wie Karton und Papier um und verzichtet zunehmend auf Kunststoff oder Styropor. Bei RWD Schlatter werden Reste von Sonitus-Mittellagen als Zwischenlage für den Transport verwendet. Die Arbonia Doors AG in der Westschweiz ist seit diesem Jahr ebenfalls FSC®- und PEFC-zertifiziert.
Massnahmen beim Lieferantenmanagement und in der Logistik
Auch auf Kundenseite werden vermehrt entsprechende Audits durchgeführt, um festzustellen, ob die Division Türen Nachhaltigkeitskriterien einhält. So prüfen die Kunden von Invado etwa regelmässig, welche Materialien die Gesellschaft für die Herstellung von Türen und Zargen verwendet und woher die Rohstoffe stammen. Deshalb arbeitet die Division vorzugsweise mit Lieferanten zusammen, die sich seit Jahren bewährt haben. Dabei werden Initiativen zur Vermeidung oder Wiederverwertung von Produktionsabfällen immer wichtiger. Schliesslich hat die Schonung von Ressourcen auch einen positiven Einfluss auf die Ertragskraft. Die Division führt dafür sowohl interne als auch externe Audits in den Bereichen Qualität, Soziales und Energieeffizienz durch. Aus diesem Grund wird auch der Ausbau eines strategischen Category-Managements fortgesetzt. Dieses sammelt und evaluiert kontinuierlich Marktinformationen, um frühzeitig auf potenzielle Risiken in der Lieferkette einzugehen.