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TCFD-Bericht

Für das Geschäftsjahr 2023 berichtet die Arbonia Gruppe erstmals zu den Empfehlungen der «Task Force on Climate-related Financial Disclosures» (TCFD) bezüglich klimabezogener Risiken und Chancen. Die Berichterstattung bezieht sich dabei auf die Anforderungen zu Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Zielen. Die TCFD wurde 2023 formal aufgelöst, doch ihre Vorgaben sind weiter richtungsweisend und werden aktuell bei der Arbonia umgesetzt.

Im ersten TCFD-Bericht legt die Arbonia offen, wie physische Risiken und Chancen, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel entstehen können, identifiziert und gehandhabt werden. Im Fokus stehen jeweils die finanziellen Auswirkungen auf das Unternehmen.

Als unternehmensweite Ambition verfolgt die Arbonia das strategische Ziel, aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Damit verknüpft sind die Ziele, den Energieverbrauch konsequent zu senken und die CO2-Emissionen in der eigenen Produktion sowie in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette zu reduzieren.

1. Governance

Die übergeordnete, strategische Verantwortlichkeit für klimabezogene Risiken und Chancen liegt beim Verwaltungsrat, die operative Verantwortlichkeit bei der Konzernleitung. Klimabezogene Themen betreffen alle Geschäftsbereiche der Arbonia, daher erfolgt die Steuerung auf der höchsten operativen Ebene.

Verwaltungsrat und Konzernleitung verfolgen eine langfristige Strategie und behalten dabei stets das Unternehmen, die Mitarbeitenden, die Aktionäre sowie die übrigen Stakeholder im Blick. Sie überprüfen einmal jährlich die Strategie sowie die Berichterstattung hinsichtlich der wesentlichen Themen für die Arbonia. Der Verwaltungsrat bestimmt zusammen mit der Konzernleitung die Nachhaltigkeitsstrategie, die auch Ansätze der Klimastrategie enthält. Die Nachhaltigkeitsstrategie umfasst die wesentlichen Themen Emissionen und Energie, Ressourceneinsatz und Kreislaufwirtschaft sowie Produktverantwortung. Dabei ist als zentrales Ziel die Reduzierung der Treibhausgasintensität definiert und in die variable Vergütung der Konzernleitung integriert.

Die Konzernleitung ist verantwortlich für die Umsetzung der Klimastrategie, wobei Ergebnisse und Zielerreichung mindestens einmal jährlich dem Verwaltungsrat zur Prüfung vorgelegt werden. Die Steuerung des Themas innerhalb des Konzerns obliegt dem Group CFO, welcher die Klimastrategie gemeinsam mit dem Nachhaltigkeitskomitee und Vertretern der Abteilung Corporate Communications & Investor Relations erarbeitet. Das Nachhaltigkeitskomitee setzt sich aus einem Vertreter der Division Climate und je einem Vertreter der Business Unit Holzlösungen und der Business Unit Glaslösungen der Division Türen zusammen. Die Divisionen respektive deren Gesellschaften stimmen einzelne Massnahmen mit den Konzernfunktionen ab und setzen diese um. Wichtige Initiativen und Projekte evaluiert die Konzernleitung monatlich.

Das Nachhaltigkeitskomitee entwickelt auch Ansätze, um klimabezogene Risiken und Chancen für die Arbonia abzuleiten. Dazu zählt etwa die Integration klimabedingter Auswirkungen in das Risikomanagement der Arbonia Gruppe. In einem ersten Schritt wurden dafür im Rahmen der neuen Wesentlichkeitsanalyse seitens der internen Stakeholder potenzielle Risiken definiert und aggregiert. Über einen Abgleich mit dem bestehenden Risikomanagement werden Klimarisiken künftig Teil der jährlichen Bewertung sein.

Verschiedene relevante Klimadaten wie der Energieverbrauch werden in einem zentralen Tool erfasst. Über ein internes Reporting werden die Daten an die verantwortlichen Manager, insbesondere die Werksleiter, verteilt.

Vereinfachte Governance-Struktur der Nachhaltigkeit

2. Strategie

Die Klimastrategie der Arbonia zielt darauf ab, den ökologischen Fussabdruck des Unternehmens zu reduzieren. Wir möchten aktiv zur Reduzierung der Umweltauswirkungen beitragen und einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen fördern. Wir verpflichten uns, unsere Produktion und Lieferkette kontinuierlich zu optimieren, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den Energieverbrauch zu minimieren. Dazu setzen wir auf den Einsatz energieeffizienter Technologien und erneuerbarer Energien. Des Weiteren streben wir an, nachhaltigere Materialien zu verwenden und den Einsatz von Alternativen mit geringeren Umweltauswirkungen zu fördern. Durch die Förderung von umweltbewusstem Verhalten und Schulungen sensibilisieren wir unsere Mitarbeitenden für den Klimaschutz und ermutigen sie, aktiv zur Umsetzung unserer Klimastrategie beizutragen.

Wir sind bestrebt, unsere Klimastrategie kontinuierlich zu überprüfen und zu verbessern, indem wir uns an internationalen Standards und Best Practices orientieren. Durch transparente Berichterstattung und regelmässige Überprüfung unserer Fortschritte stellen wir sicher, dass wir unsere Ziele erreichen und einen positiven Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten.

Als Arbonia Gruppe orientieren wir uns bei der Dekarbonisierung unserer Geschäftsaktivitäten am 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens. Der entscheidende Hebel dafür sind die CO2-Reduktionsziele für unsere Emissionen aus Scope 1 und Scope 2 in Anlehnung an die Science Based Targets Initiative (SBTi). Im Berichtsjahr haben wir insbesondere in der Erfassung der Emissionen aus Scope 3 Fortschritte erzielt und darüber hinaus Ansätze zur Reduzierung entwickelt.

Bei der Bewertung der klimabedingten Chancen und Risiken unterscheidet die Arbonia zwischen einer kurzfristigen (< 1 Jahr), mittelfristigen (2 – 5 Jahre) und einer langfristigen (> 5 Jahre) Perspektive. Im Berichtsjahr wurden mögliche Chancen und Risiken in diesen Zeithorizonten identifiziert und in zwei Szenarien analysiert. Die Grundzüge dieser ersten internen Analyse werden hier dargestellt. Gemäss den TCFD-Empfehlungen unterteilen sich die klimabezogenen Auswirkungen auf die Arbonia in folgende drei Kategorien:

Physische Risiken

Physische Klimarisiken umfassen direkte Auswirkungen für Unternehmen aufgrund von klimatischen Veränderungen, wie beispielsweise mögliche Schäden an Gebäuden. Diese resultieren aus Klimafolgen wie Dürre, Wassermangel, Hitze, Starkregen bis hin zum Anstieg des Meeresspiegels. Ein Teil dieser Probleme ist bislang als Naturgefahren bekannt. Die Eintrittswahrscheinlichkeit und das Ausmass nehmen dabei durch den Klimawandel zu. In der ersten Analyse 2023 wurden potenzielle physische Risiken intern priorisiert. Diese sollen in den folgenden Jahren für die einzelnen Standorte detaillierter betrachtet werden.

Transitorische Risiken

Transitorische Klimarisiken beschreiben indirekte Effekte für Unternehmen aufgrund der sukzessiven Dekarbonisierung der Volkswirtschaft und ergeben sich aus einer ambitionierten Klimaschutzpolitik. Damit verbunden sind eine Verschärfung des Emissionshandels, strengere Effizienzvorschriften oder auch veränderte Marktbedingungen sowie technologischer Fortschritt.

Klimabezogene Chancen

Die Dekarbonisierung der Wirtschaft birgt Chancen für unternehmensspezifisches Wachstum. Gleiches gilt für klimatische Veränderungen, die in den kommenden Jahrzehnten zu erwarten sind. Durch eine Veränderung des Produktportfolios, eine zukunftsgerichtete Marktpositionierung und die Optimierung betrieblicher Prozesse können sich Wettbewerbsvorteile ergeben.

Hierbei verfolgt die Arbonia die Ambition, 60% des Nettoumsatzes der Division Climate bis zum Geschäftsjahr 2026 über energieeffiziente und emissionsarme Wachstumsprodukte zu erwirtschaften. Daneben wird das Thema Energieeffizienz während der Nutzungsphase als weiteres strategisches Wachstumsfeld vorangetrieben. Die drei beschriebenen Kategorien klimabedingter Auswirkungen sind in ihrer Ausprägung an Szenarioanalysen gekoppelt. In einem ersten Ansatz haben wir als Arbonia zwei Szenarien für die globale Erderwärmung bis zum Jahr 2100 untersucht (siehe Grafik auf der folgenden Seite).

3. Risikomanagement

Die Arbonia Gruppe verfügt über ein zentralisiertes Risikomanagementsystem, welches gemäss eines institutionalisierten Prozesses durchgeführt wird. Dabei werden alle potenziellen und wesentlichen Risiken evaluiert. Wichtige Parameter für die Bewertung sind die Eintrittswahrscheinlichkeit, der Reputationsschaden und das Schadensausmass. Der Risikomanagementprozess der Arbonia Gruppe wird jährlich wiederholt. Die Ergebnisse werden an den CFO sowie den Verwaltungsrat berichtet.

Der Risikokatalog der Arbonia Gruppe (siehe auch «Risikomanagement») umfasst ein übergeordnetes ESG-Szenario, das klimatische Veränderungen mitbetrachtet. Dieses Szenario wird in der aktuellen Evaluierung weder auf Konzern- noch auf Divisionsebene mit einem hohen Erwartungswert eingestuft. Als Arbonia Gruppe werden wir dieses Risiko bei den nächsten Evaluierungen ausdifferenzieren, um somit einen direkteren Bezug zu einzelnen Geschäftseinheiten für die Bewertungsteilnehmer herzustellen.

Betrachtetes Szenario

Kategorie

1.5 °C – 1.8 °C

> 3 °C

Ausgewählte mögliche Risiken und Chancen, die in der ersten Analyse identifiziert wurden:

Akute physische Risiken

Produktionsunterbrechungen und Schäden durch Überschwemmungen

Chronische physische Risiken

Höhere Stromkosten für Kühlung und Klimatisierung aufgrund von zunehmender Hitze und häufigeren Hitzewellen

Chancen aufgrund langfristiger physischer Veränderungen

Höhere Nachfrage nach Klimatisierungsprodukten aufgrund von zunehmender Hitze und häufigeren Hitzewellen

Transitorische Marktrisiken

Auswirkungen der Emissionsziele und ihrer Erreichung auf finanzielle Bewertungen und Kreditwürdigkeit

Transitorische politische / rechtliche Risiken

Erhöhte Kosten für die Emissionsbilanzierung und Erfüllung anderer rechtlicher Vorgaben sowie deren Nachverfolgung in der Lieferkette

Transitorische Marktchancen

Erhöhte Nachfrage nach Produkten der Arbonia aufgrund der Attraktivität von Bauprojekten, bei denen energieeffiziente und emissionsarme Produkte zum Einsatz kommen

Im Berichtsjahr hat die Arbonia eine Initiative gestartet, um die stärkere Integration klimabedingter Risiken in das gruppenweite Risikomanagement vorzubereiten. In einem Pilotprojekt wurde dazu eine Longlist mit relevanten physischen sowie transitorischen Aspekten erstellt. Grundlage waren die anerkannten Szenarien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und der Internationalen Energieagentur (IEA). Diese Liste wurden vom Risikomanagement und der Abteilung Corporate Communications & Investor Relations zunächst qualitativ beurteilt. Für einzelne Aspekte erarbeitete das Projektteam konkrete Risikoszenarien mit definierten Zeithorizonten. Für einen Auszug der betrachteten Chancen und Risiken siehe «2. Strategie».

Diese Analysen beziehen sich im ersten Schritt auf die grössten Standorte der Arbonia Gruppe. Von Trendbeschreibungen, Prognosekorridoren und finanziellen Kalkulationen werden dabei potenzielle Auswirkungen auf die gesamte Gruppe abgeleitet. Auf dieser Basis können Vorschläge für das Management der betrachteten Risiken entwickelt werden. Ziel ist, einen standardisierten Prozess zu etablieren, der auf Basis der Longlist regelmässig Risiken identifiziert, bewertet und in das zentrale Risikomanagementsystem überführt.

In einem nächsten Schritt werden geeignete Massnahmen zur Abmilderung bestimmt. Dabei wird künftig neben der eigenen Produktion auch die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette mit einbezogen.

4. Kennzahlen und Ziele

Basierend auf den Richtlinien der SBTi haben wir einen Absenkpfad für die eigenen CO2-Emissionen (Scope 1 und 2) festgelegt sowie entsprechende Ziele und Massnahmen definiert. Dabei streben wir eine durchschnittliche jährliche absolute Reduktion von 4.2% bis zum Jahr 2035 an (Referenzjahr 2020). Ein zertifiziertes Energie- und Umweltmanagement überprüft die Zielerreichung und die Effektivität der getroffenen Massnahmen.

Die Optimierung des Energieverbrauchs – und damit einhergehend die Verbesserung der CO2-Bilanz – ist längst zu einer Aufgabe aller Gesellschaften, Abteilungen und Bereiche der Arbonia Gruppe geworden. Sämtliche Ziele im Bereich Energieeffizienz werden jährlich definiert und mit entsprechenden Massnahmen vorangetrieben.

Im Berichtsjahr ist es der Arbonia gelungen, den Anteil an selbst produziertem Strom durch weitere PV-Anlagen auf den Dächern der Produktionswerke von 12.9% auf 14.6% im Vorjahr leicht zu erhöhen. Ein weiterer Erfolg stellte die Reduktion des Heizölverbrauchs zur Wärmeproduktion um 32.0% dar. Insgesamt sind die Treibhausgasemissionen aus Scope 1 und 2 um 7.6% gesunken, die Treibhausgasintensität (Treibhausgasemissionen in kg CO2e / CHF Nettoumsatz) ist aufgrund gesunkener Umsätze jedoch um 2.7% gestiegen.

Ein lückenloses Monitoring der Kennzahlen im Energiemanagement ist für die Arbonia das wichtigste Instrument, um die strategischen Ziele bezüglich Energieeffizienz und CO2-Ausstoss weiterzuverfolgen. Damit lässt sich auch der Anteil an regenerativer Energie messen.