Division Türen
Die Division Türen, welche nach Closing des Verkaufs der Division Climate Ende Februar 2025 die neue Arbonia darstellt, setzt sich aus den beiden Business Units Holz- und Glaslösungen zusammen.
Die Business Unit Holzlösungen zählt mit den Unternehmen Prüm, Garant, Invado, RWD Schlatter, Joro und nach den Akquisitionen dieses Jahr zusätzlich mit Dimoldura, Rozière und Lignis zu den führenden europäischen Anbietern von Innentüren und Zargen aus Holzwerkstoffen. Zu den bisher fünf Produktionsstandorten der Business Unit, von denen sich drei in Deutschland und je einer in der Schweiz und in Polen befinden, sind weitere Standorte in Spanien, Portugal, Frankreich und Tschechien hinzugekommen.
Als Spezialist für Duschabtrennungen und Glassysteme bietet die Business Unit Glaslösungen überzeugende Lösungen für alle Generationen, Wohn- und Lebensformen. Mit ihren starken Marken Kermi, Koralle, Baduscho und Interwand ist sie Marktführerin in Europa. Neben den integrierten Produktionsstandorten in Deutschland und der lokal orientierten Fertigung in der Schweiz ist die Business Unit mit Vertriebsgesellschaften international aktiv.
Marktentwicklung
Die Marktentwicklung 2024 war von geopolitischen Unsicherheiten, gestiegenen Energiepreisen und einer sich abschwächenden Konjunktur geprägt. Diese Faktoren belasteten die Nachfrage in einigen Märkten. Trotz dieser Herausforderungen konnte die Division Türen durch gezielte Massnahmen ihre Marktposition behaupten und in ausgewählten Segmenten sogar ausbauen.
Die Division Türen erzielte im Berichtsjahr 2024 einen Umsatz von CHF 553.8 Mio., was einer Steigerung von 10.4% gegenüber Vorjahr (CHF 501.6 Mio.) entspricht. Das organische Wachstum (währungs- und akquisitionsbereinigt, also ohne Dimoldura / Rozière und Lignis) belief sich auf –5.3%. Das EBITDA ohne Sondereffekte konnte von CHF 41.4 Mio. im Vorjahr um 23.7% auf CHF 51.2 Mio. (CHF 48.6 Mio. mit Sondereffekten) gesteigert werden. Dies entspricht einer Steigerung der EBITDA-Marge von 8.3% im Vorjahr auf 9.2%. Das EBIT ohne Sondereffekte kam bei CHF 3.9 Mio. (CHF 1.3 Mio. mit Sondereffekten) zu liegen, was einer Veränderung von 20.1% gegenüber der Vorjahresperiode (CHF 3.3 Mio.) entspricht.
Die Division Türen profitierte von ihrer Position als Marktführer in Kontinentaleuropa, unterstützt durch die strategischen Akquisitionen von Dimoldura, Rozière und Lignis. Diese Akquisitionen machten die Division Türen zusätzlich zum Marktführer in Spanien (Dimoldura), und im Objektgeschäft in Tschechien (Lignis). Diese Position hat sie in der Schweiz mit RWD Schlatter bereits. In Deutschland erzielten Prüm und Garant einen Marktanteil von rund 20%. Die Abhängigkeit vom deutschen Markt konnte durch diese Akquisitionen somit erheblich reduziert werden, sodass der Umsatzanteil von Deutschland nun unter 50% liegt, verglichen mit ursprünglich über 60%.
Die schwierige Marktlage im deutschen Wohnbau setzte sich 2024 fort. Nach einem Rückgang der Baugenehmigungen um 29% im Jahr 2023 wurde 2024 ein weiterer Rückgang von 18% erwartet. Die Fertigstellungen im Wohnungsbau dürften um 22% zurückgehen. Hauptgründe hierfür waren gestiegene Zinsen, ein anhaltender Fachkräftemangel in der Bauindustrie sowie steigende Materialkosten. Der Renovierungsbedarf ist und bleibt hoch, da viele der in den 1990er-Jahren eingebauten Türen aufgrund ihres Lebenszyklus von etwa 30 Jahren ersetzt werden müssen. Gleichzeitig trug die steigende Nachfrage nach Wohnraum in urbanen Gebieten sowie die hohe Nettozuwanderung zur Stabilisierung der Renovationsmärkte bei. Jedoch blieb auch die Renovation im Jahr 2024 aufgrund der oben genannten Gründe auf tiefem Niveau.
Prüm konnte dank des neuen Logistikzentrums bei RWD Schlatter den Umsatz in der Schweiz ausbauen. Dieses Lager ermöglicht es, Türen direkt vor Ort zu lagern und von der Schweiz aus effizient an Kunden zu vertreiben – ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Marktposition in der Region. In Deutschland entwickelten sich die Märkte für Standardtüren und Funktionstüren unterschiedlich, wobei Funktionstüren stabiler blieben. So ist Joro zwar ebenfalls von dem Volumenrückgang betroffen, allerdings konnte Joro diesen mit dem Hotel Mandarin Oriental in Wien zum Teil kompensieren. Auf diesen Volumenrückgang wurde flexibel reagiert und die Strukturen wurden angepasst, was teilweise auch mit einem Abbau von Personal verbunden war. Über die Steigerung der eigenen Energieproduktion konnten zudem die Energiekosten insgesamt gesenkt werden, jedoch nicht im geplanten Masse, da gleichzeitig die Netzgebühren gestiegen sind. Die Treibhausgasemissionen (CO2e) der Arbonia (Scope 1 und 2) konnten um 6% gegenüber dem Vorjahr gesenkt werden.
Die Renovationstätigkeit profitierte insbesondere in Städten von staatlichen Förderprogrammen zur Energieeffizienz. Im Nicht-Wohnungsbau zeigte sich eine stabilere Entwicklung. Die Baugenehmigungen sollten 2024 lediglich um 1% zurückgehen. Ein Anstieg der Genehmigungen wird jedoch sowohl für den Wohnungs- als auch für den Nicht-Wohnungsbau ab 2025 erwartet, wobei sich dieser erst 2026 in den Fertigstellungen niederschlagen dürfte. Die Division Türen profitierte dabei von ihrer starken Position im Objektgeschäft, auch durch den Abschluss der Integration von Interwand, einem führenden Anbieter von Glastrennwänden für den Bürobereich. Diese bezieht nun ihren gesamten Glasbedarf innerhalb der Arbonia. Öffentliche Investitionen in Infrastrukturprojekte, insbesondere in Schulen und Krankenhäuser, trugen ebenfalls zu einer stabilen Nachfrage im Objektbereich bei. Die Einführung neuer Brandschutz- und Schallschutzvorschriften erhöhte zusätzlich die Nachfrage nach spezialisierten Türlösungen.
RWD Schlatter profitierte ebenfalls von der Inbetriebnahme des neuen Logistikzentrums in Roggwil und kann seinen Kunden nun ein breiteres Produktportfolio anbieten und konnte dadurch den Umsatz mit Fachpartnern steigern. Die Schweiz war aufgrund des Wechselkurses CHF / EUR zudem weniger stark von der Inflation betroffen als die Eurozone. Folglich erfuhren die Baumaterialien einen weniger starken Preisanstieg, und die Zinserhöhung fiel weniger drastisch aus. Jedoch nahm in der Schweiz der Neubau um –0.5% ab, während das Segment Renovation das Vorjahresniveau halten konnte. Zudem hat sich der Hochbau, von Wohnungen abgesehen, deutlich besser entwickelt und konnte sich im Vergleich zum Vorjahr steigern. Dadurch gelang es der neuen Vertriebsorganisation in der Westschweiz, den Umsatz weiter zu steigern.
Die spanische Dimoldura ist seit dem Closing per 16. Mai 2024 Bestandteil der Division Türen. Mit der Akquisition ist die Division in einen attraktiven Markt eingetreten, denn im Gegensatz zum europäischen Markt, wächst die Bauindustrie auf der Iberischen Halbinsel. So wird im Wohnungsneubau in Spanien ein Wachstum von 0.5% im Jahr 2024 und bei Renovationen von 0.7% erwartet. Mit dem starken Fokus auf die Zielgruppe Heimwerkermärkte (DIY) und Handel erwirtschaftet Dimoldura einen Grossteil ihres Umsatzes im Wohnungsbau. In diesem konnte der Umsatz gesteigert und Marktanteile konnten gewonnen werden, Dimoldura wuchs mit mehr als 5% in Spanien. Rozière ist spezialisiert auf die Produktion von Massivholztüren, die vor allem über den Fachhandel in Frankreich verkauft werden. Frankreich befindet sich allerdings in einer ähnlichen Situation wie Deutschland und leidet weiterhin unter hohen Materialpreisen und erhöhten Zinsen. Als Konsequenz wird im Wohnungsbau für 2024 ein deutlicher zweistelliger Rückgang erwartet, der etwas von der Renovation im Wohnungsbau gestützt wird. Diese wird leicht über dem Vorjahr erwartet.
Der Heimmarkt von Invado (Polen) war von einer hohen Kosteninflation betroffen. Wenngleich diese merklich zurückgegangen ist, haben neue regulatorische Anforderungen, wie die Pflicht für Kinderspielplätze oder die Wahrung grösserer Abstände zwischen Gebäuden, die Baukosten hoch gehalten. Invado gelang es aber, die Kundenstruktur vorteilhaft zu verändern und die Umsätze in Zentraleuropa zu steigern. So wurde der Eintritt in den deutschen Heimwerkermarkt geschafft und die Umsätze in Tschechien, Bulgarien und Ungarn konnten gesteigert werden.
Seit dem Closing per 1. Juli 2024 ist zudem der tschechische Objektspezialist Lignis Teil der Division. Dieser erwirtschaftet 100% seiner Umsätze im Objektgeschäft, mit einem starken Fokus auf Tschechien und die Slowakei. Der somit entscheidende Neubau hat sich in Tschechien, aber auch allgemein in Osteuropa, besser entwickelt als in Zentraleuropa. Lignis konnte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr steigern und hat dabei weiter Marktanteile gewonnen.
Auch Kermi und Bekon-Koralle begegneten den Herausforderungen durch den Rückgang im Wohnungsbau und den gestiegenen Energiekosten. Bekon-Koralle musste aufgrund des Absatzrückgangs verhältnismässig weniger externe Montageleistungen einkaufen, als in den Vorjahren. Dies hatte zur Folge, dass die Margen gehalten werden konnten. Gleichzeitig trugen andere Geschäftsbereiche massgeblich zur positiven Gesamtentwicklung bei: Besonders hervorzuheben ist Interwand, die im letzten Geschäftsjahr den höchsten Umsatz der vergangenen fünf Jahre erzielt hat. Auch Arbonia Glassysteme (AGS) hat als Folge des Nachfragerückgangs anderer Gesellschaften in der Business Unit Glaslösungen einen Absatzrückgang zu bewältigen, dieser konnte jedoch über das Geschäft mit Dritten kompensiert werden.
Die strategischen Akquisitionen und die Spezialisierung der Produktionsstandorte erlauben der Division Türen zudem, ein umfassendes Produktportfolio für Fachhandel, Heimwerkermärkte (DIY) und Objektgeschäft anzubieten. Letzteres wird unterstützt durch neue europäische Zulassungen für technische Türen, die im Dezember erteilt wurden und die Expansion in weitere Märkte erleichtern sowie den Ausbau der Marktanteile in bestehenden Märkten unterstützen werden.
Produkte, Technologie und Innovationen
Eines der wesentlichsten Differenzierungsmerkmale bei Türen ist die Kantentechnologie, da es sich bei der Kante um den technologisch anspruchsvollsten Teil der Türenherstellung handelt. Dabei ist die Türkante gleichzeitig der exponierteste Teil einer Tür, welche am meisten von Beschädigungen wie Stössen beeinträchtigt wird. Die durch die Marken Prüm und Garant vertriebene Premiumkante, welche 2024 weiter Marktanteile gewinnen konnte, ist ein Beispiel für Produkt- Differenzierung und Innovation. Deshalb hat nach RWD Schlatter nun auch Invado diese Kantentechnologien neu im Sortiment, welche im Objektgeschäft und insbesondere in Spitälern häufig eingesetzt werden.
Zusätzlich entwickelte die Business Unit Glaslösungen das KermiEXTRA-Sortiment weiter. Brushed-Metallic-Oberflächen verleihen der Beschlagduschkabine MENA ein hochwertiges Design, während neue Farb- und Strukturgläser individuelle Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Das Strukturglas Vision Sun sorgt für eine trendige Optik, und eine erweiterte Auswahl an Dekoren orientiert sich an den aktuellen Designs der Innenarchitektur.
Eine ergänzende Innovation wurde mit der neuen nachhaltigen Tür entwickelt, die über eine Linoleumoberfläche verfügt und einen positiven CO2-Fussabdruck aufweist. Damit ist gemeint, dass das Rohmaterial mehr CO2 absorbiert hat, als in der Verarbeitung freigesetzt wird. Darüber hinaus ermöglicht die Mitgliedschaft im COLORNETWORK, einem Verbund von Innenausstattern, die Entwicklung und Abstimmung von Produkten auf die jährlich definierte Trendfarbe, sodass Türen besser mit dem Innenausbau abgestimmt werden können.
Das digitale Angebot der Division wurde ebenfalls erweitert. Die Konzepte Prüm Digital und Garant Digital wurden weiterentwickelt, um Partnern mehr Transparenz, Infotainment, Geschwindigkeit sowie Prozessvereinfachung und -stabilisierung zu bieten. Durch die Verbindung dieser Plattformen mit DOORit können künftig durchgängige digitale Bestellprozesse vom Endkunden über den Handel bis zum Hersteller angeboten werden.
Ausblick
Für das Geschäftsjahr 2025 blickt die Division Türen vorsichtig optimistisch voraus. Auf der einen Seite wurden im Türengeschäft in den vergangenen Monaten gezielte Massnahmen für die Stärkung des Geschäfts getroffen, sodass sich die neue Arbonia wesentlich robuster zeigt, als in der Vergangenheit. Hier sind beispielsweise die Akquisitionen von Dimoldura und Lignis zu nennen, welche unter anderem die Abhängigkeit von Deutschland reduzieren und zeitgleich andere attraktive Märkte erschlossen haben. Zudem ermöglichen die Automatisierung und Digitalisierung unserer Werke eine höhere Produktivität, Effizienz und Flexibilität, bei gleichbleibender beziehungsweise auch aufgrund des Fachkräftemangels sinkender Zahl von Mitarbeitenden. Die Division Türen bleibt durch ihre langjährigen Kundenbeziehungen und ein etabliertes Vertriebsnetzwerk auch in herausfordernden Zeiten gut aufgestellt. Zusätzlich werden innovative Projekte wie die Erweiterung des Produktportfolios durch Interwand und regionale Marktbearbeitungen weiteres Wachstum fördern. Der Fokus auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung wird ebenfalls eine Schlüsselrolle spielen.
Auf der anderen Seite dürfte die Situation im weiterhin grössten Markt Deutschland angespannt bleiben, auch wenn sich der Renovierungsmarkt weiter erholen dürfte und die Nachfrage nach neuem Wohnraum ungebrochen hoch ist. Der Schweizer Markt sollte auf dem aktuell guten Niveau wahrscheinlich stagnieren. Eine deutlich frühere Erholung von der Krise beziehungsweise ein weiter wachsender Markt wird für die wichtiger gewordenen Märkte in Osteuropa respektive der Iberischen Halbinsel erwartet. Der für die Arbonia etwas weniger wichtige Markt Frankreich sollte, im kommenden Jahr weiter herausfordernd bleiben.
Über das begonnene Geschäftsjahr hinaus blickt die neue Arbonia positiv in die Zukunft, da sich auch wichtige Faktoren wie die Energiekosten normalisiert haben. Gleichzeitig wird die Arbonia mit dem Ausbau der Kapazitäten für selbstproduzierte Energie auch unabhängiger von der Preisentwicklung. Falls die kommende Bundesregierung Massnahmen zur Förderung des Neubaus (von Wohnungen) beziehungsweise zur Stärkung der Konjunktur beschliesst, könnte es aber auch deutlich früher bereits zu einer substanziellen Erholung der Baukonjunktur kommen. Zudem haben die strategischen Massnahmen der letzten Jahre die Grundlage geschaffen, um von einem Aufschwung ab 2025 profitieren zu können. Der Fokus liegt auf der Konsolidierung bestehender Märkte, der Erschliessung neuer Absatzkanäle und der kontinuierlichen Optimierung von Prozessen. Durch diese Initiativen wird die neue Arbonia in der Lage sein, ihre Marktposition zu stärken und nachhaltiges Wachstum zu erzielen.
Im Rahmen der Arbonia Next25 im März 2025 wird die Arbonia neben tiefergehenden Informationen ihr neues Branding, ihre Positionierung und das gesamte Produktportfolio den Kunden, Investoren und Lieferanten an einer zweiwöchigen hauseigenen Messe in Erfurt (D) vorstellen.
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