TCFD-Bericht
Die Arbonia berichtet zu ihren klimabezogenen Risiken und Chancen erneut gemäss den Empfehlungen der «Task Force on Climate-related Financial Disclosures» (TCFD). Wir legen offen, wie physische sowie transitorische Risiken, aber auch Chancen, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel finanzielle Auswirkungen auf unser Unternehmen haben können, identifiziert und gehandhabt werden. Dieser zweite TCFD-Bericht gliedert sich in die Bereiche Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele.
1. Governance
Die übergeordnete, strategische Verantwortlichkeit für klimabezogene Risiken und Chancen liegt beim Verwaltungsrat, die operative Verantwortlichkeit bei der Konzernleitung. Klimabezogene Themen betreffen alle Geschäftsbereiche der Arbonia, daher erfolgt die Steuerung auf der höchsten operativen Ebene.
Verwaltungsrat und Konzernleitung verfolgen eine langfristige Strategie und behalten dabei stets das Unternehmen, die Mitarbeitenden, die Aktionärinnen und Aktionäre sowie die übrigen Stakeholder im Blick. Sie überprüfen einmal jährlich die Strategie wie auch die Berichterstattung hinsichtlich der wesentlichen Themen für die Arbonia. Der Verwaltungsrat bestimmt zusammen mit der Konzernleitung die Nachhaltigkeitsstrategie, die auch Ansätze der Klimastrategie enthält. Die Nachhaltigkeitsstrategie umfasst die wesentlichen Themen Emissionen und Energie, Ressourceneinsatz und Kreislaufwirtschaft sowie Produktverantwortung. Dabei ist als zentrales Ziel die Reduktion der Treibhausgasintensität definiert und in die variable Vergütung der Konzernleitung integriert.
Die Konzernleitung ist verantwortlich für die Umsetzung der Klimastrategie, wobei Ergebnisse und Zielerreichung mindestens einmal jährlich dem Verwaltungsrat zur Prüfung vorgelegt werden. Innerhalb des Konzerns obliegt die Steuerung des Themas dem CFO, welcher die Klimastrategie gemeinsam mit dem Nachhaltigkeitsmanagement erarbeitet. Die Gesellschaften stimmen einzelne Massnahmen mit den Konzernfunktionen ab und setzen diese um. Wichtige Initiativen und Projekte evaluiert die Konzernleitung monatlich.
Das Nachhaltigkeitsmanagement leitet gemeinsam mit dem Internal Audit klimabezogene Risiken und Chancen für die Arbonia ab und integriert diese in das Risikomanagement. Eine weitere Ausführung der Governance-Struktur findet sich im Kapitel «Nachhaltigkeitsgovernance».
2. Strategie
Die Klimastrategie der Arbonia zielt darauf ab, den ökologischen Fussabdruck des Unternehmens zu reduzieren. Wir möchten aktiv zur Reduktion der Umweltauswirkungen beitragen und einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen fördern. Wir verpflichten uns, unsere Produktion und Lieferkette kontinuierlich zu optimieren, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren sowie den Energie- und Ressourcenverbrauch zu minimieren. Dazu setzen wir unter anderem auf den Einsatz energieeffizienter Technologien und erneuerbarer Energien. Des Weiteren streben wir Materialeinsparungen sowie den Einsatz nachhaltigerer Materialien an und wollen vermehrt Alternativen mit geringeren Umweltauswirkungen verwenden.
Wir sind bestrebt, unsere Klimastrategie kontinuierlich zu überprüfen und zu verbessern, indem wir uns an internationalen Standards und Best Practices orientieren. Auch wenn die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens zunehmend unrealistischer erscheint, legen wir dieses Ziel bei der Dekarbonisierung unserer Geschäftstätigkeiten zugrunde. Demzufolge verfolgen wir ein CO2-Reduktionsziel für unsere Emissionen aus Scope 1 und Scope 2 in Anlehnung an die Science Based Targets Initiative (SBTi). Um künftig auch die Emissionen in Scope 3 in unseren konkreten Klimazielen zu berücksichtigen, haben wir uns im Berichtsjahr zu kurz- und langfristigen Emissionsreduktionen im Einklang mit dem Net-Zero Standard der SBTi verpflichtet.
Die im Jahr 2023 erstmalig durchgeführte Analyse von klimabezogenen Chancen und Risiken startete mit einer Longlist von relevanten physischen sowie transitorischen Aspekten, welche anerkannte Szenarien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und der Internationalen Energieagentur (IEA) umfasste. Diese Liste wurde vom Risikomanagement und der Abteilung Corporate Communications & Investor Relations zunächst qualitativ beurteilt. Für ausgewählte Aspekte erarbeitete das Projektteam konkrete Risikoszenarien. Dabei wurden kurzfristige (< 1 Jahr), mittelfristige (2 – 5 Jahre) und langfristige (> 5 Jahre) Perspektiven eingenommen. Zusätzlich wurden zwei Szenarien, die einer Erwärmung von 1.5 °C – 1.8 °C sowie von > 3 °C entsprechen, berücksichtigt.
Die im vergangenen Berichtsjahr erstellte Analyse wurde überprüft und angepasst. Die klimabezogenen Auswirkungen auf die Arbonia lassen sich in folgende drei Kategorien unterteilen:
Physische Risiken
Physische Klimarisiken umfassen direkte Auswirkungen für Unternehmen aufgrund von klimatischen Veränderungen, wie mögliche Schäden an Gebäuden. Diese resultieren aus Klimafolgen wie Dürre, Wassermangel, Hitze, Starkregen bis zum Anstieg des Meeresspiegels. Ein Teil dieser Probleme ist bislang als Naturgefahren bekannt. Die Eintrittswahrscheinlichkeit und das Ausmass nehmen dabei durch den Klimawandel zu.
Transitorische Risiken
Transitorische Klimarisiken beschreiben indirekte Effekte für Unternehmen aufgrund der sukzessiven Dekarbonisierung der Volkswirtschaft und ergeben sich aus einer ambitionierten Klimaschutzpolitik. Damit verbunden sind eine Verschärfung des Emissionshandels, strengere Effizienzvorschriften oder auch veränderte Marktbedingungen sowie technologischer Fortschritt.
Klimabezogene Chancen
Die Dekarbonisierung der Wirtschaft birgt Chancen für unternehmensspezifisches Wachstum. Gleiches gilt für klimatische Veränderungen, die in den kommenden Jahrzehnten zu erwarten sind. Durch eine Veränderung des Produktportfolios, eine zukunftsgerichtete Marktpositionierung und die Optimierung betrieblicher Prozesse können sich Wettbewerbsvorteile ergeben.
3. Risikomanagement
Die Arbonia verfügt über ein zentralisiertes Risikomanagementsystem mit institutionalisierten Prozessen. Dabei werden alle potenziellen sowie wesentlichen Risiken evaluiert. Wichtige Parameter für die Bewertung sind die Eintrittswahrscheinlichkeit, der Reputationsschaden und das Schadensausmass. Der Risikomanagementprozess der Arbonia wird jährlich wiederholt, wobei die Ergebnisse dem CFO sowie dem Verwaltungsrat berichtet werden.
Der Risikokatalog der Arbonia enthält bereits ein übergeordnetes ESG-Szenario, welches im Berichtsjahr jedoch durch wesentliche Risiken für die Arbonia ergänzt wurde. Einerseits wurden die Risiken der im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse definierten Themen in bestehende Szenarien integriert. Im Bereich Climate sind dies die Themen «Emissionen und Energie», «Ressourceneinsatz und Kreislaufwirtschaft» und «Produktverantwortung». Andererseits wurden auch die klimabezogenen Risiken gemäss TCFD im Berichtsjahr in das Risikomanagement mit aufgenommen. Somit werden diese Klimarisiken jährlich bewertet. Ob die im Risikokatalog betrachteten klimabezogenen Risiken weiter Relevanz haben, wird jährlich überprüft, mit Blick auf die eigene Produktion sowie auf die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette.
Die vorhergehend beschriebenen Kategorien klimabedingter Auswirkungen sind in ihrer Ausprägung an Szenarioanalysen gekoppelt. In einem ersten Ansatz haben wir als Arbonia zwei Szenarien für die globale Erderwärmung bis zum Jahr 2100 untersucht. Diese Analysen beziehen sich im ersten Schritt auf die grössten Standorte der Arbonia. Von Trendbeschreibungen, Prognosekorridoren und finanziellen Kalkulationen werden dabei potenzielle Auswirkungen auf die gesamte Gruppe abgeleitet. Die Betrachtung physischer Risiken für die einzelnen Standorte konnte im Berichtsjahr aus Kapazitätsgründen nicht abgeschlossen werden und wird im nächsten Jahr fortgeführt.
4. Kennzahlen und Ziele
Wir streben an, geeignete Massnahmen zur Abmilderung der klimabezogenen Risiken zu bestimmen und umzusetzen, welche neben der eigenen Produktion auch die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette mit einbeziehen.
Basierend auf den Richtlinien der SBTi haben wir einen Absenkpfad für die eigenen CO2-Emissionen (Scope 1 und 2) festgelegt sowie entsprechende Ziele und Massnahmen definiert. Dabei streben wir eine durchschnittliche jährliche absolute Reduktion von 4.2% bis zum Jahr 2035 an (Referenzjahr 2020). Um die Zielerreichung zu unterstützen und die Wirksamkeit unserer Massnahmen zu prüfen, setzen wir unter anderem auf ISO-zertifizierte Energie- und Umweltmanagementsysteme. So sind Arbonia Glassysteme, Kermi, Garant und Prüm nach ISO 50001 sowie Kermi und RWD Schlatter nach ISO 14001 zertifiziert. Wir prüfen die Einführung solcher Managementsysteme in weiteren Unternehmensteilen.
Die Optimierung des Energieverbrauchs – und damit einhergehend die Verbesserung der CO2-Bilanz – ist längst zu einer Aufgabe aller Gesellschaften, Abteilungen und Bereiche der Arbonia geworden. Sämtliche Ziele im Bereich Energieeffizienz werden jährlich definiert und mit entsprechenden Massnahmen vorangetrieben.
Einen Grossteil von Arbonias Gesamtemissionen machen die indirekten Treibhausgasemissionen in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette aus. Auch hier möchten wir unsere Verantwortung wahrnehmen und entsprechende Reduktionsziele setzen. Als ersten Schritt haben wir uns 2024 der SBTi angeschlossen und uns zur kurz- und langfristigen Emissionsreduktion gemäss Net-Zero Standard der Initiative verpflichtet.
