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Beschaffung und Lieferkette

Artikel 964a ff. OR

Konzept und Sorgfaltspflicht
Eine nachhaltigere Lieferkette führt für die Arbonia zu einer Vielzahl von Vorteilen und zeugt von Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft. Sie schafft Innovation und treibt die Entwicklung neuer Management- und Produktionsmethoden voran. Ein Grossteil unserer Gesamtemissionen entsteht in Scope 3, also der vor- und der nachgelagerten Wertschöpfungskette, so dass hier ein grosses Potenzial zur Senkung unserer Emissionen liegt. Ausserdem stiftet eine nachhaltigere Lieferkette einen betriebswirtschaftlichen Nutzen, da sie die Kontrolle über Kosten und Ressourcen verbessert und damit zu Einsparungen führen kann. Insgesamt verbessert eine nachhaltige Beschaffung und Lieferkette die Reputation, festigt Kundenbeziehungen und erhöht das Interesse von Investoren.

Die Arbonia nimmt dabei auch ihre Verantwortung bei der Wahrung der Menschenrechte und der Vermeidung von Kinderarbeit im eigenen Geschäftsbereich sowie gegenüber Geschäftspartnern sehr ernst. Die 2023 erarbeitete Richtlinie zu einer nachhaltigeren Beschaffung hat zum Ziel, die strategischen und operativen Beschaffungspraktiken der Arbonia in Einklang mit den wichtigsten internationalen Standards, dem UN-Kinderarbeitsatlas und dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) sowie der Schweizer Verordnung über Sorgfaltspflichten und Transparenz bezüglich Mineralien und Metallen aus Konfliktgebieten und Kinderarbeit (VSoTr) zu gestalten und gleichzeitig die Schritte zur Implementierung dieser Grundsätze umzusetzen. Diese Richtlinie hilft, die Beschaffungsprozesse der Arbonia inklusive ethischer Kriterien nachhaltiger und transparent auszubauen. Der Sorgfaltsprozess umfasst eine Risikoanalyse nach deutschem LkSG sowie schweizerischem Obligationenrecht und beinhaltet derzeit Lieferanten von direkten Materialien mit einem Einkaufsvolumen von mehr als CHF 0.5 Mio. Der Kontext von Beschaffung und Lieferkette umfasst jedoch nicht nur das gesamte direkte Material, welches durch Einkauf und Beschaffung in den Bestand gelangt, sondern auch indirektes Material wie Werkzeuge und Ausrüstung, Beratung und Mieten. Solche indirekten Materialien werden grundsätzlich in der Region der jeweiligen Gesellschaften bezogen. Lieferanten aus Ländern mit erhöhtem Risiko in Bezug auf «Human Freedom», «Children Labour Risk» und «Slavery Risk» werden unabhängig von der Höhe des Einkaufsvolumens geprüft. Ausserdem werden spezifische Warengruppen in die Risikoanalyse miteinbezogen. Für die Einordnung von Warengruppen und Ländern in Risikokategorien folgt die Arbonia international anerkannten Standards, wie beispielsweise dem «UN Children’s Rights and Business Atlas».

Massnahmen inklusive Bewertung der Wirksamkeit
Die Arbonia hat einen Supplier Code of Conduct (Supplier CoC) ausgearbeitet, der von der Konzernleitung verabschiedet wurde. Er wird sukzessive auf alle bestehenden Lieferanten ausgeweitet und ist Bestandteil aller neuen Lieferantenbeziehungen und Bestellungen. Darin bekennen sich unsere Lieferanten ausdrücklich zu der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, der UN-Konvention zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau und der UN-Konvention über die Rechte des Kindes. Für die Risikoanalyse der Lieferanten verknüpft die Arbonia interne Daten mit extern generierten Kennzahlen, wofür wir seit 2022 die ESG-Ratings durch EcoVadis nutzen. Lieferanten ohne externes Rating müssen auf geeignete Weise, etwa durch einen Code of Conduct, belegen, dass die Menschenrechte geachtet und insbesondere Kinder- und Zwangsarbeit unterbunden werden.

Wesentliche Risiken und deren Handhabung (eigener Geschäftsbereich und ggf. Geschäftsbeziehungen)
Zu den wesentlichen Risiken zählen vor allem Haftungsrisiken sowie ein Reputationsrisiko, etwa im Falle von ökologischem oder menschenrechtlichem Fehlverhalten bei direkten oder indirekten Lieferanten. Diese werden durch das Risiko von mangelnder Transparenz auf Seiten der Lieferanten verstärkt. Im Bereich Transport und Logistik können Risiken wie klimabedingte Unterbrechungen der Lieferkette und Lieferzeitverzögerungen auftreten. Zusätzlich besteht allgemein das Risiko steigender Beschaffungskosten.

Wesentliche Leistungsindikatoren
Der wesentliche Leistungsindikator ist der Anteil des Produktionsvolumens, bei dem die Lieferanten eine Bewertung gemäss EcoVadis oder einen Code of Conduct vorweisen.

Fokus auf nahe Lieferantenbeziehungen

Die meistgenutzten Materialien und Halbfabrikate der Arbonia bestehen aus Holz, Glas, Stahl und Aluminium. Wir arbeiten bevorzugt mit Lieferanten aus dem Europäischen Wirtschaftsraum und idealerweise mit lokalen Unternehmen zusammen. Gut 99% des gesamten Beschaffungsvolumens bezieht die Arbonia aus EU- oder EFTA-Staaten, wodurch hohe Standards in Bezug auf ökologische und soziale Kriterien verankert sind. Im Berichtsjahr wurden 86.7% des Einkaufsvolumens von lokalen Lieferanten bezogen, das heisst aus Ländern, in denen wir mit eigenen Produktionsstandorten aktiv sind. Dies verbessert die Kontrolle über die Produktionsmodalitäten im Vergleich zu einer Partnerschaft mit Lieferanten aus entfernten Regionen.

Kompetenzaufbau und Lieferantenbewertung

Als Unternehmensgruppe stärken wir kontinuierlich das Bewusstsein für ökologische und soziale Faktoren beim direkten und indirekten Einkauf. Dafür schulen wir die Mitarbeitenden unserer Einkaufsabteilungen mit Modulen der EcoVadis Academy und einem Compliance-E-Learning zum Thema faire Lieferketten. Zudem wird der Ausbau des Category Management fortgesetzt, welches unter anderem Rahmenbedingungen für den strategischen Einkauf setzt und gesellschaftsübergreifende Vereinbarungen mit Lieferanten trifft. Darüber hinaus sammelt und evaluiert es kontinuierlich Marktinformationen, um frühzeitig auf potenzielle Risiken in der Lieferkette eingehen zu können. Die Category Manager sorgen auch für die Einhaltung der Richtlinie zur nachhaltigen Beschaffung sowie den Einsatz des Supplier CoC.

Wir verwenden EcoVadis-Ratings unserer Lieferanten, um externe Risikobewertungen in den Lieferantenbewertungsprozess einzubeziehen. Aktuell werden Lieferanten von direkten Waren mit einem Umsatzvolumen ab CHF 0.5 Mio. bewertet. Wird das EcoVadis-Rating nicht durchgeführt, muss der Lieferant einen Code of Conduct vorweisen. Demnach wurden im Berichtsjahr 54.2% des Einkaufsvolumens der direkten Waren durch solche Risikobewertungen abgedeckt (Vorjahr 48.5%). Die Risikoanalyse soll fortlaufend auf alle direkten Lieferanten ausgeweitet und später auch auf indirekte Lieferanten angewendet werden. Über alle Warengruppen liegt die Abdeckung mit Risikobewertungen bei 29.6% (Vorjahr 26.2%). Neben der beschriebenen Lieferantenbewertung führt das Category Management punktuell Gespräche mit Lieferanten und besucht diese vor Ort, um bessere Einblicke in deren Praktiken und Risiken zu erhalten sowie etwaige Verbesserungspotenziale zu identifizieren.

Nachhaltigere Materialbeschaffung

Bei der Beschaffung des Rohstoffs Holz spielen Zertifizierungen nach PEFC und FSC® eine zentrale Rolle für die Gesellschaften der Business Unit Holzlösungen. Diese Zertifikate sind essentiell, da sie die ökologische und soziale Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette gewährleisten und sicherstellen, dass das Holz aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt.

Erwartungen der Kundschaft

Auch auf Kundenseite werden vermehrt Audits durchgeführt, um festzustellen, ob die Arbonia Nachhaltigkeitskriterien einhält. So prüfen die Kunden von Invado regelmässig, welche Materialien die Gesellschaft für die Herstellung von Türen und Zargen verwendet und woher die Rohstoffe stammen. Auch aus diesem Grund arbeitet die Arbonia vorzugsweise mit Lieferanten zusammen, die sich seit Jahren bewährt haben.