Finanzkommentar 2024 Uwe Schiller (CFO)
Geschätzte Leserinnen und Leser
Der Verkauf der Division Climate (ehemals Division HLK) hat das Jahr 2024 dahingehend geprägt, dass die neue Arbonia den Fokus ausschliesslich auf das Türengeschäft gelegt hat. Obwohl sich der Verkauf in die Länge zog und der endgültige Vollzug daher erst am 26. Februar 2025 stattfand, hat die Arbonia die Zeit genutzt und sich intensiv auf die Zukunft als reiner Türenhersteller vorbereitet und konnte mit weiteren Akquisitionen die Marktführerschaft bei Innentüren in Kontinentaleuropa durch die Erschliessung neuer Märkte und Vertriebskanäle übernehmen.
Wie im letzten Jahr wird auch 2024 die Division Climate als aufgegebener Geschäftsbereich in der Konzernrechnung ausgewiesen, da der Abschluss des Verkaufs erst am 26. Februar 2025 stattfand. Konkret bedeutet dies, dass in der konsolidierten Erfolgsrechnung das Ergebnis der Division Climate lediglich in einer Zeile als aufgegebener Geschäftsbereich ins Konzernergebnis der Arbonia Gruppe einfliesst. In der Bilanz werden die Aktiven und Passiven der Division Climate als «zur Veräusserung gehaltene Vermögenswerte» respektive als «Verbindlichkeiten im Zusammenhang mit zur Veräusserung gehaltenen Vermögenswerten» ausgewiesen.
Allgemeines
Der massive Rückgang der Neubautätigkeit im Wohnungsbau in dem für die Arbonia wichtigsten Markt Deutschland hat sich auch 2024 weiter fortgesetzt. Hauptgründe hierfür waren gestiegene Zinsen, ein anhaltender Fachkräftemangel in der Bauindustrie sowie steigende Materialkosten. Gleichzeitig trug die steigende Nachfrage nach Wohnraum in urbanen Gebieten sowie die hohe Nettozuwanderung zur Stabilisierung der Renovationsmärkte bei. So verzeichnete die Renovationstätigkeit in Deutschland einen leichten Anstieg, allerdings aufgrund der oben genannten Gründe auf tiefem Niveau.
Die Abhängigkeit vom deutschen Markt konnte die Arbonia mit der Akquisition der spanischen Unternehmung Dimoldura im Mai 2024 und der tschechischen Firma Lignis im Juli 2024 verringern. Vor allem mit Dimoldura konnten die Märkte in Spanien, Portugal und Frankreich und mit Lignis in Tschechien neu erschlossen werden. Die Arbonia profitierte von diesen wachsenden Märkten wie Spanien sowie jenen in Zentral- und Osteuropa.
Neben der Erschliessung neuer Vertriebskanäle, insbesondere im Baumarktbereich (DIY), konnte auch das Objektgeschäft gestärkt und ausgebaut werden: Die Arbonia gewann vermehrt Grossaufträge wie Spitäler, Hotels, öffentliche oder private Überbauungen. Damit hat sich die Arbonia im Objektgeschäft etabliert und kann weiteres Wachstum aus diesem Bereich generieren.
Alle neuen Anlagen in den Werken sind geliefert und die Optimierung der Produktion zur Steigerung der Effizienz findet momentan statt. Im hochautomatisierten Werk in Prüm konnte die Arbonia ein Werk für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) im Januar 2025 in Betrieb nehmen, womit der Standort einen grossen Teil seiner eigenen Energie aus den Holzabfällen erzeugt und dadurch den CO2-Ausstoss nachhaltig senken kann. Ebenfalls leistet diese Anlage einen positiven Beitrag zu den Energiekosten.
Neben der Fokussierung auf das Türengeschäft konnte die Arbonia im Geschäftsjahr 2024 eine nicht betriebsnotwendige Immobilie in der Schweiz verkaufen, was zu einem Sondergewinn von CHF 28.8 Millionen führte. Dieser Verkaufsgewinn, sowie weitere Sondereffekte im Zusammenhang mit den Akquisitionen Dimoldura und Lignis sowie diversen Personalanpassungen führten auf EBITDA-Stufe zu totalen Sondereffekten von CHF 24.6 Mio.
Die nachfolgenden Erläuterungen zur Erfolgsrechnung und Bilanz fokussieren auf die fortzuführenden Geschäftsaktivitäten, d.h. grösstenteils auf die Division Türen. Dort wo erwähnt, werden zur Illustration und zum Vergleich die fortgeführten Geschäftsbereiche ohne Sondereffekte diskutiert.
Ergebnisrechnung aufgrund von Akquisitionen und Sondereffekten beeinflusst
Im Berichtsjahr 2024 erzielte die Arbonia einen Nettoumsatz von CHF 556.3 Mio., was einem Anstieg in Schweizer Franken von 10.2% gegenüber dem Vorjahr (CHF 504.6 Mio.) entspricht, dies aufgrund der Akquisitionen von Dimoldura und Lignis. Währungs- und akquisitionsbereinigt (organisch) betrug der Rückgang –5.4%, was zu einer Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (–8.2%) führte. Der Rückgang ist vor allem aufgrund weiterhin gesunkener Volumen als Folge des andauernden Rückganges der Neubautätigkeit im Wohnungsbau in Kombination mit steigenden Durchschnittslohnkosten und negativen Wechselkursen zurückzuführen.
Die Division Climate als aufgegebener Geschäftsbereich erzielte in der gleichen Periode einen Nettoumsatz von CHF 563.2 Mio. was ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr (–3.8%) darstellt.
Die Arbonia weist ein EBITDA für das Jahr 2024 von CHF 66.3 Mio. aus, was einem Anstieg von CHF 34.4 Mio. entspricht und einerseits durch die bereits dargelegten Sondereffekte in Höhe von total CHF 24.6 Mio. begründet ist. Die Akquisitionen von Dimoldura und Lignis tragen andererseits mit CHF 10.2 Mio. dazu bei. Bereinigt um diese Effekte beträgt das EBITDA CHF 31.5 Mio., was gegenüber dem Vorjahres- EBITDA von CHF 31.9 Mio. einer Reduktion um CHF –0.5 Mio. oder –1.5% entspricht. Ein konsequentes Kostenmanagement und eine operationelle Effizienz haben dazu beigetragen, dass aus dem währungs- und akquisitionsbereinigtem Umsatzverlust von –5.4% eine EBITDA Reduktion von –1.5% resultiert.
Die Abschreibungen und Amortisationen steigen gemäss den Erwartungen aufgrund der hohen Investitionen aus der Vergangenheit. Die Amortisationen auf immaterielle Vermögenswerte aus den Akquisitionen nehmen primär aufgrund der Akquisitionen von Dimoldura und Lignis zu.
Das Konzernergebnis fiel im Geschäftsjahr mit CHF 8.3 Mio. positiv aus, was im Vergleich zum Vorjahr (CHF –17.2 Mio.) einer Verbesserung um CHF 25.5 Mio. entspricht. Daraus errechnet sich ein Gewinn von CHF 0.12 pro Aktie (Vorjahr: CHF –0.25 pro Aktie). Die Verbesserung ist primär auf den Verkaufsgewinn von CHF 28.8 Mio. einer nicht betriebsnotwendigen Immobilie zurückzuführen.
Nettoumlaufvermögen aufgrund der Akquisitionen gestiegen
Das Nettoumlaufvermögen per Ende Jahr 2024 belief sich auf CHF 51.0 Mio., was ein Anstieg von CHF 18.2 Mio. im Vergleich zur Vorjahresperiode (CHF 32.8 Mio.) ergibt. Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf den akquisitionsbedingten Anstieg der Warenvorräte von CHF 20.4 Mio. zurückzuführen. Gesamthaft beträgt der Anteil von Dimoldura und Lignis am Nettoumlaufvermögen CHF 21.5 Mio. Bereinigt um diese Akquisitionen konnte das bereits niedrige Nettoumlaufvermögen nochmals leicht gesenkt werden.
Cash Flow und Nettoverschuldung
Der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit beträgt CHF 41.3 Mio., was einer Reduktion von CHF 59.7 Mio. im Vergleich zu 2023 (CHF 101.0 Mio.) entspricht. Für die fortgeführten Geschäftsbereiche beträgt der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit CHF 37.4 Mio. Dies bedeutet ein Rückgang um CHF 15.3 Mio. im Vergleich zum Vorjahr (CHF 52.7 Mio.). Grund dafür sind deutlich höhere bezahlte Gewinnsteuern sowie höhere Zinskosten als Folge des gestiegenen Finanzierungsbedarfs. Die Investitionen sind im Vergleich zum Vorjahr weiter rückläufig und beliefen sich im Jahr 2024 auf CHF 50.1 Mio. (Vorjahr CHF 59.1 Mio.).
Die Nettoverschuldung per Ende 2024 betrug CHF 357 Mio. im Vergleich zu CHF 209 Mio. per Ende 2023. Der Anstieg von CHF 148 Mio. ist zum grossen Teil auf die Akquisitionen von Dimoldura und Lignis zurückzuführen (CHF 135 Mio.).
Die Aktionäre werden im Jahr 2025 am Erlös aus dem Verkauf der Division Climate beteiligt. Die bereits angekündigte Nennwertreduktion von CHF 4.00 sowie die Dividende für das Jahr 2023 von CHF 0.30 pro Aktie wird der Generalversammlung zur Ausschüttung vorgeschlagen. Ebenso wird der Generalversammlung eine Dividende für das Jahr 2024 von CHF 0.33 pro Aktie sowie eine Sonderausschüttung von CHF 1.20 zur Ausschüttung vorgeschlagen.